Ikvainé Sándor Ildikó szerk.: Néprajzi, történeti és múzeumszociológiai tanulmányok a Ferenczy Múzeumból (Szentendrei Múzeumi Füzetek 1. Szentendre, 1996)

Soós Sándor: Székesfehérvár-Felsőváros népének gyalogos búcsújárása Kiscelbe (Celldömölkre)

SÁNDOR SOÓS DIE WALLFAHRT DER BEVÖLKERUNG VON SZÉKESFEHÉR­VÁR-FELSŐVÁROS (STUHLWEISSENBURG-OBERSTADT) NACH KISCELL (NACH CELLDÖMÖLK) Die Benediktinerabtei von Celldömölk wurde in der Mitte des 18. Jahrhunderts zum populären Wallfahrtsort. 1739 leitete Ottó Koptik die Abtei, der von Mariazeil in Österreich die Kopie der dortigen berühmten Gnadenfigur mit sich brachte. Koptik ließ eine kleine Kapelle außerhalb des Ordenshauses für die Marienfigur bauen und neben die Kapelle auch einen Brunnen graben. Mit dem Brunnenbau ist jene wunderbare Begebenheit verbunden, die Kiscell zu einem berühmten Wallfahrtsort machte: während der Arbeit fiel einem Brunnengräber ein großer Stein auf den Kopf und zerschmetterte ihn sehr. Koptik flehte vor der Figur in Hilfe. Dem Arbeiter ging es besser und er heilte schnell. Auf diese Nachricht hin begann gleich die Wallfahrt zu der Figur. 1745 geschahen erneute wunderbare Begebenheiten, infolgedessen der Bischof von Győr die kleine Holzfigur zur Gnadenfigur erklärte. Noch während der Bauzeit der Kirche - die nach dem Muster der Kirche von Mariazeil entstand - wurde 1748 inmitten einer großen Feier die Gnadenfigur in die Kirche gebracht. Székesfehérvár war das sakrale Zentrum des Arpadenhauses. Seit dem Heiligen Stefan wurden hier viele unserer Könige begraben. Nach der Belagerung der Türken (1688) veränderte sich die ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung und der Siedlungsaufbau. Der bedeutende Teil der Bauern von Fehérvár siedelte sich in der Oberstadt an, und sie bewahrten bis zum heutigen Tag am besten ihre Traditionen. 1750 wüteten die Cholera und die Heuschreckenplage in der Stadt. Nach der Überlieferung bedeckten die Heuschrecken nach der Vernichtung der Felder auch die schilfbedeckten Häuser. Damit in der Zukunft die Stadt von Epedemien und allen anderen Gefahren verschont bleiben möge, legte die Bevölkerung der Oberstadt ein Gelübde ab und unternahm eine Wallfahrt nach Kiscell. Diese Gelübde-Wallfahrt blieb bis zum heutigen Tag erhalten und mit deren ethnografischer Aufarbeitung befaßte sich der Schreiber des Aufsatzes. Dieser Aufsatz wurde 1984 hergestellt. Die traditionelle Wallfahrt dauerte für die Bewohner der Oberstadt von Székesfehérvár eine Woche: drei Tage dauerte der Weg dorthin, drei Tage zurück und einen Tag verbrachten sie an dem Gnadenort. Der Aufsatz beschäftigt sich detailliert mit den Vorbereitungen der Wallfahrt, die dem Aufbruch vorausgehen. Die Prozession beginnt Montag morgens vor der Kirche der Oberstadt. Die Wallfahrer gehen auf einem vorgeschriebenen Weg und das Frühstück, das Mittag- und Abendessen und die Unterkunft waren immer an der gleichen Stelle. Auf dem Weg blieben sie vor jedem Kreuzbild, jeder Figur stehen und kehrten in jede katholische Kirche ein. Die gewählten Vorsteher sorgten für Disziplin und Ordnung. Auch in Kiscell lief das Programm für die Wallfahrer nach einem bestimmten Plan ab. Auch der Heimweg verlief immer nach dem Brauch. Die Heimkehrenden wurden von vielen Leuten erwartet. Die Wallfahrer brachten für sie den Segen des Gnadenortes. Seit den 50-er Jahren veränderte sich die Wallfahrt. Die Fußmärsche, Prozessionen wurden verboten. Die Wallfahrer suchen seitdem Kiscell mit dem Zug oder dem Personenwagen auf. (Übersetzt von Dagmar Szakács) 31

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