A Nyíregyházi Jósa András Múzeum évkönyve 41. - 1999 (Nyíregyháza, 1999)

Régészet - Liana Vakulenko: Beiträge zur ethnischen Bestimmung des Gräberfeldes von Solonzi/Kisszelmenc (Karpatoukraine)

Beiträge zur ethnischen Bestimmung des Gräberfeldes von Solonzi/Kisszelmenc (Karpatoukraine) Liana Vakulenko Die nahe der Gemeinde Solonzi (Ukraine, Trans­karpatengebiet, Kreis Uschgorod) gelegene, 1977— 1978 von der Universität Uschgorod/Ungvar erforschte und 1987 von V.G. Kotigoroschko in den Spalten der „Sowjetskaj a Archeológia" (KOTIGOROSCHKO 1987.) veröffentlichte Begräbnisstätte ist der Aufmerksamkeit der Forscher- so überraschend es scheint- entgangen. In den seit der ersten Publikation verstrichenen zehn Jahren wurden die Funde von Solonzi keiner eingehen­deren Analyse unterzogen, und der Verfasser der Publikation wiederholt seither bezüglich der Funktion und ethnischen Zugehörigkeit der freigelegten Objekte unverändert seine früheren Feststellungen (KOTIGO­ROSCHKO 1991.155,163). Tatsächlich kommt den Funden dieses unikalen Fundortes nicht nur im spätkaiserzeitlichen Material der Karpatenregion, sondern im Material ganz Europas herausragende Bedeutung zu. Die Klärung der damit verbundenen chronologischen Fragen sowie der kulturellen und ethnischen Beziehungen der an die Funde zu knüpfenden Bevölkerung kann nicht nur die Feststellungen im Zusammenhang mit den Ereignissen präzisieren, die sich am Ende der Spätkaiserzeit in Europa abgespielt haben, sondern zu einer wesent­lichen Modifizierung unserer Vorstellungen fuhren. Der Fundort selbst umfaßt ein 22,8x16,5 m messendes Areal, das ein 1,4-2,6 m breiterund 0,5 m tiefer Graben umgibt. Das Gelände war von einer 20­35 cm dicken Schicht aus Holzkohle, kalzinierten Knochen und Scherbenbruchstücken sowie Metall-, Glas- und Beingegenständen bedeckt (Taf. 1.1). Die Schlußfolgerungen des Ausgräbers und Verfassers der Publikation, V.G. Kotigoroschko, lassen sich kurz wie folgt zusammenfassen: Solonzi ist eine rituelle Opferstätte, wo die im nördlichen Oberen Theißgebiet lebende thrakische Bevölkerung die dargebrachten Opfer verbrannte. Den Fundort datierte er an die Wende 3./4. Jahrhundert oder eher noch in den Zeitraum Ende des 3. bis erste Jahrzehnte des 4. Jahrhunderts (KOTIGOROSCHKO 1987.190, KOTIGOROSCHKO 1991.163). Als erstes möchte ich die Chronologie des Fundortes untersuchen, ohne die man ihn wohl kaum im Kreis der europäischen Altertümer einordnen kann. Sieben der im Gräberfeld von Solonzi gefundenen, relativ gut erhaltenen und deshalb zur Formunter­suchung geeigneten Fibeln sind einteilige, obersehnige Eisenexemplare mit umgeschlagenem Fuß. Ihre Länge beträgt 4,5-7 cm, der Querschnitt ihres Bügels ist kreis- oder halbkreisförmig (Taf. 1.3-7). Eines war eine zweiteilige Fibel mit umgeschlagenem Fuß (Taf. 1.2). Als Grundlage der chronologischen Bestimmung diente V.G. Kotigoroschko die Klassifizierung der einteiligen Fibeln von A.K. Ambros, derzufolge die Exemplare mit rundem Querschnitt - die in Solonzi in der Mehrzahl waren - frühe Varianten und somit in den Zeitraum Ende 2. Jahrhundert - 3. Jahrhundert zu setzen sind. Der Querschnitt der etwas späteren Fibeln (Ende 3.-4. Jahrhundert) ist laut Ambros halbkreisförmig oder flach bzw. eckig (AMBROS 1966.58-59). Allerdings deutet die Untersuchung der einteilige Fibeln mit umgeschlagenem Fuß enthaltenden Fundkomplexe daraufhin, daß man diesen Typus im Karpatenbecken der Spätkaiserzeit nur innerhalb sehr weitergespannter Zeitgrenzen datieren kann. Die exaktere Datierung eines Fundortes, wo dieser Fibeltyp vorkommt, ist nur aufgrund von anderen datierenden Funden oder charakteristischen Zügen möglich. Die übrigen in Solonzi zum Vorschein gelangten Funde deuten auf eine spätere Benutzungszeit des Fundortes hin. Und zwar vor allem die zweiteilige Fibel mit umgeschlagenem Fuß und gewölbtem Bügel, deren Fuß abgebrochen ist. Merkmale des Exemplars sind der lang auf den Bügelansatz zurückgewickelte Draht und der gekerbte Drahring, den man am Bügel befestigte (Taf. 1.2). Die Analogien dieser aus Solonzi stammenden zweiteiligen Fibel mit umgeschlagenem Fuß sind in der Oberen Theißgegend aus der Hunnen­zeit bekannt. Im Grab 3 des spätsarmatischen Gräber­feldes von Tiszaföldvár fand man eine ähnliche gewölbte, zweiteilige Fibel mit lang zurückgewickelter Drahtverzierung und aufgesetztem Drahtring (VADAY 1989.272, Kat. 318, Taf. 108.7, Abb. 16.11) in Gesellschaft zweier Schnallen, die in den Zeitraum Ende 4. -Anfang 5. Jahrhundert zu setzen sind, sowie zweier Armringe mit verbreitertem Ende, wie sie im Westen ausschließlich in der Hunnenzeit auftauchen (VADAY 1989.8-69, 352, Taf. 108.2, 9). Eine andere A Jósa András Múzeum Évkönyve XLI. 1999. 161-172. 161

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