G. Vámos Mária – Szilágyi Miklós (szerk.): A Szekszárdi Béri Balogh Ádám Múzeum Évkönyve 4-5. (Szekszárd, 1975)

B. Thomas Edit: Arius-Darstellung. Eine römerzeitliche Ziegeltzihzeichnung aus Kisdorog in Pannonien

Während der Bogen, der die Basis der ganzen Komposition bildet — wie erwöhnt — mit der Fingerkuppe auf dem ziegeiförmig ausgebildeten Lehm eingezeichnet wurde, hat man die Figur, den Anker und die Buchstaben mit einem eine dünne Spur (etwa 3—4 mm) hinterlassenden Stäbchen oder Holz­stück gleichfalls in den rohen Ton eingeritzt. Aus der Anhäufung der Ton­klümpchen können wir auch fast die Richtung der Linienzüge verfolgen. Auf dem Ziegel steht demnach mit in oranter Haltung ausgestreckten Ar­men (Abb. 5) eine kahle Person in einer mit Clavi und Zingulum verzierten bzw. begürteten Dalmatik. Die Gestalt hält in ihrer Rechten einen kurzen Hirtenstab und neben ihr befindet sich, als Symbol ein Anker (Abb. 7), fer­ner wurde unter ihrem linken Arm (Abb. 8) eine auf die Formel palma eme­rita verweisende PE-Ligatur und ein Kreuz eingeritzt. Zum Schluss steht oben auf dem Ziegel, als Inschrift das Wort ARIO (Abb. 6). Als der Ziegel im Museum von Szekszárd gereinigt vor uns stand, schien es uns, dass es sich lohnen wird, sich mit dem Gegenstand eingehender zu befassen und zu versuchen, seine Darstellung zu enträtseln. Ein Ziegel, der mit seiner Ritzzeichnung etwas (ausdrücken bzw. mitteilen will, 10 ist keine sel­tene Erscheinung in Pannonién und es kommt auch häufig vor, dass man diese Ziegel im 4. Jahrhundert in spätrömischen sog. Ziegelgräbern legte bzw. verwendete. Der Grossteil der Ziegelritzungen mit christlichem Inhalt kommen in Pan­nonién aus Gräbern zum Vorschein. Diese Ziegel haben die alten Christen nicht als Grabstein, zur äusseren Bezeichnung der Gräber gebraucht, sondern wollten durch die sozusagen für sich selbst, für das Grab und das Jenseits, als Glaubensbekenntnis mit je einem symbolischen oder figürlichen christlichen Zeichen versehenen Ziegel ihre Zugehörigkeit ausdrücken. 11 Auch der aus Kisdorog eingelieferte Ziegel mit der Inschrift ARIO stammt —• laut Erzählung der Auffinder — aus einem solchen sog. Ziegelgrab und wie dies aus dem Inventarbuch hervorgeht, wurden sogar mehrere Ziegel des Grabes in das Museum von Szekszárd eingeliefert. Gleichfalls aus der Be­schreibung und Zeichnung des Inventarbuches geht hervor, dass auch auf den übrigen aus demselben Grab stammenden Ziegeln dieselbe mit der Finger­kuppe gezeichnete bogenförmige Serien- bzw. Arbeitsmarke zu sehen ist, als welche die unter den Füssen der stehenden Figur fast deren Basis bildet. — Aus diesem scheint offenbar zu sein, dass sämtliche Ziegel des Grabes zu ein und derselben Zeit und am selben Ort, also in derselben Ziegelei hergestellt worden sind. Eine eigene Erörterung würde die Frage beanspruchen, unter welchen Umständen sie gemacht wurden und wie man die Ziegelritzungen christlichen Inhaltes bestellt hat? Sind sie zur freien Blütezeit des Kultes gefertigt worden oder soll man in ihnen vielmehr die bescheidene Offenbarung der Glaubensbe­kenntnis der in die Illegalität verdrängten Christen erblicken? Die Lösung dieser Frage können wir uns jetzt nicht zum Ziele setzen, jedoch kann schon zur Zeit soviel festgestellt werden, dass in der Umgebung der heutigen Ort­schaft Kisdorog eine christliche Person oder eine ganze christliche Gemein­schaft gelebt hat, die für das Grab irgendeines verehrten Mitgliedes aus einer nicht weit gelegenen Ziegelei, vermutlich noch zu dessen Lebzeiten, Ziegel bestellt hat. 80

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