Hann Ferenc (szerk.): Rajzok. Deim Pál, Gavrilovits Sándor, Velekei József Lajos kiállítása a Szentendrei Képtárban 1994. május 1 - június 29. (Szentendre, 1994)
ln dieser Ausstellung zeigen drei Künstler ihre Zeichnungen, der Kossuth-Preisträger Pál DEIM und die zwei jüngeren Kollegen Sándor GAVRILOVITS und József Lajos VE LEKEI. Die drei Künstler haben ein ganz unterschiedliches Verhältnis zur Zeichnung. Das ist auch natürlich, auch wenn ihre Aussage nicht weit von einander entfernt ist, so zeigen die Werke der drei Künstler sehr große Abweichungen und die Rolle der Zeichnung (Hilfsmittel oder selbständige Ausdrucksmethode) ist immer eine andere. Sándor GAVRILOVITS steht der naturalischen Vorstellungsmethode am Nächsten. Auf seinen neuesten Zeichnungen erscheinen die "Szenen" der ungarischen Legenden, der ungarischen Urgeschichte (Der Traum von Emese), oder die symbolischen Zeichen der Urfolklore (Lebenstor-Serie). Auch ideologische Themen sind nicht selten, die sich von den ganz konkret hommage-artigen Blättern (Ehrenbezeichnung vor dem Denkmal von A. J.) bis zu den moralisierenden, sittliche Fragen aufwerfenden Werken (Wir wurden nur geboren) erstrecken. Die Vorstellungsmethode schließt auch ein ziemlich breites Spektrum ein. Wir können ganz präzise, wir können auch sagen naturalistisch gezeichnete Wirklichkeitsteile (Der Kopf, das Gefieder des balzenden Turulvogels) sehen, fein gezeichnete Baummaserung (Tor), aber auch puppenartige, gespaltene kernartige Formen mit symbolischer Bedeutung, die z.B. aus der Kunst von DEIM bekannt erscheinen. Es fällt auf, daß auf den Zeichnungen von GAVRILOVITS selten unmittelbare Erlebnisse erscheinen. Die Quelle der Invention ist literalisch, seine Mitteilung ist Grundsätzlicher, verhältnismäßiger, moralischer Natur. Anders ist die Situation bei József Lajos VELEKEI. Seine Zeichnungen gehen von einem magmaartigen Mittelpunkt aus, seine Methode ist die Entfaltung des Motives. Einige Bilddetails stehen in ihrer Wirkung nicht weit entfernt von Lajos Vajda's erschütternden, späten Kohlezeichnungen. VELEKEI schuf eine Art Eigenmythologie. Er sucht große Zusammenhänge, ihn interessiert die Genese, die Schöpfung. In seiner Kunst vermischt sich das natürliche und menschliche Sein. Die Betonung liegt auf dem ersten. Figuren benutzt er nicht häufig, aber wenn sie doch Vorkommen, dann sind die menschlichen Gestalten hinweisartig, eine antropomorphe organische Form ist Gewöhnlich ein verdrehter Baum eines Überschwemmungsgebietes, der eher nur auf eine menschliche Gestalt hinweist. Das Wesentliche seiner Philosiphie ist folgendes: Ungarn ist ein Überschwemmungsgebiet, in dem das Leben schwer und ausgeliefert ist. Unter den wilden und schweren Umständen ist die Vegetation trotzdem lebensfähig, die Flut kommt und geht zurück. Für den Baum des Überschwemmungsgebietes ist diese Welt schöner (und artistischer), als die im gleißenden Licht hinter dem Deich. Das Oeuvre von Pál DEIM ist erneut ein anderes. Am Ende der sechtziger Jahre entdeckt DEIM für sich in einem mazedonischen Kloster (wo er in einer Künstlerkolonie arbeitete) eine puppenartige Figur, die umgestaltet und weiterentwickelt der ständige Darsteller des Lebenswerkes wird. Diese Puppe, lebende Balusterfigur, kommt in jeder Situation des menschlichen Seins vor: sie leidet, freut sich, es geschieht mit ihr gutes und schlechtes, sie kann hohetlich und hinfällig sein, ordinär und hochwertig. Sie ist beflügelt und stolpert, kann Jesus und Maria darstellen, kann aber auch ganz profane menschliche Schicksale beinhalten. In der letzten Periode wendete sich das Interesse von DEIM der Zeugung und der Ununterbrochenheit des menschlichen Lebens, der Vermehrungsbiologie zu. Seine Figuren zeigen auch hier außergewöhnllich vielartige (mitunter endgültige) Verhaltensformen. Die Liebe, der einfache Mechanismus des Geschlechtsaktes unterscheidet sich nich sehr, es ist aber nicht die Rede von Synonymen, denn der Akt kann heilig und hoheitlich sein, er kann aber auch profan minderwertig sein. DEIM bewegt sich auf dem Feld zwischen den beiden Extremwerten und gibt seinen Figuren dieses "Benehmen". Die Zeichnungen von DEIM stützen sich selten nur auf die Linie. Er benutzt Nußbaumbeize und behandelt die Tusche häufig wasserfarbenartig, wodurch sich die Zeichnung in Richtung Malerei bewegt. Die gemeinsame Ausstellung der drei Künstler berichtet über die Möglichkeitsvielfalt der Zeichnung. Die Erscheinung der drei unterschiedlichen künstlerischen Attitüden in den Räumen der Gemäldegalerie von Szentendre bietet dem Betrachter auch die Möglichkeit zur Wahl, gibt ein Mittel zur Grübelei und glechzeitig auch zum Kunstgenuß. Dr. FERENC HANN Kunsthistoriker