Somogyi Múzeumok Közleményei 7. (1985)

V. Molnár László: Kanizsa vára a török félhold uralma alatt (1600-1690)

KANIZSA VARA A TÖRÖK FÉLHOLD URALMA ALATT (1600-1690) 93 LÁSZLÓ V. MOLNÁR: DIE BURG VON KANIZSA UNTER TÜRKISCHEM HALBMOND (1600-1690) Der Verfasser unternimmt den Versuch, die Ge­schichte der Burg Kanizsa, die zur Zeit der sogenann­ten grenzfestungskriege im Zeitraum zwischen 1600 und 1690 eine strategisch schlüsselwiohtige Rolle spielte, dem Leser nahezubringen. Anhand ernes his­torischen Quellenmoterials und von zeitgenössischen Stichen sowie der Dokumentation der archäologi­schen Ersohliessungsarbeiten durch István Mérei, macht der Aufsatz Interessenten mit der Geschichte der wahrscheinlich am Ende des 13. Jahrhunderts gebauten Burg, die kurz darauf in den Besitz der Familie Kanizsai übergegangen war, in dem 14. und 15. Jahrhundert bekannt. Man erfährt u. a. - was auch mit den Messergebnissen von Ferabosco un­termauert werden kann -, dass die ursprüngliche Festung eine 36x38 m grosse Burg mit eben massigem Grundriss und einem inneren Turm war und dass sie später mehrmals umgebaut wurde. Das letzte Mitglied der Familie Kanizsai, Orsolya (Ursula) und ihr Mann, der Palatin Tamás Nádasdy, überliessen die Burg wegen deren gewaltiger Erhaltungskosten, die sie nicht mehr tragen konnten oder wollten, dem König. Die Festung, die zwischen 1568 unf 1578 aufgrund der Pläne des italienischen Ingenieurs Ferabosco umgebaut wurde, hatte schon einen fünfeckigen, seh ildk röten artigen Grundriss, wie das zeitgenössi­sche Stiche sowie die Reis ebe schrei bun gen des Türken Evlija Tschelebi beweisen. Die Entfernung zwischen den Burgmauern machte rund 350 m, den Basteien 420 m aus. Die sogenannte mittlere Burg war wahrscheinlich 57x110 m, die äussere Burg 191­198x62-85 m gross; die Länge der Basteikanten überstieg 20 m. Ohne Zweifel war die Festung eines der wichtigsten Objekte zur Zeit der Kriege gegen die osmanisohe Pforte. Die Bausubstanz der Festung hat jedoch in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhun­derts, insbesondere unter der Herrschaft deutscher Burg kap itäme, wesentlich verschlechtert, wie sich auch die ausbleibende Soldzahlung an die 800 bis 1200 Soldaten in der Burg eine stark demoralisierende Wirkung hatte. Nach dieser Vorgeschichte bringt der Verfasser Beweismaterial dafür, wie die von Kapitän Georg Paradeiser kommandierte Burg nach ihrer Erstür­mung durch das türkische Heer (vom 8. bis 22. Ok­tober 1600), geleitet von Ibrahim Pascha, von der Pforte erobert wurde. Des weiteren kann sich der Leser mit Details jener Rückeroberungsversuche be­kanntmachen, die Erzherzog Ferdinand und General Siegfrid Kollonich im Jahre 1601 bzw. 1604 unter­nahmer). Ein Kapitel wird der Schilderung des Zentrums des Vilajets Kanizsa gewidmet. Angeschnitten werden dabei Fragen der Instandhaltung und weiteren Be­festigung der Burg während der Türkenherrschaft. László M. Molnár berichtet detailliert über die Be­sonderheiten des türkischen Systems, des Alltagsle­bens, über Bräuche und Sitten, Kulthandlungen, Bauarbeiten und -vorhaben, Handel, Bäder usw. während der Osrnanen herrsch aft und führt auch die Charakteristika des Steuersystems im osmanischen Reich ins Bild. Weitere Schwerpunkitthemen sind der vom Feld­herrn und Dichter Miklós Zrínyi geführte Kampf zur Rückeroberung der Burg Kanizsa, der Befreiungskrieg von 1661-1664, das Manöver bei Eszék (Osijek), die Erstürmung der Burg (1664) und die Ursachen deren Fiaskos. Besondere Aufmerksamkeit wird dem verlust­reichen Feldzug der Pforte im Jahre 1683 gegen Wien, den wichtigsten Manövern des Heeres der Heiligen Liga, der Rückeroberung Budas im Jahre 1686 und der Umzingelung und Kapitulation Kani­zsas im Jahre 1960 gewidmet. Nach 90 Jahren Tür­kenrterrschaft wurde die Burg Kanizsa von den Habsburgem unterworfen. Auf Befehl von Kaiser Leopold I. wurde sie, um zu vermeiden, dass sich dort „die Kurucen einnisten", in die Luft gesprengt. Abschliessend macht László V. Molnár auf die Verantwortung und die Pflicht heutiger Generationen aufmerksam, die materiellen und geistigen Überreste längst vergangener Zeiten zu wahren und zu pflegen.

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