Bodó Sándor - Szabó Jolán (szerk.): Végvár és társadalom a visszafoglaló háborúk korában (1686-1699) - Studia Agriensia 9. (Eger, 1989)

Fenyvesi László: Buda ostromai és a Duna-mellék pusztulása egy 1687-es siralomvers tükrében

László Fenyvesi BEALGERUNGEN VON BUDA UND DIE VERWÜSTUNG DES DONAUGEBIETES AUS DEM ASPEKT EINES KLAGELIEDES AUS 1687. (Historischer Überblick der Geschehnisse, quellenkritische Analyse, der autentische Text) Unsere Abhandlung befasst sich mit einem alten, in 1687 entstandenen unga­rischen Gedicht. Aus dem Thema folgten drei mit einander organisch zusam­menhängende Aufgaben. Im ersten Teil, dem Inhalt des Gedichtes folgend, gaben wir einen historischen Überblick. Demnach befassten wir uns mit der Analyse der historischen Angaben aus einer quellenkritischen Sicht. Die Teil­angaben sind in den Anmerkungen einzeln behandelt worden. Zuletzt haben wir das ganze Gedicht mit philologischer Genauigkeit veröffentlicht. Das Gedicht wurde in 1687 vom Notar des Marktfleckens Ráckeve, auf der Insel Csepel südlich von Budapest, von einem gewissen Mihály Szabadszál­lási verfasst. Den Text hat er selber in das älteste, auf uns zugekommenen Protokoll der Stadt Ráckeve eingetragen, das heute in der Landesbibliothek (Nationalbibliothek Széchényi) bewahrt wird. Signatur Fol. Hung. 2904. Das laufend in Prosa geschriebene Gedicht kann in 40 Strophen und 160 Verszeilen geteilt werden. Der Titel des Gedichtes lautet: Die traurige Ver­wüstung der Stadt, so wie es anno 1687 niedergeschrieben wurde (Szomorú esete a városnak elpusztulásáról, így íratik le anno 1687-ben.) Der Verfasser war etwa vier Jahrzehnte lang Notar von Ráckeve, der als Augenzeuge die beschriebenen Ereignisse miterlebt hatte. Sein dichterisches Talent war ge­ring: die wahrheitstreue Beschreibung der Ereignisse war sein Ziel. Bei der Analyse des Textes müssen die Grenzgebiete der Geschichtswis­senschaft und der Literaturgeschichte gleichermassen in Betracht gezogen wer­den. Das Gedicht gehört einer Untergruppe der sogenannten „historischen Gedichte” an, die als Klagelieder in der Literaturgeschichte bezeichnet wer­den. Diese Dichtungsart war in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts schon im Abstieg, und so ist auch das Klagelied von Ráckeve von keinem besonde­rem ästhetischem oder literarischem Werte. Auch von literaturgeschichtli­chem Standpunkt aus ist es von keiner grossen Bedeutung, denn derartige „historische Gedichte” wurden von der Literaturforschung in grosser Menge erschlossen, veröffentlicht und analysiert. Allein vom Standpunkt der geschichtlichen bzw. lokalgeschichtlichen Forschungsarbeit ist das Gedicht bedeutend, weil es genaue und verlässliche Angaben über Los und Leben der Donauvölker, über die Belagerungen von Buda, während der Periode ihrer Zurückeroberung von den Türken darbietet (1684—1687). Die quellenkritische Analyse dieses Gedichtes ist ein Beweis, dass auch minderwertigere literarische Werke vergangener Zeiten unsere his­torische Erkenntnisse erweitern können. 267

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