A Nyíregyházi Jósa András Múzeum évkönyve 43. (Nyíregyháza, 2001)
Régészet - Ottó Trogmayer: Herrn Villemonts geheimsnisvolle Gürtel
Villemont úr rejtélyes övei Herrn Villemonts geheimsnisvolle Gürtel „Quidquid sub terra est, ad apricum proferet aetas" - schrieb Horatius vor kaum mehr als zweitausend Jahren. Und wie wahr das ist, beweist die folgende, im ersten Moment unglaublich erscheinende Geschichte. Unglaublich insofern, als nach allen Gesetzen der Wahrscheinlichkeitsrechnung eine nahezu verschwindend geringe Chance besteht, dass nach Ablauf von sechseinhalb Jahrhunderten innerhalb weniger Jahre der Zwilling ein und desselben Gegenstandes ans Licht kommt. Von einem solchen Fall aber ist die Rede. In dem im südlichen Schiff der Kirche des Klosters zu Ópusztaszer freigelegten Grab 182 fand man den Beschlag einer Silberblechschnalle mit Inschrift. Die Inschrift ois de vellemont besteht aus Minuskeln und wird von einer dünnen Linie umrahmt (Abb. 1). Die richtige Ergänzung des unvollständigen Namens (ein Ende des Beschlags mit dem Rahmen fehlte) bzw. dessen Originalform lautetfrancois de villemont. Selbst Vermutungen zur Lösung des Rätsels, wie der zweifellos französische Eigentümer dieses Gürtels nach Ungarn gelangt sein könnte, sind schwierig. Nach meiner Meinung, die ich zwar nicht belegen kann, dürfte sein Träger in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts gelebt haben, als das ungarische Königtum enge Beziehungen zu Frankreich pflegte. Beredte Beispiele dafür sind der bekannte Besuch des Villard de Honnecourt um 1235 und die sprunghafte Entwicklung der heimischen Gotik im fraglichen Jahrhundert. Anfang der 1970er Jahre, d.h. annähernd zeitgleich mit den Freilegungen in ópusztaszer, stieß László Selmeczi in Orgondaszentmiklós bei Karcag auf den Zwilling der obigen Schnalle (SELMECZI 1993.) (Abb. 2). Das Material und die Gestaltung des Dorns unterscheiden die beiden Schnallen voneinander. Die Schnalle von Ópusztaszer wurde aus Silber, die andere aus Bronze angefertigt. Als übereinstimmend erwiesen sich der flechtartige Rahmen, die Abmessungen, die Ausformung beider Seiten sowie der identische Prägestock des Namens. Gewiss ist also, dass sie in derselben Werkstatt entstanden. Solche Schnallen mit Inschrift und ihre Analogien hat man im 13. Jahrhundert hergestellt. Über den Zeitpunkt, wann sie in den Boden gelangten, besteht jedoch weiterhin Ungewissheit (HORVÁTH 1970.). Auch das Alter ihrer einstigen Träger ist unbekannt, was angesichts der „Dichte" der historischen Ereignisse des 13. Jahrhunderts ebenfalls nicht zweitrangig sein dürfte. Übersetzt von Gotlind B. Thurmann Ottó TROGMAYER Móra-Ferenc-Museum Szeged H-6701 Pf. 474.