A Nyíregyházi Jósa András Múzeum évkönyve 42. (Nyíregyháza, 2000)
Történelem - László Solymosi: Liste der Übeltäter der Komitate Szabolcs und Bereg aus dem Jahr 1435
Szabolcs és Bereg vármegye gonosztevőinek lajstroma 1435-ből Liste der Übeltäter der Komitate Szabolcs und Bereg aus dem Jahr 1435 László Solymosi Die häufigste Form der mittelalterlichen Strafverfolgung war die Ächtung {proscriptio). Der Palatin {comes palatínus) fuhr durch das Land und hielt im Auftrag des Monarchen, um Übeltätern Einhalt zu gebieten und in anderen Rechtsangelegen-heiten zu urteilen, regelmässig Generalversamm-lungen ab. Dazu rief er an einem vorher bestimmten Ort und Zeitpunkt den Adel eines oder mehrere Komitate zusammen. Wichtigste Aufgabe der Zusammenkunft war es, mit den Dieben, Spitzbuben und anderen Missetätern aufzuräumen. Die Anwesenden wählten 12 geschworene Beisitzer [iurati assessores), die zusammen mit der Behörde des Burgkomitats (dem Vizegespan und den Stuhlrichtern) einen Eid ablegten, sich von der Wahrheit leiten zu lassen und keinen Schuldigen zu verschweigen. Anschliessend stellten sie im Gebiet des jeweiligen Burgkomitats eine Liste aller Straftäter zusammen und übergaben diese dem Palatin. Die Liste verlas man vor der Adelsversammlung, und die darin genannten Personen wurden in Abwesenheit für schuldig erklärt und zum Tode und zur Konfiszierung ihres Vermögens verurteilt. Gleichzeitig gab man bekannt, dass jederman berechtigt sei, die geächteten Personen ohne richterliches Verfahren zu ergreifen, zu töten oder anderweitig zu bestrafen und ihre Güter in Besitz zu nehmen. Dieselbe Strafe bezog sich auf jene, die Geächtete bei sich aufnahmen. Der Palatin stellte darüber eine Urkunde aus und diese enthielt auch die Liste (registrum) der Straftäter. Im Sommer des Jahres 1435 hatte der Palatin für Szabolcs und das benachbarte Komitat Bereg eine Generalversammlung einberufen. Aus diesem Anlass wurden in beiden Burgkomitaten die Verurteilten und Straftäter konskribiert. Die Liste der Missetäter aus dem Komitat Szabolcs ist mit der vom Palatin ausgestellten Urkunde auf uns gekommen, während im Falle des Komitats Bereg, als seltene Ausnahme, die dem Palatin unterbreitete Liste erhalten blieb. Nach den beiden im Anhang veröffentlichen Registern wurden in 25 Gemeinden des Komitats Bereg 71 und in 26 Siedlungen des Komitats Szabolcs mehr als 237 Personen geächtet, und zwar überwiegend in Dörfern lebende Leibeigene oder Bürger von Marktflecken. Die Zahl der Frauen war unbedeutend. Bei den Übeltätern handelte es sich um Ungarn, Ruthenen, Rumänen bzw. Zigeuner. Die im Komitat Bereg geächteten Personen waren Diebe, Räuber, Geldfälscher und diese Aufnehmende, Zauberinnen {incantatrix, fitonissa ~ pythonissd) oder der Unzucht Bezichtigte {hereticus bzw. heretica). Im Komitat Szabolcs wurde wegen Zauberei niemand zur Verantwortung gezogen, dafür gab es hier ausser den Genannten unter anderem einen Raubmörder, Urkunden- und Siegelfälscher sowie einen falschen Zolleinnehmer. Aussergewöhnlich hoch (83%) war in Szabolcs die Zahl derjenigen, die man verurteilte, weil sie Dieben und Räubern Unterschlupf gewährt hatten. Im Komitat Bereg lautete die Anklage in den meisten Fälle auf Diebstahl (53%) bzw. illegales Geldprägen (30%). Viele der Verurteilten weilten zum Zeitpunkt der Achtung nicht mehr an ihrem Wohnort, sondern waren flüchtig. Das weitere Schicksal der Übeltäter ist unbekannt. Ein Teil von ihnen musste gewiss für seine Taten büssen. Andere dürften ihrer gerechten Strafe entgangen sein. Sie wurden von ihren Grundherren beschützt, die ihnen Straffreiheit gewährten. Denn hätten sie dies nicht getan, wären einige ihrer Güter mit der Zeit nahezu menschenleer gewesen. Ungeachtet dessen hat die Achtung mit ihrer abschrekkenden Wirkung dazu beigetragen, die Straftaten einzudämmen und die öffentliche Ordnung zu gewährleisten. Übersetzt von Gotlind B. Thurmann László Solymosi Historisches Institut der Universität Debrecen H—4010 Debrecen, Egyetem tér 1. 147