Istvánovits Eszter: International Connections... (Jósa András Múzeum Kiadványai 47. Aszód-Nyíregyháza, 2001)

Marcin Biborski - Piotr Kaczanowski: Zur Differenzierung der spätkaiserzeitlichen und frühvölkerwanderungszeitlichen Bewaffnung im Barbaricum

In der Frühphase der Völkerwanderungszeit kommen im Karpatenbecken zahlreiche zweischneidige Schwerter mit langer und sehr langer Klinge vor, die der Form nach den Exemplaren nahekommen, die in den meisten Gebietendes Barbaricums anzutreffen sind. Es sind dies vor allem Schwerter mit facettierter oder im Querschnitt linsenförmiger Klinge und kurzer Griffangel, z.B. Tiszadob-Sziget, Gr. 34 (Abb. 5: 3 - ISTVÁNOVITS 1993, 110, Abb. 16: 1). Manche von ihnen werden von den aus anderen Gebieten nicht bekannten Varianten von Ortbändern begleitet (z.B. Hortobágy, Hügel 2 - ein kreisrundes Exemplar; Abb. 5: 5 - ZOLTAI 1941, 304, Taf. XIV: 5). Bei den anderen Schwertern der Stufe D handelt es sich um Exemplare mit sehr langer Klinge und breiter, einzeln vorhandener Blutrinne, z.B. Újhartyán (Abb. SA­BONA 1961,192, Abb. 1), Tiszavalk, Grab 6 (Abb. 5:4- GARAM-VADAY 1990, 182, Abb. 11). Darüber hinaus zeichnet sich deutlich eine Gruppe von Schwertern mit stabförmiger, rhombischer Parierstange ab. Sie sind im Horizont der Schildbuckel vom Horgos-Тур vertreten. Ihre Klingen sind lang und flach-linsenförmig im Querschnitt. Manchmal weisen sie in der Griffangel eine Öffnung zur Befestigung des Griffes auf. Nach J. Werner leiten sich die Parierstangen dieses Typs von den ostiranischen Schwertern her, die von ihm der Gruppe I zugewiesen wurden (WERNER 1956, 40 ff; SZAMEIT 1984, 136 ff; MENGHIN 1995, 165 ff). Die Schwerter dieses Typs sind u.a. aus dem zuvor erwähnten Grab von Horgos (Abb. 5: 1), Schwerter mit einer Parierstange wie bei den Exemplaren von Horgos auch aus dem unpublizierten Gräberfeld von Ártánd, Gr. 30, bekannt. Sie kommen in dem ausgedehnten Raum von Burgund über Österreich, das Karpatenbecken und die Krim bis nach Abhasien vor, unbekannt sind sie dagegen im nördlichen Mitteleuropa (BIBORSKI 1978) und im Norden (z.B. BEMMANN-HAHNE 1994; BEMMANN-BEMMANN 1998; ENGELHARDT 1865; PETERSEN 1998; 0RSNES 1988). Die Interregionalität einiger Schwertformen, die im Karpatenbecken in der Frühphase der Völkerwanderungszeit in Gebrauch waren, findet ihre Bestätigung darin, daß in diesem Gebiet die an den Typ Gundremingen anknüpfenden Ortbänder (WERNER 1966), die sonst relativ oft in den gewissermaßen mit dem hunnischen Kulturmilieu verbundenen Bestattungen vorkommen, belegt worden sind. Viel schwieriger ist es dagegen, diese Beziehungen auf Grund einer Analyse der Lanzenspitzen zu bestimmen. Die in der Stufe D auftretenden Formen sind zweifellos ganz anders als die Exemplare aus dem nördlichen Mitteleuropa, z.B. Tiszadob-Sziget, Gr. 34 (ISTVÁNOVITS 1993,112, Abb. 16:3). Sie erbringen möglicherweise einen Nachweis für das Fortleben der älteren sarmatischen Traditionen der römischen Kaiserzeit in der frühen Phase der Völkerwanderungszeit. Mit den dargestellten Ausführungen ist die eingangs angedeutete, sehr umfangreiche Problematik bei weitem nicht ausgeschöpft. Einer getrennten Behandlung bedürfen wohl Waffenfunde, die unmittelbar mit dem hunnischen Kulturmilieu verbunden sind.

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