Balassa Iván – Kaposvári Gyula – Selmeczi László szerk.: Szolnok Megyei Múzeumi Évkönyv (1973)

Filep Antal: Az alföldi népkutatás úttörője Kiss Bálint

BÁLINT KISS, VORLÄUFER DER ETHO NGRAPH ISCH E N FORSCHUNG IN DER GROSSEN UNGARISCHEN TIEFEBENE Die Studie führt Bálint Kiss (1772—1835), Mitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften vor. Während seiner 54jährigen Tätigkeit als Geistlicher in Szentes (Ko­mitat Csongrád) hat er wertvolle ethnographische wis­senschaftliche Arbeiten geschaffen, die in Handschrift erhaltengeblieben sind. Als Propst der Superintendatur bereitete er Schulreformen vor und schrieb Schulbücher für die Bauernjugend. Diese besitzen ethnographischen Quellenwert und haben seinerzeit die agrotechnischen Verfahren und Kenntnisse popularisiert. Er konstruierte einen Eisenpflug, der in der zeitgenössischen Presse gros­sen Widerhall fand. Er schrieb eine Studie über die Müh­len und entwarf Mäh- und Dreschmaschinenpläne. In der wissenschaftlichen Zeitschrift der Akademie publizierte er eine Studie über die Dachziegelherstellung und über Probleme der Dachdeckung. Im Mittelpunkt seines Interessenkreises stand jedoch — dem Zeitgeist entsprechend — die Geschichte und Eth­nographie. Seine Arbeit über die ungarische Urgeschichte erschien in drei Bänden im Jahre 1839, der vierte Band blieb in Handschrift zurück. In die?er Publikation ver­suchte er aufgrund ethnographischer Beobachtungen, die Kleidung der Frühungarn zu rekonstruieren und gab eine anschauliche Beschreibung der Armbauern- und Hirten­tracht in der Grossen Ungarischen Tiefebene im 18. Jahr­hundert. Sein Hauptwerk war die Beendigung der Ge­schichte der protestantischen Kirche von Szentes im 16.— 18. Jahrhundert, sowie die Monographie über das Vier­tel Jahrhundert zwischen 1800 und 1825. In dieser Arbeit bietet er einen Überblick über die spezifische Gesellschaft der Landstadt der Tiefebene. Auf etwa 64 Seiten gibt er eine selbständige ethnographische Beschreibung, wobei er auch die Ernährung, Bekleidung, Wohnkultur und das Bauwesen des Volkes darstellte. Ausführlich beschäftigte er sich mit dem Siedlungs- und Bauwesen sowie den sozia­len Zuständen. Hervorragend ist die Beschreibung des Brauchtums der Stadt. Wohnhausgrundrisse und Grund­stückskizzen ergänzen vortrefflich die Arbeit. Das Werk von Bálint Kiss gehört zu den besten ethnographischen Beschreibungen der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Es erschien zwar nicht in gedruckter Form, doch ist sein Einfluss auf die Zeitgenossen unbestreitbar. ] 2 Szolnok Megyei Múzeumi Évkönyv 177

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