Magyar Kálmán: Az ötvöskónyi Báthori várkastély (Somogyi Múzeum 18., 1974)
60 MAGYAR KÁLMÁN in Ötvöskónyi muss eine Steinmetzwerkstatt in der Renaissancezeit tätig gewesen sein, die mit den Baumeistern des hohen Adels von Somogy is Verbindung stand und Kunstvolle 5teinmetzarbeiten verfertigte. Ähnliche Ziegelsteine mit halbmond-und hufeisenförmigen Stempeln sind auch in Kaposszentjakab und Somogyvár aufgefunden worden. Es ist also anzunehmen, dass alle diese Denkmäler der Umbauarbeiten der ungarischen Grenzfestungen im 16. Jh. in Somogy aus einer und derselben Werkstatt stammten. Das Burgschloss besass im süd-östlichen Flügel eine Zugbürcke und ein Tor fürs Fussvolk, im südlichen Teil eine Wageneinfahrt, während die nord-westlichen und süd-westlichen Flügel mit je einem halbkreisförmigen Rondell befestigt waren. Im nord-östlichen Teil, era ende eines mit Mauerböschungen umgebenen rechteckigen Engpasses mag ein mehrstöckiger, rechteckiger Turm (?) gestanden haben. Dem von den Burgmauern umgebenen, arkadengeschmückten Hof gegenüber dem Fussgängertor schlössen sich die Räumlichkeiten Nr. l-lll. im Erdgeschoss an. Diese Räume waren bescheiden eingerichtet (ein pyramidenförmimiger Ofen, ein grauer Ofen aus Hohlkacheln). Im Obergeschoss über diesen Räumlichkeiten befanden sich feudare Säle, die mit roter, braunrötlicher und weisser Stukkatur geschmückt und mit Strichbündeln verzierten Kacheln, mit St. Cristophs Figur geschmückt, prunkvoll eingerichtet waren. Unter dem Hof und den Räumen Nr. I-Ill. befanden sich gewölbte Keller. Der Kellereingang schloss sich den beiden grossen unterirdischen Räumen Nr. I-Il. an, die in WestOst-Richtung verliefen. Bei der Erschliessung dieser Kellerräume wurden auch die Eingänge zu den Räumlichkeiten im Erdgeschoss gefunden. Gleichzeitig wurden in den 5üdund Ostmauern des Kellerraumes Nr. II zwei Schiess-5char. ten bzw. Luftöcher endeckt. Aufgrund des bisherigen Verlaufs der Freiiegungen lässt sich vermuten, dass die tonnengewölbten Kellerteile spätestens am Anfang des 16. Jhs errichtet worden sein mögen. Aus dem interressanten Fundmaterial lassen sich die prunkvolle, angestrichene Keramik, die Eisengegenstände und eine in Situ aufgefundene prachtvolle Renaissancetür aus Eichenholz hervonhaben. Im westlichen Teil des Schlossses wurden die Backöfen des terrassenartigen Hofes mit einem Wagenumlauf und einem Brunnen freigelegt. Das Jagdschloss wurde im 16. Jh. mit gestampften Erdschanzen bzw. einem durch Pfeiler befestigten Erdwall umgeben. Das Gebäude, das wiederholt Belagerungen ausgesetzt war. war ausserhalb der Schanzen auch von einer Spundwand geschützt. Von den Tischgebräuchen der mittelalterlichen Menschen zeugen zahlreiche Knochen von Rehen, Wildschweinen, Fasanen, Hasen, Hühnern, Schweinen und Rindern. Einige sehr schöne Funde (Prunkkeramik, Ofenkacheln, Leuchter, usw.) gewähren einen Einblick ins Leben der Schlossherren und ihres Schlossgesindes in den 16. und 17. Jahrhunderten. Das Alltagesleben in der Zeit der Báthoris (in der ersten Hälfte des 16. Jhs (wird - über die archäologischen Funde hinaus —auch durch die Erschliessung der Burg von Fejérkö sowie die Inventare der Burg von Ecsed belegt. Die bei den Ausgrabungen aufgefundenen bzw. in der Literaturen beschriebenen Bauten und anderen Einrichtungsgegenstände (italienesche Gläser, deutsche Prunkkeramik, usw.) zeugen von europäiser Kultur und europäiser Beziehungen der Familie Báthori. Bis zur endgültingen Erschliessung der Zentren der Fami. lie Báthori — Babócsa, Segesd - liefern die bereits freigelegten Burgen der Báthoris in Somogy (ötvöskónyi, Fejérkő) die wichtigsten archäologischen und historischen Denkmäler.