G. Miklós Márta: Tatai céhek (A Kuny Domokos Múzeum gyűjteményei 1. Tata, 2003)

erneuert. Die Zunftordnung regelte streng die Arbeit und das alltägliche Leben der Zunftmeister. Sie legte die Arbeitszeit fest, Qualität und Quantität der von den Handwerkern angefertigten Erzeugnisse wurde vorgeschrieben, Arbeitslohn und Preis der Ware festgelegt. Neben der Regelung der wirtschaftlichen Tätigkeit der Zünfte wurde auch starker Einfluß auf die religiösen Bräuche ausgeübt. In einer Konskription aus den ersten Jahren des 18. Jahrhunderts wurde die religiöse Zugehörigkeit der Gewerbetreibenden aufgefürt. Aus dieser können wir entnehmen, daß von den 70 in Tata tätigen Meistern insgesamt 54 Lutheraner oder Kalvinisten waren. Durch die Auswirkungen der im 18. Jahrhundert begonnenen Rekatholisierung wechselten einigen Angaben nach Tata zwischen 1745 und 1848 235 Personen jüdischer, evangelischer oder kalvinistischer Religionszugehörigkeit zum Katholizismus. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erlebten die Tataer Zünfte ihre Blütezeit. Der überwiegende Teil der Zünfte befriedigte jedoch nur die örtlichen Bedürfnisse mit ihren Produkten bzw. die der umliegenden Dörfer, es gab aber einige Gewerbezweige, die weit über die Grenzen der örtlichen Produktion hinauswuchsen. Dazu gehörte das Walkergewerbe, dessen Bedeutung schon Joseph Esterházy erkannt hatte. Dies wird dadurch bewiesen, daß zwischen 1729 und 1750 - als grundherrliche Gründung - eine Tuchmanufaktur in Tata arbeitete. Das Aufblühen des Gewerbes ist dennoch nicht an die Manufakturen, sondern an das Zunftgewerbe zu binden. Über die Existenz der Zunft stammt die erste Information aus dem Jahre 1749. Die Walker, welche man auch als Tuchmacher bezeichnete, beschäftigten sich mit der Verarbeitung der Wolle, dem Weben und dem Verdichten des fertigen Tuches. Unter den von den Tataer Walkern gefertigten Produkten waren Decken und Tuch für Bauernmäntel die wichtigsten. Aus dem letztgenannten wurde ein für die ungarischen Bauern typisches Kleidungsstück, der „szűr", ein ungarischer Bauernmantel, hergestellt. An der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert wurde von den Tataer Meistern Tuch für 52.000 solche Bauernmäntel hergestellt. Die Tataer Walker waren über den örtlichen Bedarf hinaus zur Versorgung größerer Märkte in der Lage. Dies ist aber nur ein Beispiel, der überwiegende Teil der Zünfte war in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts nicht mehr in der Lage, den gewachsenen Ansprüchen Rechnung zu tragen. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurden die Tätigkeit der Zünfte einschränkende Gesetze erlassen, zu ihrer Aufhebung kam es damals aber noch nicht. Die Mehrheit der Zünfte in Tata hörten nach dem Erlaß des neuen Industriegesetzes 1872 auf zu existieren. 27

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