Uherkovich Ákos: A Dráva mente állatvilága II. (Dunántúli Dolgozatok Természettudományi Sorozat 9., 1998)
Nesemann H.: Beitrage zur Kenntnis der Egelfauna (Hirudinea) des Draugebietes in Südungarn. - The leech (Hirudinea) fauna of Dráva Region, South Hungary
H. NESEMANN: BEITRÄGE ZUR KENNTNIS DER EGELFAUNA (HIRUDINEA) DES DRAUGEBIETES 71 Batracobdelloides moogi, ein ähnlicher Ektoparasit der Posthomschnecke Planorbarius corneus, wurde in der Korcsina sehr zahlreich angetroffen. Beide genannten Egel sind sehr selten und ihr Fortbestand ist von einer arten- und individuenreichen Molluskengemeinschaft abhängig. Glossiphonia paludosa ist eine für die Brachsenregion großer Aubäche und Russe typische Art, die in der Donau unterhalb von Budapest zu den charakteristischen Faunenelementen gehört. Sie besiedelt das System vom Tekeres-Berki-patak und Dombócsatorna, das sich durch großen Molluskenreichtum und besonders gute Bestände der Flußmuscheln (Unio-Arten) auszeichnet. Hervorzuheben ist auch die große ökologische Wertigkeit der kleinen Grabensysteme an der Rinya bei Drávaszentes. Es handelt sich hier um besonders artenreich besiedelte Temporärgewässer mit charakteristischen Faunen der Uferzonen potamaler Sümpfe. Unter den Egeln ist für diesen Gewässertyp die sehr seltene osteuropäische Dina apathyi anzuführen. Ähnliche Kleingewässer mit Vorkommen dieses Egels sind durch Biotopzerstörung bedroht und nur noch vom Kisbalatongebiet und vom unteren Stremtal im Südburgenland bekannt. Obwohl erst wenige Region des Drausystemes in Österreich und Ungarn hinsichtlich ihrer Egelfauna untersucht sind, erlaubt ein Vergleich der Fauna Kärntens mit dem ungarischen Abschnitt der Dráva erste Interpretationen. Die Faunen dieser beiden willkürlich gewählten Gebiete unterscheiden sich beträchtlich. Während das obere (österreichische) Draugebiet im Wurm glazial vollständig von der Vergletscherung betroffen war, blieb der ungarische Rußabschnitt in dieser Zeit als Gewässer erhalten. Die Süßwasserfauna Kärntens geht daher im wesentlichen auf die Wiederbesiedlung seit dem Postglazial zurück. Über die inneralpine frühere Rußverbindung von Drau und Etsch im Pustertal gelangten auch oberitalienische und südalpine Arten in das Drausystem, wovon der Dohlenkrebs Austropotamobius pallipes das wohl bekannteste Beispiel darstellt. Die geschilderten Vorgänge der historischen Zoogeographie haben sich auch auf die Egelbesiedlung ausgewirkt und helfen bei der Deutung der unterschiedlichen Faunen innerhalb des gleichen Rußsystemes. Besonders folgende Arten eignen sich zur Differenzierung. G. paludosa, B. moogi, E. nigricollis und D. apathyi sind aus dem Klagenfurter Becken nicht bekannt (Nesemann 1997). Die genannten Egel sind typisch für das Potamal und die Sumpfgewässer der Tiefebenen. Sie haben offensichtlich nicht geschafft, über die Drau bis in das seenreiche Klagenfurther Becken vorzudringen. G. nebulosa ist an der ungarischen Dráva lokal häufig und ebenfalls noch nicht aus Kärnten nachgewiesen. Besonders bemerkenswerte Unterschiede zeigt die Gattung Erpobdella. Während E. testacea der häufigste Egel in der oberen Drau und in den Seen Kärntens ist, konnte von dieser in Ungarn seltenen Art im Rahmen der Untersuchungen keine Vorkommen an der ungarischen Dráva entdeckt werden. Es ist daher wahrscheinlich, das die Populationen Kärntens nicht von den Vorkommen des Karpatenbeckens abgeleitet werden können. E. testacea ist offensichtlich aus Norditalien von Westen in das obere Drausystem gelangt. Von den Salifidae muß auf Barbronia weberi, eine nach Österreich, Deutschland und Englang eingeschleppte asiatische Egelart, hingewiesen werden. Sie ist gegenwärtig nur im Millstätter See vorhanden. Eine weitere Ausbreitung oder aktive Einwanderung bis nach Ungarn könnte in naher Zukunft stattfinden.