A Nyíregyházi Jósa András Múzeum évkönyve 42. (Nyíregyháza, 2000)
Régészet - László Révész: Nachgrabung im Gebiet des landnahmezeitlichen Gräberfeldes von Tuzsér
Hitelesítő ásatás a tuzséri honfoglalás kori temető területén Doch deutet sein aus nicht zueinander passenden Beschlägen zusammengestellter Gürtel daraufhin, dass er wohl kaum zur Elite der damaligen Stammes- bzw. Geschlechteraristokratie oder zu den Führern des militärischen Gefolges gehört haben dürfte. Bezeichnenderweise hatte man nicht einmal ihm — ebensowenig wie den übrigen im Gräberfeld Bestatteten — ein Pferd oder zumindest Pfedegeschirr mit ins Grab gegeben. Das Grab von Tuzsér ist unter den mehr oder weniger geretteten bzw. von Archäologen freigelegten Gräbern mit Taschenplatten das einzige ohne Reiterbestattung! Ja selbst das Gräber-feld von Tuzsér steht mit diesem Phänomen in der Reihe der Fundorte des 10. Jahrhunderts im oberen Theissgebiet als Einzelbeispiel da. Allerdings ist das ärmliche Fundmaterial in den Gräberfeldern dieser Region keineswegs eine Seltenheit, und es kann auch nicht mit der Störung bzw. Unvollständigkeit der Gräber ansich erklärt werden. Betrachtet man nur die engere Umgebung dieses Fundortes, zeigt sich, dass, sofern man die vier Bestattungen mit Taschenplatte bzw. Bereitschaftsbogenköcher unter den übrigen Gräbern von Tuzsér und den benachbarten Gräberfeldern von Eperjeske oder Bezdéd ausklammert, vom Reichtum dieser legendär "reichen" Gräberfelder nichts übrig bleibt. Unter den Beigaben der restlichen 35 Gräber findet man insgesamt nicht einmal 350 g Silber! Das entspricht fast haargenau dem Gewicht der drei Silberlöffel, die unter den im Jahr 937 vor Capua als Lösegeld ergatterten Beutestücken erwähnt sind. Nachdenklich stimmt diese Tatsache selbst dann, wenn man berücksichtigt, dass das Vermögen dieser Gemeinschaft zu einem beträchtlichen Teil eher aus Vieh und solchen feinen Textilien, Seiden- und Brokatstoffen bzw. Pelzen bestand, die sich archäologisch nicht oder nur sehr selten nachweisen lassen. In einzelnen reichen Männer- oder Frauengräbern (Zemplén, Karos II/Grab 52, Geszteréd, Rakamaz, Törtei, Balotaszállás usw.) fand sich dagegen nicht nur die oben erwähnte Menge an Edelmetallen, sondern mitunter sogar das Doppelte davon. Die sozialen und Vermögensunterschiede im Kreis der landnehmenden Ungarn dürften folglich schon in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts weitaus grösser gewesen sein, als es von einem Teil der Forscher des Zeitalters vermutet wird. Es stellt sich demnach die Frage: Welchen Platz mögen die Mitglieder der Gemeinschaft von Tuzsér auf der zeitgenössischen Rangleiter eingenommen haben? Wohl kaum einen Platz an der Spitze, und auch nicht im oberen Drittel. Offenbar dürfen wir in ihnen sowie den in ähnlichen Gräberfeldern bestatteten Frauen und Männern jene Schicht des freien ungarischen Gemeinvolkes vom Anfang des 10. Jahrhunderts sehen, die ein Gutteil der Forscher schon seit Jahrzehnten so fieberhaft sucht, aber infolge irgendeiner optischen Täuschung bislang nicht entdeckt hat. Übersetzt von GotlindB. Thurmann László Révész Ungarisches Nationalmuseum H-1370 Budapest, Pf. 364. 25