Ikvai Nándor szerk.: Régészeti tanulmányok Pest megyéből (Studia Comitatensia 17. Szentendre, 1985)
Maróti Éva: Római kori pecsételt díszű edénytöredékek Pest megyéből
Éva Maróti RÖMERZEITLICHE GEFÄSSFRAGMENTE MIT STEMPELMUSTER AUS DEM KOMITAT PEST Die im Komitat Pest zutage gekommenen Gefäßfragmente mit Stempelmuster sind typische Repräsentanten der ostpannonischen Gruppe dieser Keramik. Das Zentrum ihrer Herstellung war in Aquincum, Verbreitung fanden sie in der Stadt und ihrer Umgebung, im Bereich der civitas Eraviscorum (Abb. 1). Am römerzeitlichen Fundmaterial, das aus dem zu Pannónia gehörenden Teil des Bezirks stammt, ist die Mähe von Aquincum klar erkennbar; von der Stempelkeramik, die für entferntere Gegenden kennzeichnend ist, findet man Stücke aus den west- und südpannonischen Werkstätten niemals, aus Brigetio und Gorsium stammende nur äußerst selten. Ein Teil des präsentierten Fundmaterials kommt mit Sicherheit aus Werkstätten in Aquincum (Kat. 9.1, 19.5, 21.1, 21.13 usw.), ein anderer Teil kann aufgrund von Analogien ebenfalls mit Aquincum in Verbindung gestellt werden. Zutage kamen die Gefäße in Zivilsiedlungen und Villen (Kat. 4.1—11. 6.1—12. 7.1—7, 13.1, 15.1—24) ebenso wie im Gebeit militärischer Objekte (Kat. 10.1—5, 27.1—11, 30.1—2, 31.1—3) sowie als Grabbeigaben (Kat. 8.1, 23.1—9, 28.1—2); den größten Teil jedoch bilden die Streufunde. Die Formen der Gefäße lassen sich in der Regel auf Sigillatenformen zurückführen; am häufigsten begegnet man den Typen und Varianten von Drag. 37 bzw. Drag. 35—36, doch weisen auch Schüsseln vom sog. Pátka-Typus Stempelmuster auf. Nachgeahmt wurden nicht nur die Formen, sondern auch der Ornamentikstil und die einzelnen Motive der Sigillaten. Von Sigillaten übernommen sind auch das auf unseren Gefäßen innen wie außen erscheinende eingeritzte Zahnmuster (Kat. 4.2, 4.3, 5.1, 6.6, 6.10, 7.3, 8.1, 11.1, 15.11 usw.), die verschiedenen Blättergirlanden (Kat. 2.1, 3.1, 3.2, 4.4, 4.7, 5.2, 5.4, 6.5, 7.1, 7.2, 7.4, 9.1, 10.2, 15.2, 15.4 usw.) und die Eierstäbe (Kat. 4.5, 19.31). Die Stempelmuster wie ihre Anbringung lassen sich ebenfalls auf Sigillatenvorbilder zurückführen; ein klassischen Beispiel hierfür ist das Stück aus Bia (Kat. 4.1), das den Stil der Sigillaten aus der zweiten Hälfte des 2. Jh. aufweist. Die geschwungenen, in Hufeisenform angeordneten Blätter, Rosetten und sonstigen Ornamente sind ebenfalls typische Sigillatenelemente. Bei gewissen Motiven kennen wir die genauen Analogien von Sigillaten her, etwa den tanzenden Satyr (Kat. 19.15), den kleinen Hahn (Kat. 19.4), die große Rosette (Kat. 13.1). Andere Motive, wie etwa die dreiteilige Weintraube (Kat. 4.5) sind in mehreren Varianten zu sehen, auf Sigillaten wie auf Stempelgefäßen. Die beschriebenen Stücke sind zwischen dem ausgehenden 1. und Mitte des 3. Jahrhunderts entstanden, die Blütezeit fällt auf das 2. Jh. Eine genauere chronologische Einordnung wird nach der Aufarbeitung der vielen tausend Scherben aus Aquincum und Gorsium möglich sein. 137