Horváth László – H. Bathó Edit – Kaposvári Gyöngyi – Tárnoki Judit – Vadász István szerk.: Tisicum - A Jász-Nagykun-Szolnok Megyei Múzeumok Évkönyve 13. (2003)
Die Wahre Geschichte
BÉLA VAS DIE WAHRE GESCHICHTE Eine der Kunstgattungen unserer Volksdichtung, die immer mehr die Aufmerksamkeit auf sich lenkt, wird "wahre Geschichten" genannt. Das heißt in erster Reihe die Veröffentlichung der im Alltagsleben geschehenen Erlebnisse und es ist nicht zu wissen, welche und wie viele Geschichten davon im Laufe der Zeit in die Anekdoten oder Sagen eingebaut worden sind. Früher waren diese Äußerungen, Geschichten und ihre Erklärungen ihre Funktion betrachtend das Unterhalten, der Unterricht, die Sicherung der Weitergabe der Traditionen, bzw. die Vorbereitung auf die Erwachsenheit. Die kurzen Geschichten mit Pointe könnten auch Witze sein, wenn wir die genauen Angaben ihrer Entstehung nicht kennen würden. Es ist schwer, sie zu Kategorien zu zählen, weil sie in sehr vielen Fällen das Kunstniveau der traditionellen Volksdichtung nicht erreichen: sie verwenden keine Symbole und arbeiten mit wenigen dichterischen Mitteln. Trotzdem sind sie wichtige Dokumente der Zeit- und Mentalitätsgeschichte. András Krupa teilt die wahren Geschichten in zwei große Gruppen, aber er macht die Leser darauf aufmerksam, dass es bei der Gruppenteilung die Hauptrolle der ordnende Sammler spielt: - sie sind Geschichten in erster Person erzählt, - sie sind wahre Geschichten, die die Erlebnisse von Anderen weitergeben. Tekla Dömötör teilt sie auch in zwei Gruppen, in Memorat und Fabulát. Sie betrachtet die Geschichten als Fabulát, in denen die Typisierung und die Verdichtung von Sagen eindeutig sind und die als Memorat, bei denen diese Kriterien unsicher sind oder fehlen. Den Ansichten von Ilona S. Dobos nach macht die humorvollen Geschichten ihre innerhalb der Gemeinschaft erfüllte Rolle hauptsächlich wichtig und diese befriedigt den elementarischen Unterhaltungsbedarf der Zuhörer. Das höchste Kennzeichen ihrer Folklorisierung ist es, dass die Erzähler die Erlebnisse von Anderen weitersagen. Das Großstadtleben gibt zum Erzählen der langen Geschichten keine Gelegenheit mehr, die Zuhörer bringen die sonstigen Unterhaltungsmöglichkeiten davon ab. Die Geschichten sind auch heute dort am populärsten, wo das Lesen und das Fernsehen noch kein gewöhnlicher Zeitvertreib sind. In unseren Tagen treffen wir sie bei freundschaftlichen Zusammenkünften und Erlebniserzählungen der Freundeskreise. Die alten Geschichten wurden so geklärt, dass sie schon die unerschöpflichen Dokumente des Volkslebens bedeuten können und dass sie für die Ethnographie, die Soziologie, die Geschichtewissenschaft und die Psychologie gleich nützlich und wichtig sein sollen.