Balassa Iván – Kaposvári Gyula – Selmeczi László szerk.: Szolnok Megyei Múzeumi Évkönyv (1973)

Balassa Iván: Szűcs Sándor az etnográfus

SÁNDOR SZŰCS, DER ETHNOGRAPH Alle Freunde, Kollegen, Verehrer und Schüler beglück­wünschen den Ethnographen Sándor Szűcs anlässlich sei­nes 70. Geburtstages mit herzlicher und aufrichtiger Liebe. Unter den ungarischen Volkskundeforschern ist er der einzige, der nicht nur in seiner engeren Heimat, son­dern in seinem Geburtshaus lebte und lebt. Er ist Samm­ler, Gewährsmann, Bearbeiter und Publizist zugleich. Das alles sichert ihm in unserem Wissenschaftszweig einen besonderen und einzig dastehenden Platz. Sándor Szűcs ist am 23. Oktober 1903 in Biharnagy­bajom geboren. Diese Siedlung hat mit ihrer ehemaligen Moorburg und ausgedehnter Siedlungsgrenze in der Lokalgeschichte, an der Grenze des Sárrét, Grosskumani­ens und des Haiduckenlandes eine besondere Rolle ge­spielt. Sein Vater war nicht nur ein guter Landwirt, son­dern auch ein weit und breit berühmter Weinbauer und Bienenzüchter. Seine Mutter hingegen war als ausgezeich­nete Hüterin der Volksüberlieferung, eine unerschöpfliche Quelle für ihren Sohn. Er zählte kaum 13 Jahre, als ein Band der Ethnographia sein ethnographisches Interesse weckte. Seit dieser Zeit zeichnet er alles auf, was er um sich sieht und hört. Die Mittelschule absolvierte er als Privatschüler und setzte sein Studium an der Universität von Debrecen fort. Er besuchte hauptsächlich die Vorle­sungen über Geographie und Geschichte, am liebsten aber die spärlichen ethnographischen Vorträge. Seine ersten Aufsätze ershienen in Debrecener Zeitschriften und Zeitungen seiner engeren Heimat. Während der grossen Wirtschaftskriese bekam er nirgends eine Anstellung und kehrte darum ins Elternhaus zurück, wo er neben der Tagesarbeit die ethnographische Sammeltätigkeit und Bearbeitung fortsetzte. In dieser Zeit lernte er István Győrffy, Professor für ungarische Volkskunde, kennen, der nicht nur als väter­licher Freund seine Arbeit unterstützte, sondern oft mit ihm gemeinsame Forschungsreisen unternahm. Damals entstanden seine ersten grösseren Zusammenfassungen. In der Monographie über das Komitat Bihar erschien „Die Volkskunde des Sárrét", später ein kleines Buch unter dem Titel „Alte Betyárén des Sárrét". „Die Welt des alten Sárrét" (1942) gehört bereits zu den klassischen Schöpfungen der ungarischen Volkskunde. Nach der Befreiung des Landes gründete er im Nach­bardorf eine Volkshochschule, um der Jugend sein Wissen zu vermitteln. Inzwischen veröffentlichte er ein neues Buch „Die Chronik der Pussta" (1946). Für einige Jahre zog er sich wieder in die Einsamkeit von Biharnagybajom zurück, wurde im Jahre 1952 zum Direktor des Gross­kumanischen Győrffy—István—Museum in Karcag beru­fen. Trotz der vielen Arbeit fand er immer Zeit zum Schrei­ben. Eine ganze Reihe neuer Publikationen erschienen nacheinander: „Die Kumpane des Ludas Matyi" (1954), „Die Kameraden des Hári János" (1956), „Die ,Freien der Pussta" (1957), „Mit Dudelsackklängen wird gewor­ben" (1962). Jeder Band bringt neue Farben, neue Kennt­nisse aus der unerschöpflichen Schatzkammer Grosskuma­niens und des Sárrét. Zugleich bereicherte er das Museum mit einer Sammlung, die heute unersetzbar ist. 1963 ging er in den Ruhestand, setzte aber seine wissenschaftliche Arbeit fort. So publizierte er 1963 sein neues Buch „Betyá­rén, Pandúrén und andere Berühmtheiten". Sándor Szűcs' Stellung in der ungarischen Volkskunde sichert der spezielle Umstand, dass er mehr als ein halbes Jahrhundert hindurch an seinem Heimatsort in erster Linie die Überlieferungen des Moorlandes systematisch sammelte. Die Angaben seiner Gewährsleute gingen bis Anfang des vorigen Jahrhunderts zurück. Er sucht in den Dorfarchiven und bei den Familien das schriftliche Anden­kenmaterial der alten Zeiten. Mit Hilfe seiner geogra­phischen Kenntnisse vereinigt er alle Ergebnisse zu einem vollständigen Ganzen. Seine schöne Sprache und hervor­ragende Redaktionsfähigkeit erhöhen den Wert seiner Arbeiten. Diese Umstände erklären, dass seine Schriften auch von den Laien mit grossem Interesse gelesen werden und zugleich zu den wichtigsten Quellen der ungarischen Volkskunde gehören. 21

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