Novák László szerk.: Néprajzi tanulmányok Ikvai Nándor emlékére I. (Studia Comitatensia 23. Szentendre, 1994)

Hoffmann Tamás: Erdő és kultúrtáj – Európai vázlat

Akademie der Wissenschaften in Göttingen. Philologisch-Historische Klasse. Dritte Folge. Nr. 101). Göttingen. 357—405. WRIGHT, H. E. 1974 Landscape Development, Forest Fires and Wilderness Management. Science. 186. 457—493. WALD- UND KULTURLANDSCHAFT — EINE EUROPÄISCHE SKIZZE Sauerer Regen, bisher unbekannte Pilzarten, ultraviolette Strahlen, und noch vieles andere, was wir Vor ein-zwei Generationen nicht kannten, begehen am Ende unseres Jahrhunderts eine frontale Attacke gegen unsere schönsten Landschaften und Wälder. Fachleute, Journalisten, Politiker läuten Alarm. Ein jeder ist sich der Ge­fährlichkeit der Lage bewusst. Aber natürlich weiss keiner: wass tun? In Wider­schein eines Waldbrandes ist aber der Weg veranschaulicht, woher wir kamen und wir wissen, wie und warum unsere Vorfahren die Wälder gerodet haben. Die Axt und der Waldbrand sind einfache Mittel. Diese Erfindungen können nicht mit dem Arsenal verglichen werden, das man heutzutage — unter Ausnutzung der wissenschaftlichen Entdeckungen — als Arsenal der Umweltverschmutzung kennt. Die altertümlichen Methoden sind dennoch wirkungsvoll. In Europa hat man fast die Hälfte des unseren Kontinent bedeckenden Waldes in den vergangenen zehn­tausend Jahren vernichtet. Daneben war aber das Ergebnis nicht nur ein abgebrann­tes Stück kahles Land, es ragten nicht nur verkohlte Baumstämme gen Himmel; die Asche wurde in die Erde gepflügt, dann wurde gesät und geerntet, im Endergebnis wurde die wirkungsvollste Agrarzivilisation auf unserer Erde geschaffen. 1 Diesem Vorgang können wir die Entwicklung unserer Art verdanken, eigentlich das, dass der den Boden bearbeitende Mensch die Oberfläche unseres Planeten irreversibel verändert hat, dass der Mensch fast überall auf der Erde (in Europa restlos) der Natur ein neues Gesicht verlieh; er hat die Kulturlandschaft geschaffen. Da auf unserem Kontinent die Agrokultur beinahe zehntausend Jahre alt ist, nehmen die Wälder seit zehntausend Jahren ab. Doch nicht überall im gleichen Masse und nicht immer im selben Rhytmus. Auf der Karte Europas gibt es Flächen, wo niemals Wälder existierten, und es gibt Zonen, wo die Wälder verschwunden sind, aber auch solche, wo es heute grössere Wälder gibt, als vor fünfhundert Jahren. Diese Geschehnisse können vor allem durch klimatische Faktoren erklärt werden. Auf der Tundra — in der Sowjetunion und im nördlichen Teil Skandinaviens — ist das Klima arktisch (oder subarktisch), die Vegetation ist spärlich. Im südlichen Teil dieser Zone wächst von den Laubbäumen nur die Birke, von den Nadelbäumen nur die Kiefer. Die erhalten zwar genug Nahrung, doch wegen der anhaltenden Fröste entwickeln sie sich zögernd. Ebenfalls von der Kälte wird die Vegetation der Gebirgszüge von Norwegen, der Alpen, der Pyrenäen bestimmt. Hie und da befin­den sich in der Karpaten und in den hohen Bergen des Balkans tundraartige Flächen. Auf der Tundra bedeckt der Schnee fast überall jährlich 280 Tage lang alles, Juli ist der wärmste Monat (-f-10°C). Nirgendwo können hier Kulturpflanzen unter freiem Himmel angebaut werden. In Skandinavien, im nördlichen Teil der Sowjetunion, dann nach Süden (bis zu den Pontus-Steppen, zu den Halbwüsten oberhalb des Kaspisees und zu den Laub­wäldern der Ukraine) befinden sich Kieferwälder. Auch in den mitteleuropäischen Hochgebirgen ist die Kiefer die vorherrschende Baumart. Jährlich 140—160 Tage land wird alles vom Schnee bedeckt. Der Sommer dauert insgesamt drei Monate mit einer Durchschnittstemperatur von +15°C. Die wichtigsten Nahrungspflanzen wachsen hier. In den meisten Wäldern gibt es kein Unterholz, der Boden hat einen geringen Nähr­wert, die Bearbeitung kann nur dann aufrecht erhalten werden, wenn unberührte Bodenflächen erschlossen werden. Das ist die Hauptursache und der konservierende Faktor der Waldrodung durch Abbrennen. Andererseits ist es auch die Erklärung dafür, dass die Landwirtschaft südlichen Ursprungs nur in den vergangenen drei Jahrtausenden diese Zone erobert hatte, obwohl sie dort früher praktiziert wurde, allerdings nur mit niedrigen Erträgen. Es wurden expansive Technologien bis zu unseren Tagen angewendet, deshalb sind nur dünn besiedelte Kulturlandschaften vor­handen. In dieser Zone gibt es immer noch Urwälder. In der grössten Kulturlandschaft Europas befanden sich ursprünglich Laubwäl­der. Auf einem Drittel des Kontinents herrschten Eichenwälder vor. Die Eichenregion zieht sich über Atlantik-Europa, Mitteleuropa, bis zu dem süd-südwestlichen Streife Nord- und Osteuropas hin. Solange im Westen der Golf-Strom die Kälte mindert 92

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