A Nyíregyházi Jósa András Múzeum évkönyve 43. (Nyíregyháza, 2001)
Néprajz - Sarolta F. Csiszár: Die Altardecken der reformierten Kirche von Felsőőr
A felsőőri református egyház úrasztali térítői Die Altardecken der reformierten Kirche von Felsőőr In Felsőőr ist die einzige reformierte ungarische Gemeinde des Burgenlandes beheimatet. Die Einwohner der Wachau und ihre Grundherren waren noch in der ersten Phase der Reformation zum kalvinistischen Glauben übergetreten. Die Kirche hatte reiche Mäzene, so dass sich hier bald eine der stabilsten Kirchengemeinden Transdanubiens entfaltete. Während der Gegenreformation allerdings kehrten die Grundherren wieder zu ihrem katholischen Glauben zurück und entzogen der Kirche nicht nur die bis dahin gewährte Unterstützung, sondern wurden aus ehemaligen Beschützern zu deren gnadenlosen Verfolgern. Im Laufe der Jahrhunderte musste die Gemeinde vielen Prüfungen standhalten. Um den Preis zahlreicher Kämpfe und Opfer gelang es ihr dennoch, bestehen zu bleiben. Unter den schwierigsten Umständen konnten ihre Mitglieder nicht nur ihren Glauben, sondern auch die beweglichen Güter der Kirche - Protokolle und Altargegenstände - bewahren, die den Forschern der ungarischen Kultur mit sehr vielen wertvollen Angaben dienen. Noch heute bewahrt man unter den Altardecken und anderen Textilien der Kirche ganz frühe, aus dem 18. Jahrhundert stammende Stücke auf. Ein besonders schönes Stück ist eine der in vornehmer Stickerei auf Seidengrund mit farbigen Seidenfaden bestickten Decken, die 1751 Judit Szentpéteri der Kirche schenkte. Im gleichen Zeitraum wurden auch eine Altardecke aus Seidenbrokat sowie zwei Kanzeldecken mit weißer Streifenstickerei angefertigt. Zu den wertvollsten Textilien gehören jedoch die aus dem 19. Jahrhundert erhalten gebliebenen weißen Leinenstickereien, die ursprünglich als Leichentücher dienten und als Familienstücke in sekundärer Funktion in den Gebrauch der Kirche übergingen. Das Schenken von Leichentüchern oder Trauerdecken zu kirchlichen Zwecken war auch in anderen Gebieten des Karpatenbeckens üblich. Auf diese Weise entgingen sie der Vernichtung, dienten einem edlen und frommen Zweck und wurden vor allen Dingen aufbewahrt. Im allgemeinen waren dies reich verzierte Textilien, deren bestickter Teil in der Regel als Kanzel- oder Gestühldecke weitere Verwendung fand. Einige davon verwahrt man ohne jegliche Veränderung, einfach aus Gründen der Pietät. Ihr reicher Motivschatz ist noch heute geeignet, daraus Rückschlüsse auf die Verzierungskunst bzw. Kultur eines jeweiligen Gebietes zu ziehen. Das gilt auch für die in der Kirche von Felsőőr aufbewahrten Leichentücher. Diese in drei bis vier, oftmals aber auch mehr Musterstreifen reich geschmückten Tücher mit schöner weißer Stickerei bestätigen unsere bisherigen Kenntnisse: In der Wachau war weiß die Farbe der Trauer. An den mannigfaltigen, doch konsequent angewendeten Mustern erkennt man, dass die Frauen der Wachau sich nicht nur auf anspruchsvolle, ästhetische Handarbeiten verstanden, sondern bei den Verzierungen ihrer Gegenstände mit sicherem Wissen auch die Symbole der frühen Glaubenswelt des Ungartums benützten, die sie mutig mit den Symbolen der christlichen Glaubenswelt Europas kombinierten. Mitunter kam es vor, dass sie die in den Symbolen der Ornamentik zum Ausdruck gebrachte Botschaft zusätzlich durch Monogramme und Inschriften bekräftigten, dass sie eine negative oder falsche Inschrift einflochten. Übersetzt von Gotlind B. Thurmann Sarolta F. CSISZÁR Bereg-Museum Vásárosnamény H-4801 Pf. 37.