Köpöczi Rózsa: A grafikus Szőnyi – rézkarcok (PMMI – Szőnyi István Alapítvány, Szentendre – Zebegény, 2000)

Resume (német)

Die auf seinen frühen Blättern erscheinenden Bauernfiguren sind noch robust, würdevoll und erinnern fast an die der Balladenhelden. In dieser Zeit hielt er die greifbare Wahrnehmung der atmos­phärischen Erscheinungen für wichtig. So können seine Kartoffelsammler, Erntenden und mähendem Bauern in der Tat Augenzeugen der himmlischen Wunder sein. Später änderte sich die Stimmung seiner Blätter. Es folgten nacheinander Stiche, die das Pflügen, das Strohsammeln und Herstellen der Strohhalden, die immer mehr verlangsamte, friedliche Welt im Dorf und das sich auf den Feldern abspielende Leben darstellten. Szőnvis Universum ist die gewählte Land­schaft: das Donauknie, das gewählte Dorf: Zebegény. Seine Welt baut sich nach innen auf und hält seinen Themenkreis eng. Die das Dorf umgebenden Berge, der Fluß, die Häuser, die auf den Straßen stehenden Menschen, Tiere, die langsam ablaufenden Gescheh­nisse erscheinen als kleine Sensationen auf seinen Leinwänden, Zeichnungen und Platten. Die Scheune, der Hof und der Stall sind Schauplätze scheinbar bedeutungsloser Betätigungen. Die dort ablaufenden Ereignisse sind trotzdem für die Aufmerksamkeit des Malers als würdig empfunden. Die einfachen Szenen, Gegenstände und Darsteller gerieten trotz ihrer Genreart in die Zeitlosigkeit. Auch die Technik der Vervielfältigungsgraphik trug zur sichtbar werdenden These des schwer spürbaren „kaum Dichterischen" bei, die sie aus der Reihe der allgemeinen Lebensbilder hervorhebt. Unter ihnen sind die das Ufer, das Wasser und das mit dem Wasser verbundene Leben der Menschen darstellenden Drucke am vortrefflichsten. Szőnyi stach 1932-33 zu diesem Thema eine beachtenswerte, aus mehreren Blättern bestehende Serie. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er sich schon endgültig in dieser Landschaft eingelebt und es wurde ihm klar, daß er nur hier künstlerisch tätig sein konnte. Der Abstecher seines römischen Stipendiums lag schon hinter ihm, die freiwillig verkürzte Reise in die „ewige Stadt" bestätigte auch, wie wichtig für ihn die inspirierende Wirkung der gewählten Landschaft war. Die Grübeleien von János Pilinszky über den Realismus, das Konkrete und die Wirklichkeit ähneln erstaunlich den Werken von Szőnyi: „...am Ende meines Lebens wird mir klar, daß wir den Realismus als Konkretes in der ganzen Wirklichkeit darstellen... Im Abstrakten ist eigentlich eine Por­tion Realismus, d.h., daß das Abstrakte materialisiert werden soll. Das Konkrete hat bis zu unserem Tod ­seien wir ehrlich und betrügen uns hier nicht - solch einen fesselnden und unanalysierbaren Zauber, von dem sich die große Kunst niemals befreien werden kann." (János Pilinszky: A realizmus varázsa, Új forrás, 1983, Nr. 2.) Die Kunst von Szőnyi entfernte sich in der Mitte der dreißiger Jahre immer mehr von der monumentalen und expressiven Diktion des Beginns. Die Ruhelosigkeit des Mythos der Liehe, oder die im heroischen Licht badenden, riesigen Figuren der Trinkenden lagen schon lange hinter ihm. Der Maler vertiefte sich immer mehr in der Untersuchung der ihn umgebenden Geschichten des alltäglichen Lebens. Ihn interessierten die Mikroweit der Landschaft und des Dorfes, jene inneren Strukturen und