Kertész Róbert - V. Szász József - Zsolnay László szerk.: Szolnoki művésztelep 1902-2002 - 100 éves a szolnoki művésztelep (2001)
Die Szolnoker Künstlerkolonie 1902-2002
Die Szolnoker Künstlerkolonie 1902-2002 Die Vorgeschichte Die Rolle von Szolnok in der ungarischen bildenden Kunst ist seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts bedeutend. Ihre Entdeckung war August von Pettenkofen österreichischem Maler zu verdanken, der als Kriegsmaler der österreichischen Truppen zur Zeit der Freiheitskämpfe 1848/49 nach Ungarn gekommen war. Er verewigte in zahlreichen Zeichnungen und Litographien viele der wichtigen Episoden des Freiheitskampfes. Im vorigen Jahrhundert war es modisch, sich für das Exotische zu interessieren, es wurde so gemeint, dass viele zum Bemalen geeignete Einzelheiten der sich über den farbigen Osten vorgestellten Merkwürdigkeiten hier zu finden seien. Es war ein Stück Osten, das farbige Durcheinander des Marktes, die Unendlichkeit der Pussta, der Zauber des nomaden Lebens. Die Szolnoker Aufenthalte von Pettenkofen dauerten gewöhnlich kurz, nur noch einen oder zwei Monate lang, aber sie waren sehr fruchtbar. Von 1 851 bis 1881, dreißig Jahre hindurch suchte er fast jedes Jahr die Stadt auf. Er suchte von Jahr zu Jahr nach neuen Themen und fand sie hier. Zu seinen Lieblingsthemen gehörte das Leben der Zigeuner zu bemalen. Er zeichnete die großen Wochenmärkte von einer Ecke des Marktplatzes aus oder er bemalte sie gleich. Diese erschließen lebhaft die Gemüse-, Obst- und Geschirrhändler, die mit dem Fuhrwerk verkehrenden Bauern vor unseren Augen auf und wir können je einen Punkt der Stadt daran auch heute genau erkennen. Wegen ihrer farbigen Vielfältigkeit, ihres Geschmackes östlicher Art wurden seine Bilder sowohl in unserer Heimat, als auch im Ausland gern gekauft. Seine Werke hoben sich auf Grund seiner Begabtheit, seiner gründlichen Kenntnisse über die seiner Zeitgenossen hoch hervor. Auf die Wirkung seiner Erlebnisse von Paris gewannen seine Gemälde in den späteren Jahren einen malerischen Ausdruck. In seiner Malerei ist eine bestimmende Entwicklung in die Richtung der Ausdruckweise des Impressionismusses zu erfahren. Er wurde mit seinen die ungarische Pussta darstellenden Bildern bekannt und das Ausland lernte zum Teil durch ihn die vielmal erwähnte „Betjaren-Welt" von Ungarn kennen. Infolge seines Rufes, seiner Auswirkung und Anziehungskraft suchten viele österreichische und ungarische Maler Szolnok auf. Seine österreichischen Nachfolger sind in erster Reihe aus seinem Freundenkreis bekannt {Johann Gualbert Raffalt, Leopold Karl Müller, Otto von Thoren, Heinrich Lang, Tina Blau). Die benennenswertesten Maler der sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entfaltenden und verstärkenden ungarischen bildenden Kunst besuchten dem Zeitgeist entsprechend Europas große Zentren für bildende Kunst, um die Kunststile des Zeitalters kennenzulernen, um sich der europäischen bildenden Kunst anpassen und darin einen Platz bekommen zu können. München, Wien und Paris waren die Reiseziele vieler ungarischer Künstler. Die die westliche bildende Kunst kennenlernenden ungarischen Künstler begegneten zum ersten Mal dort den Werken von Pettenkofen und seinem Kreis über Szolnoker Themen. Das war nicht der erste und natürlich auch nicht der letzte Fall, dass die Werte von Ungarn von Ausländern entdeckt worden waren. Auf die Wirkung der österreichischen und deutschen Maler kamen einige, nach dem Erfolg bis da nur noch im Ausland suchende Künstler damals nach Szolnok. In der Mitte der 1870er Jahre zogen der Erfolg und der Ruf von Pettenkofen auch zahlreiche ungarische Künstler nach Szolnok an. So finden wir neben den in Paris zum Kreis von Munkácsy gehörenden Lajos Deák-Ébner, Gyula Aggházy und Sándor Bihari unter anderem auch Pál Böhm, László Mednyánszky und Artúr Tölgyessy hier. Wir rechnen zu den frühen Entdeckern von Szolnok den bis da in München lebenden und wirkenden Pál Böhm. Ihn interessierte schon tatsächlich das farbige Leben der Tiefebene. Er schwärmte nach der Natur, die ihn aus dem Atalier ins sonnenbeglänzte Freie herauslockte. Er machte oft zu Hause Besuche und kam vermutlich auf den Spuren von Pettenkofen nach Szolnok. Er malte gern in der Burg, wo er viele Skizzen schuf, an seinen Bildern wurde preziös gearbeitet. Nach den achtziger Jahren kehrte er nach Ungarn nicht mehr zurück, aber seine Themen blieben auch für weiter ungeändert ungarische Volksthemen. 155