A Nyíregyházi Jósa András Múzeum évkönyve 45. (Nyíregyháza, 2003)
Régészet - Katalin Tóth: Die Lage der Frühbronzezeitforschung in Ungarn
A kora bronzkor kutatásának helyzete Magyarországon zu untersuchen. Neuer Schwung kam in die Erforschung der - neben den zweifelsohne imposanteren Teilsiedlungen etwas stiefmütterlich behandelten - einschichtigen Siedlungen der Nagyrév-Kultur (MAROSI-SOÓS 1991, H. HANNY 1997, TÓTH 1999, P. SZABÓ 1999, P. FISCHL-KISS-KULCSÁR 1999). Einer der bedeutsamsten Fortschritte wurde in der Untersuchung der ökonomischen und sozialen Organisiertheit der ein- und mehrschichtigen Siedlungen der Perjámos-Kultur erreicht (P. FISCHL 2000A). Eines der kniffligsten Probleme der Frühbronzezeitforschung war und ist der Ursprung bzw. die Herausbildung der einzelnen Kulturen und Gruppen, zu diesem Fragenkreis gehen die Meinungen der heimischen Forscher am weitesten auseinander. Ein Teil vertritt die Ansicht, die Entstehung der frühbronzezeitlichen Kulturen im Karpatenbecken könne an konkrete Migrationsabläufe gebunden werden, die ihren Ausgang überwiegend im Süden nahmen. Volle Entfaltung erlangen die Migrationstheorien in der oben schon erwähnten Zusammenfassung von István Bona (BONA 1992), in der der Verfasser den Ursprung praktisch sämtlicher im Gebiet Ungarns auftretender frühbronzezeitlicher kultureller Einheiten an Migrationsprozesse bzw. die hiesige Verbreitung der einzelnen Kulturen an eine konkrete Wanderroute (Nagyrév-Kultur) bindet und für die vom Gebiet der Somogyvár-Vinkovci-Kultur ausgehenden Wanderungen Stellung bezieht, welche nach seiner Meinung zur Entstehung zweier neuer kultureller Einheiten (Somogyvár-Ada-Gruppe und Somogyvár-Gyula-Rosia-Gruppe) geführt haben. Ein anderer Teil der Forscher legt die Betonung bei der Herausbildung der früh-bronzezeitlichen Kulturen auf das Zustandekommen eines sich über weite Gebiete intensiv ausbreitenden Beziehungssystems. Am markantesten vertritt diese Meinung István Ecsedy, der es für undenkbar hält, dass die neuen frühbronzezeitlichen Kulturen im Karpatenbecken (Makó, Somogyvár-Vinkovci, Nyírség, Nagyrév) ihre Existenz der Übersiedlung einzelner Bevölkerungsgruppen der Vucedol-Kultur oder anderer nordbalkanischer Kulturen verdanken sollen (ECSEDY 1995,16). Nach meinem Dafürhalten lassen sich die im Fundmaterial des Karpatenbeckens nachweisbaren südlichen Einflüsse nicht unbedingt an konkrete Migrationsabläufe binden, vielmehr sind in ihnen kontinuierlich einwirkende Beziehungen zu vermuten (ECSEDY 1979, 111-114). Eine der wichtigen Antriebskräfte dieses Beziehungssystems dürfte jener typische metallhandwerkliche Kreis der Frühbronzezeit gewesen sein, der vom westlichen Österreich bis zur Prut-Dnjestr-Region und von Südpolen bis nach Bulgarien mit der Herstellung der Schaftlochäxte in Zusammenhang gebracht werden kann (ECSEDY 1979,111-114; ECSEDY 1995,16-17; ECSEDY 1995 A). Den Kreis der auf dieses gemeinsame Beziehungssystem hindeutenden Gegenstände haben Rózsa Kalicz-Schreiber und Nándor Kalicz um die eine ähnliche Verbreitung wie die Kupferäxte zeigenden, aus dem Süden stammenden Henkelkrüge mit zylindrischem Hals und bikonischem Körper erweitert (KALICZ-SCHREIBER-KALICZ 1998,330, Abb. 3; KALICZ-SCHREIBER-KALICZ 1999,85). Meiner Ansicht nach gab es während der heimischen Frühbronzezeit insgesamt drei Kulturen bzw. Gruppen, von denen man auf Grund unserer jetzigen Kenntnisse ohne jeden Zweifel sagen kann, dass ihr Auftreten konkret an Migrationsabläufe zu binden ist: die Hügelgräberkultur östlicher, die GlockengefäßKultur westlicher sowie die Bevölkerung der Óbéba-Pitvaros-Gruppe südlicher Herkunft. In der Herausbildung der übrigen Kulturen und Gruppen, so meine ich, dürfte die entscheidende Rolle dem von István Ecsedy, Rózsa Kalicz-Schreiber und Nándor Kalicz umrissenen Beziehungssystem zugefallen sein - wobei kleinere Völkerbewegungen natürlich nicht ausgeschlossen werden können. Eine der wichtigen Forschungsaufgaben der nahen Zukunft ist es daher, die weiteren Antriebskräfte dieses Beziehungssystems auszuarbeiten. Übersetzt von Gotlind B. Thurmann Katalin TÓTH Tornyai-János-Museum H-6800 Hódmezővásárhely Szántó Kovács u. 16-18. 111