A Nyíregyházi Jósa András Múzeum évkönyve 3. - 1960 (Nyíregyháza, 1963)

Ujvári Zoltán: Das handschriftliche Volksliederbuch von Lajos Tasnádi (Botpalád)

DAS HANDSCHRIFTLICHE VOLKSLIEDERBUCH VON LAJOS TASNÁDI (BOTPALÁD) Der Verfasser schrieb früher einen Aufsatz 2 über die allgemeinen Fragen der ungarischen handschriftlichen Volksliederbücher. Hier gibt er die Darstellung eines handschriftlichen Volksliederbuches, dessen Material von einem ungarischen Bauern aus dem Komitat Szatmár gesammelt wurde. Der Verfasser untersucht es ausführ­lich, und betont, daß die handschriftlichen Volksliederbücher in der Übergabe der Tradition eine wichtige Rolle gespielt haben. Durch das handschriftliche Volkslieder­buch wurden Lieder, Gedichte, sogar Balladen verbreitet. Der Besitzer dieses hand­schriftlichen Volksliederbuches zeichnete die Gedichte meistens während seines Sol­datendienstes auf. Er trug die Lieder in sein Volksliederbuch ein, die er von seinen Kameraden hörte, und die seinen Beifall fanden. Nach der Dienstentlassung nahm er die Lieder in die Heimat mit. Auf diese Weise gerieten die Lieder der entfernteren Landschaften in eine neue Gemeinschaft. Der Verfasser verfolgt mit großer Aufmerk­samkeit, welchen kulturellen Einflüssen der Besitzer des handschriftlichen Volks­liederbuches ausgesetzt war, woraus man auch auf die Einwirkungen folgern kann, die die Gemeinschaft beeinflußten. Das handschriftliche Volksliederbuch bewahrt nämlich auch die Liedertexte, die nur vorübergehend in Mode waren und von der Volkspoesie nicht übernommen wurden. Die Wirkung der modischen Kunstlieder, Operettenlieder eines Zeitalters ist auch im Material dieses handschriftlichen Volks­liederbuches nachzuweisen. Das handschriftliche Volksliederbuch von Tasnádi ent­hält auch Briefe in Versen. Das Problem der Briefe in Versen wurde in der ungarischen ethnographischen Literatur kaum behandelt. Sie bilden eine besondere Gattung der Soldatenliteratur. Von ihrem Bestehen und von ihrer Anwendung haben wir eigentlich nur aus den handschriftlichen Volksliederbücher Kenntnis. Die Funktion der Briefe in Versen wird vom Verfasser ausführlich erörtert. In diesem handschriftlichen Volks­liederbuch kommt auch eine Vaterunser-Parodie vor. Der Verfasser weist auf den geschichtlichen, gesellschaftlichen und psychologischen Hintergrund, auf die Gründe der Entstehung der Vaterunser-Parodien hin, die in der ungarischen Fachli­teratur auch ziemlich vernachlässigt wurden. Allgemeine Folgerungen in Bezug auf die Briefe in Versen und die Vaterunser-Parodien kann man erst nach der Veröffent­lichung eines größeren Materials ziehen. Z. Újvár ц 175

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