Almássy Katalin – Istvánovits Eszter – Kurucz Katalin (szerk.): Das Gold von Nyíregyháza / Archäologische sammlungen in Nyíregyháza 1. (Nyíregyháza, 1997)

IV. Awarische Fundkomplexe mit Goldgegenständen

Grabfunden. Man findet in dem in den ersten Jahrzehnten des 7. Jahrhunderts besiedelten Gebiet den Nachlaß sowohl der innerasiatischen (z.B. Kótaj) und mittelasiatischen (z.B. Buj) als auch der osteuropäischen Steppenkomponente (z.B. Tisza vasvári-Koldusdomb). Anhand der bislang bekannt gewordenen Funde kann davon ausgegangen werden, daß es in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts im Gebiet Nyíregyháza-Kótaj bzw. Tiszavasvári-Tiszadada jeweils ein lokales Zentrum gab. Der größte Teil des awarenzeitlichen Goldes der Sammlung stammt aus dem bis 626 andauernden „goldenen Zeitalter", wenngleich die Deponierung solcher Gegenstände in Gräbern auch später noch beobachtet werden kann. Den hier vorgestellten Schmuck hatte man aus jenen Solidi angefertigt, die Teil des bis zur erfolglosen Belagerung von Byzanz jährlich regelmäßig eintreffenden Goldtributs waren. An diesen Zeitraum lassen sich ein gelochter und am Hals getragener Solidus (siehe unten!) sowie fünf an drei Fundorten (Buj, Tiszadada, Tiszavas­vári-Koldusdomb) zum Vorschein gelangte Ohrringe binden. Um 670 strömten erneut asiatische Teilvölker ins Karpatenbecken, die zwar das A warenreich organisatorisch umgestalteten, das awarische Siedlungsnetz im Gebiet des Komitats aber nicht wesentlich erweiterten. Auch sie ließen sich eher in dem zur Besiedlung am besten geeigneten Teil nieder, in den Fluren der Nyírgegend (Tiszaeszlár, Tiszalök, Tisza vasvári). Ihre Ostgrenze bildete weiterhin die Linie Nagyhalász-Kemecse-Napkor-Nagykálló. Die Zugewanderten grün­deten neben den Siedlungen der ortsansässigen Einwohnerschaft neue Siedlungen und eröffneten Gräberfelder (z.B. Tiszaeszlár-Sinkahegy). Während das Ethnikum des in Tiszavas­vári-Petőfi út freigelegten Gräberfeldes aus der osteuropäischen Steppe kam, waren die Gräber von Tiszalök-Kövestelek Bestattungen einer Gemeinschaft asiatischer Herkunft. Im Gräber­feldteil von Tiszalök mit mehr als 100 Gräbern konnte trotz Plünderungen ein kon­tinuierliches Weiterleben bis ins 8. Jahrhundert beobachtet werden. Für Einwohnerschaft des 9. Jahrhunderts gibt es mangels systematischer Forschungen bislang keinen gegenständlichen Beweis. Da jedoch weder die bulgarischen noch fränkischen Feldzüge dieses Gebiet berührten, ist anzunehmen, daß die örtliche Bevölkerung die Landnahme von Árpáds Volk im Kar­patenbecken erlebt hat. Nach dem bis 626 dauernden „goldenen" Zeitalter versiegt der Goldzufluß für die Ein­wohnerschaft des Gebiets ein halbes jahrhundertlang. Erst mit den Ankömmlingen der zweiten awarischen Einwanderungswelle taucht - als Zeichen ihrer guten Beziehungen zu Byzanz - in unserer Gegend erneut Gold auf. Dieses Zeitalter wird durch ein Ohrgehänge (Tiszavasvári­Petőfi u.) und die Beschläge zweier Waffengürtel (Tiszaeszlár, Tiszalök) vertreten. In den nordöstlichen, von den Gepiden unbewohnt gelassenen Gebieten nördlich der Linie Tiszafüred-Derecske lebten im 6. Jahrhundert wahrscheinlich vereinzelt schon Ostslawen. Eine frühe slawische Besiedlung größeren Ausmaßes kann archäologisch heute noch nicht belegt werden. Erwähnenswert ist der - überwiegend in Siedlungen gefundene - gegenständliche Nachlaß ihrer im 7.-8. Jahrhundert einsetzenden Ansiedlung in der Szatmárer Gegend. Auch clie aus den Händen der Awaren erhaltenen Rangabzeichen ihrer Stammesführer, die weißsilbernen (Záhony) und goldenen (Mátészalka) Riemenzungen ihrer Waffengürtel, sind vom Szatmárer Gebiet bekannt. Bei letztgenannter handelt es sich um die einzige in Gold gegossene spätawarische Riemenzunge des Karpatenbeckens. Sie wird jedoch nicht im Jósa-András­Museum, sondern im Umgarischen Nationalmuseum aufbewahrt. 83

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