Agria 35. (Az Egri Múzeum Évkönyve - Annales Musei Agriensis, 1999)

Horváth László: Hatvani árvizek

László Horváth Hochwasser in Hatvan Über Jahrtausende war der Zagyva-Fluß für die Geschichte der Region Hatvan und später für die der Stadt Hatvan das prägende Element. Von dem an der slowakischen Grenze entspringenden und friedlich fließenden Flüßchen läßt sich nur schwer seine geschichts-gestaltende Rolle erahnen, obgleich es über Jahrhunderte, während des größten Teils des Jahres eine unübersehbare, kaum zu erkennende Sumpfwelt durch die Region Hatvans gezogen hat. Nach der Schneeschmelze im Frühling gab es vom Norden her ständige Überflutungen, zu denen nach größeren Sommerregenfäl­len weitere Wasserzuflüsse kamen. Das von den vielen kleinen Bächen in die Zagyva fließende Wasser wurde vom Fluß in den oberen, schnellen Abschnitten in das gebirgige Bett gezwängt, aber mit Erreichen das Flachland trat der Fluß über die Ufer. In dem kaum auskennbaren lebensgefährlichen Sumpf jährlich wechselnder Größe zeigte sich ein sicherer Punkt, der natürliche Flußübergang um die heutige Stadt Hatvan, wo man unter normalen Umständen — bis auf 1-2 von Unwetter heimgesuchten Jahre — das Sumpfgebiet überqueren und so den Ost-West-Verkehr und Handel aufrechterhalten konnte. Die naheliegenden Hügel und Berge (z.B. Strázsaberg) gewährten auch unter den härtesten Wetterbedingungen Schutz und einen sicheren Wohnsitz. Deshalb siedelten sich die Menschen der Bronzezeit hier gerne an, deshalb waren die umgebenden Höhen und Hügel während der sog. Hatvan-Kultur bewohnt. Die römischen Legionen mögen später aus strategischen Gründen gezwungen worden sein, das Gebiet zu besetzen und den einzigen natürlichen Übergang zu sichern. Die 1967 begonnene Probeausgrabung ergab eindeutig, daß sich ein mit einer Mauer umzäunter viereckiger römischer Wachturm, die Überreste einer Militärwachstation, unter der Oberfläche verbergen. Dank dem natürlichen Übergang über die Zagyva war dieses Gebiet ständig bewohnt, das beweisen die skythischen und keltischen Grabfunde, weiterhin die Reste einer Siedlung aus der großen Sarmatenzeit, die an der Stelle des heutigen Bahnhofs lag. Südlich von Hatvan wurden Ausgrabungen zur Freilegung eines Awarenfriedhofes geführt. Im 10. Jahrhundert gehörte das heutige Gebiet von Hatvan schon zum Besitz des Hauses Arpad. Um 1212 gründete Simon, der Sohn von Bánk (dem Ban), ein der Hl. Margit von Antiochia gewidmete Prämonstratenserkloster in Hatvan, das an einer wichtigen und verkehrsreichen Stelle lag. Bald entstand ein Marktflecken um das Kloster. Die Klosterpropstei wirkte zugleich als „loca credibilia" (glaubwürdiger Ort), was Hatvan zu einer bestimmenden Siedlung der Region machte. Bereits 1264 hatte der Vizepalatin hier seinen Sitz und der hierher führende, die Zagyva überquerende Weg trug den Namen "Marktstraße". Die Türken erkannten diesen Vorteil ebenfalls und richteten in der Stadt einen Sandschaksitz ein. Nach der Vertreibung der Mohammedaner war die Region verödet, Hatvan hob sich jedoch die seine natürlichen Gegebenheiten hervor, insbesondere auch durch die Siedlungsentwicklung von Antal Grassalkovich I. In der Zeit des Eisenbahnbaus wurde allein dieser Ort als geeignet angesehen, die Strecke der Eisenbahnlinie Pest-Miskolc-Galizien auszubauen, und die Stadt gewann dank der Eisenbahn einen erneuten Aufschwung, eine neue Entwicklungsrichtung. Es entstand eine Eisenbahnkolonie, die Vorgängerin des heutigen Neuhatvan, mit eigenen Kirchen, eigenem Kulturhaus, Kino und Friedhof. Im Zuge dieser Entwicklung wurde später Industrie in der Region angesiedelt, die Tausenden von Einwohnern Lebensunterhalt sicherte, aber eine Folge war auch, daß Hatvan im Zweiten Weltkrieg von angelsächsischen Teppichbombardierungen zerstört wurde. Bis in unsere Tage haben die günstige Lage und die Nähe des Flusses eine bestimmende Rolle im Leben der Region gespielt. Aber daraus ergaben sich für die Siedlung nicht nur Vorteile. Besonders ab dem 19. Jahrhundert, nachdem man mit der Regulierung des Flusses begonnen hatte, wurde die Stadt Hatvan von dem für „gemaßregelt" gehaltenen Fluß mehrmals überflutet. Nach dem Hoch­wasser 1885 forderte der Fluß 1901 wieder einmal sein ehemaliges Überschwemmungsgebiet zurück. Danach tobte das Hochwasser infolge der inzwischen ausgeführten bedeutenden Ufer­257

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