H. Bathó Edit – Horváth László – Kaposvári Gyöngyi – Tárnoki Judit – Vadász István szerk.: Tisicum - A Jász-Nagykun-Szolnok Megyei Múzeumok Évkönyve 15. (2006)
BEGRÜßUNG VON DR. GÁBOR TOLNAY
BEGRÜßUNG VON DR. GABOR TOLNAY Es klingt ein bißchen seltsam, über einen Menschen von Leib und Blut auszusprechen, dass er in seiner Person zum Usus geworden sei. Davon unabhängig bedeutet das eine besondere Ehre, diesen Titel mit dem Namen von jemandem zu verbinden, es heißt, dass der Namensträger mit allem verbunden ist, was er macht, schafft, ohne ihn wäre die ihn umgebende Welt nicht das, was sie ist. Sicherlich können wir über den jetzt 75 Jahre alten Dr. Gábor Tolnay, den Leiter des Mezőtúrer Töpfermuseums sagen, dass sein bisheriges Lebenswerk, die Auswirkung seiner Persönlichkeit schon als Usus zu betrachten ist. Ein unvermeindliches Element, ein für immer ehrenswerter Teil der ungarischen Museumwelt. Dr. Gábor Tolnay, der Lehrer, Agrarhistoriker und Museumleiter wurde am 18. Januar 1931, im auch für den Dichter Attila József ein Heim gebenden Ort, in Öcsöd geboren. Der Bogen seiner Laufbahn wurde schon getrost im voraus durch den ihn zu seinem Beruf gehen gelassenen Raum, durch die Welt der ungarischen Provinz bezeichnet. Es kommt vielleicht auch von hier, dass er später seine nicht vergesslichen Verdienste erworben hat, unseren Hoffnungen nach auch in der Zukunft kann er noch solche erwerben bei der Bewahrung der ungarischen bäuerlichen Kulturwerte, bei ihrer Veröffentlichung. Seine wissenschaftliche Laufbahn bewegte sich auf dem fast traditionellen Gleis der ungarischen Intelligenz in der Provinz. Er wurde Pädagoge. Zuerst absolvierte er in den Jahren 1949—50 die Lehrerausbildungsanstalt von Szarvas, dann erwarb er zwischen 1957 und 1963 an der geistwissenschaftlichen Fakultät der Universität Loránd Eötvös in Budapest das Lehrerdiplom für Ungarisch und Geschichte. Von diesem Grund aus wendete er sich auf eine ungewöhnliche Art zu den weniger bekannten Wissenschaften und zwischen 1970 und 1973 absolvierte er als Politologe die Universität. Die Jahre des ersten Vierteljahrhundertes seiner Laufbahn waren in erster Reihe die Jahre des Unterrichtens. Zuerst in einer Gehöftschule auf den Spuren der größten und bescheidensten Helden der ungarischen Kultur, auf denen der Volkslehrer erzog er die Jugend, dann kamen die Arbeitsjahre als Gymnasiallehrer und Stellvertreter des Schulleiters, dann vervollendete sich sein Beruf auf dem Katheder der Hochschule mit dem Beruf des Museologen und Museumleiters und des Wissenschaftlers, der eine Vielfalt der Studien für die Welt schuf. Die Ansammlung seiner theoretischen Kenntnisse blieb nich bloß ein einen engeren Kreis berührendes Wissen, blieb nicht nur innerhalb den Wänden der Ausstellungsräume und Bibliotheken, sondern wurde davon auch bei den Wiedergutmachungsprozessen nach der politischen Wende viel und von vielen profitiert. Zwischen 1991 und 1994 brachte er als Oberrat des Entschädigungsamtes die Klärung der während der Jahrzehnte verwirrten Vermögensprobleme hervor, was er um so einfacher tun konnte, da er früher besondere Aufmerksamkeit und zahlreiche Studien auf den Problemkreis der heimatlichen Grundbesitzfrage wendete. Sein beliebtes Forschungsgebiet ist die Agrargeschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die Durchführung des Bodenreforms von Nagyatádi. Ein besonderer Raum sollte zur Tatsache geweiht werden, dass er der Leiter des Mezőtúrer Töpfermuseums ist. Mezőtúr wird Mekka der ungarischen Töpfer genannt, das wäre aber in sich selbst wenig dazu, dass dort einfach ein schönes Museum zustande gebracht ist und es alles bewahren soll, was als Wert dort aus Erde, Feuer und Wasser geboren ist und geboren wird. Da das sehenswürdige Museum, das jetzt innerhalb der Mauern der erneuerten historischen Kurie steht, aus pur Tradition und Schönheit hätte nicht geboren werden können, dazu hat man noch viel gutes Vorhaben von anderen Landsleuten außer Dr. Tolnay, viel Willen — einen großen Teil davon schon von ihm —, eine große Organisationsfähigkeit und den zur Überzeugung der hilfsbereiten Leute vorhandenen Mut — dies alles schon von ihm — gebraucht. Er musste dies alles zusammenhalten und fruchtbar machen, damit wir für die Zukunft ruhig sein können, ein ständiges und würdiges Haus für die Túrer Töpferei gehabt zu haben. Über die theoretische Wissenschaft sprechend darf nicht unerwähnt werden, dass Dr. Gábor Tolnay auf dem Posten des wissenschaftlichen Sekretars der Direktion der Komitatsmuseen Jász-Nagykun-Szolnok stehend darin eine große Rolle hatte, dass unsere Einrichtungen einen ausgezeichneten wissenschaftlichen Ruf errangen. Sie bewahren und pflegen nicht bloß einen zwischen den Wänden verstaubten Kenntnisshaufen, sondern es gelang ihnen, mit ihren Ergebnissen ein breiteres Publikum ansprechen zu können. Die ernüchternde Tatsache erkennend, dass es im Komitat Jász-Nagykun-Szolnok die grundlegenden Monografien wirklich fehlen, hatte Dr. Tolnay die Initiative, die Serie Documentatio Historica, die die lateinischsprachigen Urkundenquellen in ungarischer Übersetzung veröffentlicht, zustande zu bringen und er nahm mit zahlreichen Archivsforschungen hinter ihm an deren Arbeiten selber aktiv teil. So wurde ein sonst während langer Jahre vor dem Publikum geschlossenes Kenntnismaterial ins Leben gerufen und aufgedeckt. Seine wichtigeren Werke: — Die Forschungsmethode der Geschichte des Bauerntums in der Horthy-Epoche (1972) — Die Durchführung des Bodenreforms von Nagyatádi in den 20er Jahren in Öcsöd (1975) — Der Bodenreform der 20er Jahre im Komitat Szolnok (1987) — Der Plan eines Musterbezirkes für Agrargemeinschaft 1935 im Komitat Békés (1990) — Der Ackerfelderpflanzenanbau zwischen den zwei Weltkriegen im Komitat Jász-Nagykun-Szolnok (1990) 10