G. Vámos Mária – Szilágyi Miklós (szerk.): A Szekszárdi Béri Balogh Ádám Múzeum Évkönyve 4-5. (Szekszárd, 1975)

B. Thomas Edit: Arius-Darstellung. Eine römerzeitliche Ziegeltzihzeichnung aus Kisdorog in Pannonien

Im Zusammenhang mit der Beschreibung der Dalmatik wurde bereits Hra­banus erwähnt, laut dem die in Dalmatik gekleidete Figur mit den ausgestreck­ten Armen an ein Kreuz erinnert. Vielleicht kann auch angenommen werden, dass der Zeichner, der die Gestalt auf den Ziegel setzte, mit einer solchen Darstellungsweise an das Kreuz erinnern wollte oder zumindest die Figuren von solchem Typ ihm bekannt waren. — Obwohl die Arianer über das göttliche oder menschliche Wesen Christi diskutiert haben, war ihnen das Leben Chri­sti, sein Leidensweg, sein Kreuztod und das Kreuz, als Symbol all dessen nicht fremd, ja sie verehrten und gebrauchten sogar das Zeichen des Kreuzes. Überblicken wir kurz die schematischen Darstellungen der Figuren mit ausgestreckten Armen — die mehr oder weniger ausgearbeitet bzw. einmal abstrahiert, ein anderesmal überschmückt erscheinen, so sehen wir, dass wir deren Ursprung in Ägypten bzw. in Nordafrika finden. Die Darstellungen kön­nen ursprünglich aus zwei Motiven, einerseits aus dem Anch, aus dem Nil­Schlüssel, aus dem Symbol des Lebens und der Fülle, andrerseits aus dem Kreuz abgeleitet werden. 62 Dem einfachen Kreuz (Abb. 11 1) folgt das mit sich der Mitte zu bogen­förmig verschmälernden Armen 63 (Abb. 11 2). Das Anch bildet eigentlich an der Stelle des oberen senkrechten Gliedes des Kreuzes eine Schleife (Abb. 11 3). Wird dieses Zeichen an den Enden der Arme mit waage- bzw. senkrechten Hasten abgeschlossen, so wirken diese fast als Beine und Arme 64 (Abb. 11 4). Befindet sich statt der Schleife an der Stelle des oberen Gliedes ein Kreis (Abb. 11 5), so nähert sich das Motiv stark der anthropomorphen Abfassung, 65 die mit den früheren Tanit-Darstellungen (Abb. 11 6) und den anthropomor­phen Kreuzdarstellungen verwandt ist. 66 Zuweilen wollen diese der Form nach stark schematisierten Darstellungen inhaltlich alles ausdrücken, wie wir dies auf einer Komposition sehen 67 (Abb. 11 7), wo das anthropomorphe Kreuz oben zu einem Hirtenstab umgestaltet ist, während beide Seiten zu schemati­sierten oranten Figuren ausgebildet wurden. Fast das gleiche Motiv erscheint, nur mit noch reicher gegliederter Zeichnung auf einer anderen frühchristli­chen Stele 68 (Abb. 12 1). Das Motiv gliedert sich weiter, wird immer ausführli­cher, 69 (Abb. 12 2, 3) bis es schliesslich fast eine Menschengestalt annimmt, 70 (Abb. 12 4) so wie es an einer koptischen Stele des Museums zu Kairo ersicht­lich ist. Diese Abfassung liegt schon der Zeichnung der Gestalt auf dem Ziegel von Kisdorog, der Darstellung des Arius ganz nahe (Abb. 12 5). Stellenweise verliert die anthropomorphe Grundform infolge ihrer übermässig geschmück­ten Einzelheiten ihren Charakter und Gehalt und wird — indem das Wesent­liche verschminkt wird — fast nur mehr zu einem Ziermotiv. 71 (Abb. 13 1, 2,3.) Mit unserem kurzen Ufoerblick wünschten wir zu veranschaulichen, wie aus der Kombination des Nilschlüssels und des Kreuzes ein anthropomorphes Motiv wird bzw. wie sich unter dem Einfluss des Stils der ägyptischen und nordafrikanischen Stelen jene charakteristische Formbearfoeitungsweise aus­bildet, in der auch unsere pannonische Arius-Darstellung wurzelt. 72 Vielleicht stehen wir der Wirklichkeit nicht fern, wenn wir annehmen, dass der Ziegel von Kisdorog mit der Arius-Darstellung von einer solchen ägypti­schen oder nordafrikanischen Person gefertigt worden ist, für die diese Darstel­lungsweise natürlich war und als sie — wenn auch nur in einem Grabe ver­borgen — ein Denkmal stellen wollte, die in ihrer Heimat gewohnte Aus­drucksform wählte. 98

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