Somogyi Múzeumok Közleményei 9. (1992)
Visy Zsolt: Római bronzmérleg Gyékényesről
RÓMAI BRONZMÉRLEG GYÉKÉNYESRŐL 67 ZSOLT VISY: EINE ROMISCHE SCHNELLWAAGE AUS GYÉKÉNYES Zusammenfassung Im Komitatsmuseum Somogy wird seit geräumiger Zeit eine unvollkommene Schnellwaage (statera) aufbewahrt, die unter unbekannten Umständen in Gyékényes ans Tageslicht kam (Inv.-Nr. 4784.). Ihre vorhandene Partie (Abb. 1 und Bild 1) wurde aus Bronze angefertigt, und zwar der Lastarm mit zwei Aufhängemöglichkeiten und ein Teil des Omega-förmigen ersten Gliedes der Lastkette. Die weitere Strecke des Waagebalkens bildete ein Stab, der sich genau in die Tülle des erhalten gebliebenen, rohrartigen Balkenteiles hineinpasste. Obwohl es nicht ausschließbar ist, daß auch er aus Bronze angefertigt worden war, ist es doch wahrscheinlicher, daß er aus einem Hartholzstab gedrechselt worden war, weil in einer ähnilichen Waage A. Mutz Apfel- oder Birnenholz-Roste gefunden hat. Die Schnellwaage aus Gyékényes verfügte über zwei Meßbereiche. Die zwei Aufhängemöglichkeiten gesicherten ein fortlaufendes Wiegen. Die bei der Szenteser Schnellwaage angewandte Methode ermöglicht, die metrologischen Eigenschaften sogar unvollkommener Waagen zu feststellen, einbegriffen den Wert des fehlenden Laufgewichtes. Die dazu benutzten Daten sind die Längen der Lastarme, bzw. die zu denen gehörenden, 1 Pfund Wert-Längen auf den Skalen. Im Falle der Waage aus Gyékényes messen die Lastarme 136 bzw. 53mm, Glücklicherweise ist auch die Länge für einen Pfund auf der Skala II bekannt: 11 mm (1 Pfund = 326,26 g) zwischen den Werten XV und XVI. Die bekannte Formel zu den Rechnungen ist wie folgt: t/s=P/G, wo t=Länge des Lastarmes; s=Länge für 1 Pfund Wert auf der dazugehörenden Skala; P=Wert des Laufgewichtes (in Rund); G=1 Pfund Gewichtsunterschied auf dem Lastarm (=1). Diese Formel entstand durch das Zusammenziehen zweier Formeln, die auch die Eigengewichtsangaben enthalten hatten, die aber beim Zusammenziehen ausgefallen sind. Im Falle der neuen Waage bekommt man die folgenden Daten: t2/S2=P/1 , aus der P=53/1 1, also fast genau 5 Pfund (1630,8 g). Aus dem 5 Pfund Wert läßt sich dann die Einteilungsgröße der 1. Skala errechnen: si=ti/P=1 36/5=27,2 mm, fast genau 1 1/2 digitus (1 digitus=18,48 mm). Auf der 1. Skala konnte es mindestens bis 15 Pfund gewogen werden, da der Anfangswert der 2. Skala 15 Pfund ist. Die Mindestlänge des Kraftarmes muß demgemäß 15x27,2=408 mm gewesen sein. Da aber auch 3x136=408, wurde auch diese Waage so geplant, daß die nützliche Länge des Waagebalkens der multiplizierte Wert des 1. Lastarmes ist. Dieses Verhältnis ist in diesem Fall 1:3. Der Wiegebereich der 2. Skala läßt sich ebenfalls errechnen: 48 Pfund, da die 11 mm große Pfund-Einteilung 33-mal auf der 370 mm langen 2. Skala (beginnend vom Wert XV) auf meßbar ist. Die Stelle des O-Punktes hängt von den inneren Gewichtsverhältnissen der Waagen. Die neue Waage bestätigt, daß diese Stelle schon vornherein, in Unkenntnis der genauen Eigengewichtsverhältnisse, festgestellt werden und schon bei dem Gießen angedeutet werden konnte. Diese Tatsache liefert eine wichtige Angabe zur besseren Kenntnis der Herstellung dieser Waagen und weist darauf hin, daß das Gleichgewicht mit der feinen Änderung des Diameters des hölzernen Stabes, durch die der Größe des bronzenen Knopfes am dessen Ende, oder durch die der Länge der Lastkette, im Falle anderer Waagen mit Extragewichten auf der einen oder anderen Seite auch später noch auf die richtige Stelle geschoben bzw. eingestellt werden konnte. Es ist often zu beobachten, daß die spezifischen Längen der Waagen genauen Werten römischer Längeeinheiten entsprechen. Es ist in Kenntnis ihrer Herstellungsmethode nicht bewunderlich. Der Meister mußte allein nur das Laufgewicht - entsprechend dem geplanten Verhältnis von t/s - mit einer Waage wiegen, zu allen anderen Arbeitschritten brauchte er bloß eine Meßlatte. Die angewandte Einheit war meistens der digitus. Die Schnellwaage aus Gyékényes gehört einem seltener vorkommenden Typ. Ganz ähnliche Stücke sind aus Äugst bekannt, und die Ähnlichkeit ist so groß, daß ihre Herstellung in der gleichen Werkstatt kaum zu bestritten ist. Die Herstellungs- und Gebrauchszeit ist wohl die 2. oder 3. Jh. n. Chr. Die Stelle der Werkstatt ist unbekannt, aber sie ist wohl in Italien oder in dem Alpenraum zu suchen.