Vadas Ferenc (szerk.): A Wosinszky Mór Múzeum Évkönyve 15. (Szekszárd, 1990)

Handelsbeziehungen - Csanád Bálint: Gedanken über den Handel und „Handel” im 7. Jh. in den osteuropäischen Steppen

komposition wegen nicht erfassen, anderseits bietet sie aber der Forschung eine Reihe von Funden, die teilweise auch als Handelswaren bezeichnet worden könn­ten, wie z.B. Gläser, glasierte Keramik, Amphoren und besonders interessant sind hier auch die Kameldarstellungen und -Knochenfunde. 6 Wären wir darauf ange­wiesen, den Handel des chasarischen Kaganates ausschließlich aufgrund der archäologischen Funde rekonstruieren zu müssen, stünde also vor uns ein völlig falsches Bild. Es ist aber noch ein verhältnismäßig günstiger Forschungsstand, wo man Fundobjekte überhaupt mit ausführlichen Quellenangaben konfrontieren kann. Wesentlich schwieriger ist die Lage bei der Bewertung der von Jordanes oft zitier­ten Aussage über den Pelzhandel der Onogur-Bolgaren (Hunuguri... ab ipsis pel­lium murinarum venit commercium...). Diese Onoguren sind gegen Mitte des 5. Jh. schwerlich anderswo als im Kuban- bzw. Azow-Gebiet zu suchen. 7 Da aus naturgeographischen Gründen die erwähnten Pelze nicht aus dieser Gegend stammen können, ist der Platz frei für Hypothesen, über deren Herkunft. Natürlich kommt immer das Kama-Ural-Gebiet in Frage, dessen Pelzexport aus späteren Quellen gut belegt ist. 8 Wer und wie die große Strecke von der Kama­Mündung bis Kerc mit den Waren an der Volga flußauf- und -abwärts im 5. Jh. zurückgelegt hat, ist völlig unbekannt. Die Silberschalen der sog. Byzantinischen Antike wurden schon mehrmals in der Forschung betrachtet. Aber nur die Byzan­tinologen und diejenigen, die sich ausschließlich für die europäische Geschichte interessieren, kommen auf die Idee, sie mit der Information von Jordanes in Ver­bindung zu bringen. Die Bewertung dieser Goldschmiedearbeiten ist jedoch viel mehr komplex. Es ist wahr: die Art und Weise, wie diese Funde publiziert wurden, hat die angemessene Untersuchung nicht erleichtert. Einerseits betrachten die Arbeiten über die byzantinische Kunst und Geschichte ausfuhrlich die erwähnten Silberwaren, andererseits besprechen die Publikationen über die sassanidische bzw. mittelasiatische Kunst genauso eingehend die aus demselben Gebiet stam­menden mittelasiatischen Goldschmiedearbeiten. Dasselbe passiert mit den Solidi und den Drachmen in der Numismatik: die Forscher schenken den Anga­ben und Ergebnissen anderer Wissenschaften, die sich sonst mit der gleichen Periode und mit derselben geographischen Einheit beschäftigen, keine Aufmerk­samkeit. 9 Die Mehrzahl der bisherigen historischen Analysen der erwähnten Funde verliert aber durch zwei, schwerwiegende Tatsachen ihren chronologischen Aus­gangspunkt. Zuerst müssen wir berücksichtigen, daß ein Teil dieser Fundstücke, die ans Tageslicht kamen, gemeinsam aus demselben Schatz stammen. Zweitens ist es genauso ein entscheidender Umstand, daß auch Schmuckgegenstände von lokaler Herstellung oft in diesen Schätzen vorkommen, und die genannten Ohrge­hänge, Glasperlen und Armreifen erst aus dem 9-10. Jh. stammen. 10 Und wenn wir zuletzt hinzu fügen, daß aus einigen Funden auch sassanidische Drachmen und byzantinische Solidi gerettet worden sind, wird es umso bedauerlicher, daß es ein­fach niemandem einfiel, die Schatzfunde der Kama-Ural-Gegend in ihrer ursprünglichen Einheit zu veröffentlichen. Mit der Warnung also davor, weitge­hende chronologische und infolgedessen historische Schlußfolgerungen aus den byzantinischen und mittelasiatischen Fundstücken des Ural-Gebiets zu ziehen, lassen wir nun diesen Teil Europas zurück, jedoch ohne darauf verzichtet zu haben, die Frage der frühmittelalterlichen Steppen untersuchen zu wollen. 13

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