Agria 25.-26. (Az Egri Múzeum Évkönyve - Annales Musei Agriensis, 1989-1990)

Lengyel László: A treatrum sacrum a magyarországi barokk művészetben

László Lengyel Das Theatrum Sacrum in der ungarischen Barockkunst In dieser Studie wird das Material der Begleitausstellung vorgeführt, die anläßlich der in Noszvaj , durch das Literaturwissenschaftliche Institut der Ungarischen Akade­mie der Wissenschaften veranstalteten Konferenz „Schuldrama und Folklore" (13.^45. Oktober 1988) zur Schau gestellt wurde. Mit der Ausstellung „Das theatrum sacrum in der ungarischen Barockkunst", die bis zum April 1989 in dem Dobó István-Burgmu­seum zu Eger zu besichtigen war, wurde die Konferenz eigentlich eröffnet. Die Aufsammlung, Vorführung und Bearbeitung des Materials der ungarischen Barockkunst, welches unter diesen besonderen Namen zusammenzufassen ist, wollten sinnfällig machen, daß die, durch den Namen theatrum sacrum bezeichneten Erschei­nungen der Barockkultur bloß auf die theater- und literaturgeschichtlichen Beziehun­gen der Schuldramen nicht beschränkt werden können. Wir sammelten die in Ungarn auffindbaren künstlerischen Denkmäler dieses Kunstwerktyps auf, um dadurch zu ve­ranschaulichen, wie tief die Wurzeln des Anspruches auf das heilige Theater auch bei uns in der Mentalität der Menschen der Barockzeit lagen. In Ungarn - wie in ganz Europa - werden zahlreiche Formen des theatrum sacrum nach der Tätigkeit der Jesuiten und Franziskaner wirklich zur Blüte gebracht. Die heiligen Szenen beschränkten sich nicht nur auf die Theateraufführungen der Kongre­gationsschulen , sondern sie tauchten auch in den Sitten der großen Feste (Weihnachten , Ostern) bzw. in der devoten Praxis der Ordensgemeinschaften und der Alltagsmen­schen auf. Die in zahlreichen Formen erscheinenden Werke des Typs Heiliges Theater - von den besten Kirchenwerken der Sakralen Kunst bis die verschiedenen Gegens­tände der Privatandacht - und die festlichen Zeremonien könnten die Menschen des behandelten Zeitalters darauf aufmerksam gemacht haben, daß auch sie selbst Mitwir­kende auf der Bühne der Wohlgeschichte sind. Die durch die heiligen Theater angebo­tenen Identifizierungs- und Einfühlungsmöglichkeiten entsprangen elementar aus dem Illusionismus des Barocks und aus dem eigenartigen Mysterium der Mimese. Die vor­liegende Studie bietet einen Überblick über die Forschungsgeschichte dieses Themas in Ungarn, da die wichtigsten Publikationen in chronologischer Reihe bekanntgemacht wurden. In dem nächsten Kapitel wurde der Begriff theatrum sacrum, in drei Sinnen geb­raucht, definiert. 1. Dieser Begriff gilt für die Bezeichnung von liturgischen oder mit der Liturgie zusammenhängenden Prozessionen, Festen, Sehenswürdigkeiten und Veranstaltungen im 17. und 18. Jahrhundert, bei denen auch theatralische Effekte angewandt wurden und unter deren Requisiten, Zubehören und Mitteln auch Kunstwerke aufzufinden sind. 2. Bühnenartig komponierte Kunstwerke, deren Schöpfer a) einen Raum künstlich zustandebringen, um darin Figuren zu stellen und durch die Anwendung von Theaterkulissen, gemalten Hintergründen bzw. von anderen illu­sionistischen Mitteln strebten danach, daß die Lage der in den Raum gestellten Figuren im Interesse der Wirkung je wirklicher sei. b) die Reihe der Ereignisse in dem ähnlicherweise komponierten Raum in mehrere Szenen geteilt narratív wie im Theater darstellen wollten. 655

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