Somogyi Múzeumok Közleményei 11. - A népvándorláskor fiatal kutatói 5. találkozójának előadásai (1995)

Kulcsár Mihály: Az Árpád-kori templom körüli temetők kialakulásának kérdéséhez

236 KULCSÁR MIHÁLY VORBERICHT ÜBER DIE FREILEGUNG DES ARPADENZEITLICHEN GRÄBERFELDES VON BARACS (1993-1994) Resümee Die Erforschung der bei der Kirche liegenden dörflichen Gräberfelder ist eines der zu Unrecht vernachlässigten Gebiete unserer Mittelalter­archäologie. Das liegt darin begründet, daß sich nach langwierigen Freilegungen im allgemeinen nur eine geringe Menge Fundmaterial ergibt, da ein Großteil der Gräber keine Beigaben enthält. Am typischsten ist dies für die arpadenzeitlichen Bestattungen, wo außer Fingerringen und Haarringen mit S-Ende kaum andere Gegenstände zu finden sind. Allerdings bieten die mehrfachen Superpositionen und Überschneidungen von Gräbern eine gute Möglichkeit zur Ausarbeitung der relativen Chronologie der Bestattungen. Ein großes Problem stellt dar, daß die kleine Zahl publizierter Gräberfelder lediglich als Ergebnis teilweiser Freilegungen bekannt ist. Anders verhält es sich im Falle der sog. Reihengräberfelder des Gemeinvolkes aus dem 10-12. Jahrhundert, hier stehen mehrere vollständig freigelegte und veröffentlichte Gräber­felder zur Verfügung (Kérpuszta, Majs, Halimba, Letkés-I, Pusztaszentlászló). Ihre jüngsten Gräber werden von den Münzen Ladislaus I. (1077-1095) und Kolomans (1095-1116) datiert, häufig tauchen aber auch Münzen des Königs Béla II. (1131-1141) auf. Die Bestattungen in den Reihengräberfeldern des Gemeinvolkes wurden also an der Wende vom 11. zum 12., spätestens aber in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts eingestellt. Diese Erscheinung bringt die Forschung mit der Gesetzgebung der Könige Ladislaus I. und Koloman in Zusammenhang, die die Bestattung in den Gräberfeldern bei der Kirche — den Kirchhöfen — verbindlich vorschreiben. Dement­sprechend beginnt man zu dieser Zeit, in größerer Zahl Kirchen zu errichten und in ihrem Umkreis Friedhöfe anzulegen (z.B. Dunaújváros, Kardoskút), bekannt sind uns aber auch solche Kirchen, die schon im Laufe des 11. Jahrhunderts erbaut wurden (Pátka, Visegrád-Várkert). Während Reihengräberfelder außerhalb der Dörfer zu finden sind, liegen die Kirchhöfe im allgemeinen im Inneren der Siedlungen. Dadurch kann zwischen zwei einander zeitlich folgenden Gräberfeldern einer Gemeinschaft eine größere oder kleinere räumliche Distanz bestehen, welche die Entscheidung erschwert, ob sie von ein und derselben Gemeinschaft benutzt wurden. Als Erklärung darf dies vielleicht dann gelten, wenn die Gräberfelder nahe beieinander liegen (wie z.B. im Falle von Zenta-Paphalom und Farkas tanya). Noch wahrscheinlicher ist die Kontinuität, wenn man die Kirche auf dem Gelände eines in Benutzung befindlichen Reihengräberfeldes errichtet hatte. Dieser Fall trifft vermutlich auch auf die Kirche und das Gräberfeld von Baracs-Apátszállás (Kom. Fejér) zu, wo wir in den Jahren 1993-1994 eine Rettungsgrabung durchführten. Die Steine der Kirche hatte man in der Neuzeit weggetragen, doch stießen wir auf den ausgehobenen Funda­mentgraben und konnten diesen mit der Nordmauer der einstigen Kirche identifizieren. Auf dem mehrschichtig angelegten Kirchhof legten wir 188 Gräber frei, in denen mit S-Ende versehene und andere Haarringe, Fingerringe, Gürtelschnal­len, Sargbeschläge- und nägel zum Vorschein kamen. Die in den Gräbern bzw. als Streufunde geborgenen Münzen stammen aus dem 12-13. Jahrhundert, einige Gräber allerdings waren mit Sicherheit früher, im 11. oder eventuell noch im 10. Jahrhundert ausgehoben worden. Höchstwahrscheinlich hatte man in Baracs die Kirche und den Kirchhof auf einem schon benutzten Reihengräberfeld des Gemeinvolkes angelegt. Das zeigen auch die beiden Bestat­tungen, die im Fundamentgraben der mutmaß­lichen Nordmauer der Kirche — also unter der einstigen Mauer — freigelegt wurden. Die zu den beiden Gräberfeldern gehörenden Gräber lassen sich vorerst noch nicht eindeutig absondern, dazu bedarf es eines größeren, zusammenhängenden Areals bzw. der Freilegung des gesamten Gräberfeldes. Die oben geschilderte historische Bedeutung des Fundortes und seine archäolo­gischen Gegebenheiten (die mehrfache Schich­tung, der bei Ausarbeitung der Relativchronologie eine Schlüsselposition zukommt: mitunter 5-6 Schichten) sowie das reiche Fundmaterial (geripptes Goldhaarringpaar mit S-Ende, ein­facher offener Goldring) machen dies unbedingt erforderlich.

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