Werte, die auf seinen Bildern eine neue Bedeutung bekamen. Gleichzeitig sah es so aus, als wenn er seine Modelle, die Dorfbewohner, immer entfernter beobachtete. In der Niederschrift der Darsteller betonte er immer weniger den persön­lichen Charakter, benutzte nicht die Mittel einer psychologischen Beschreibung, sondern charakteri­sierte seine Figuren eher mit einer Körperhaltung oder zurückhaltenden Bewegung. Nur Außenste­hende können die Dinge so summiert, mit solcher Abstandshaltung sehen. Szőnvis Augen waren dazu nötig, daß wir mit deren Hilfe das kaum Wahrnehm­bare bemerken können. Er versuchte jene kurzen Momente anzuhalten, sie in die Zeitlosigkeit zu tranponieren, von denen der den ganzen Tag schwer arbeitende, einfache Mensch sehr wenig bekommt. Wenn er für ein paar Minuten auf der Straße anhalten kann, nur so, ohne jeden ernsteren Grund, wenn die Abendsonne auf der weißen Hauswand strahlt, die ungreifbaren, unbegrenzten Farben, Formen und Lichter der Dämmerung, verkörpern sie sich kaum spürbar für eine schnell vergehende halbe Stunde. Auf Szőnyis zahlreichen Gemälden und Graphiken können wir solche Frauen- und Männerfiguren sehen, die scheinbar ohne Zeit und Ordnung im Bildfeld stehen. Unvermeidlich werden in uns die Kompositionen mit vielen Figuren von Courbet wachgerufen. Der Meister des 1 9. Jahrhunderts benutzte auf vielen Leinwänden eine vor langer Zeit in Vergessenheit geratene, archaische Kompositionsart: er isolierte jede einzelne Person, reihte sie additiv auf, wenn wir an das berühmte Bild Atelier denken. Bei Szőnyi ist auch darüber die Rede. Es lohnt sich, darüber nachzudenken und obwohl nach Werner Hoffmann „...in der Geschichte der Kunstprobleme solche Ähnlichkeiten nicht selten sind, die tiefwirkender sind, als der durch die Einwirkung zustande gekommene Einklang" müssen wir im Fall von Szőnyi trotz der auffallenden Ähnlichkeiten eine andere Möglichkeit suchen. Unter Szőnyis Werken steht vielleicht das Blatt Ringer den „einsamen Helden" der großen Vorgänger am nächsten. Das Bild kann weder mit seinem Thema noch mit seiner Formulierung in die Reihe der charakteristischen Szőnyi-Kupferstiche eingerieht werden, bleibt allerdings in der Qualität nicht hinter ihnen zurück. Szőnvi zeichnete oder malte Schausteller oder Clowns sehr selten. Nach seinen Aktkompositionen wählte er seine Modelle eher aus der Gesellschaft des Dorfes oder aus dem Kreis seiner Familie. Er suchte nicht die charakteristisch in der Peripherie lebenden Figuren, die Ausgelieferten, die Verbannten der Gesellschaft, die nicht in die Ordnung gehören, aber trotzdem von ihnen abhängen. Zu den wenigen Ausnahmen gehört der Ringer. So kann der geheime Faden entdeckt werden, der sein Lebenswerk zu den nicht so entfernten Vorgängern Courbet und Manet bindet. Das Modell des Ring­ers und das Erlebnis, aus dem diese außer­gewöhnliche, fast einmalige Komposition in Szőnyis Oeuvre entstand, kennen wir nicht. Wir kommen zu einem interessanten Ergebnis, wenn wir diesen Stich mit den anderen vergleichen, unter anderem mit den Am Ufer stehenden Frauen, dessen Tafelbildvariation zu Szőnyis Hauptwerken zählt. Die Körperhaltung und Bewegung der mittleren Frauenfigur des kleinformatigen Kupferstiches mit mehreren Figuren ist fast mit der des Ringers 16. TEL FALUN 1924 19

Next

/
Thumbnails
Contents