Ujváry Zoltán: Varia Folkloristica (A Hajdú-Bihar Megyei Múzeumok Közleményei 25. Debrecen, 1975)

Német nyelvű kivonat

BACCHUS IN DER TOKAJER WEINGEGEND Auf dem Gebiet der berühmten Tokajer Weinkultur knüpft sich ein reiches Brauch­material an den Weinbau. Eine bemerkenswerte Figur dieses Brauchkreises ist Bacchus, der antike Gott des Weines und der Fruchtbarkeit, er heisst in der Gegend von Tokaj ba­kus, baksus. Die Figur von Bacchus haben die Weinbauern im vorigen Jahrhundert im Faschingszug getragen, in unseren Tagen dagegen im Weinlese-Aufzug. (Von dem auf dem Fass sitzenden Bacchus siehe unsere Fotos.) Teilnehmer des Aufzuges im Weinlesefest (Winzerfest) sind die Leiter der Weinbau-Vereinigung, Mädchen und Burschen, Musiker und maskierte Spieler. In Mád zieht ein Pferd weibliche und Männermasken, die sich auf Rä­dern drehen. In unseren Tagen wird die Bacchus-Figur nur in Erdőbénye im Aufzug des Weinlesefestes getragen. Zwei Burschen tragen ihn, während des Aufzuges giesst man zeit­weise Wein in das Glas von Bacchus; der Wein wird bald von einem, bald vom anderen Träger getrunken. Der Aufzug endet mit einem Fest. Die Folkloristen sind der Meinung, dass Bacchus in der Tokajer Weingegend zur Grundschicht des Weinbaus gehört. Man sucht einen gewissen Zusammenhang mit den antiken Kulten. Im Gegensatz zu den bisherigen Ergebnissen stelle ich jedoch fest, dass Bacchus nicht gleich mit der Entstehung der ungarischen Weinkultur hier Einzug hielt, sondern durch fremde Einwohner, durch deutsche Ansiedler in die ungarische Volkstra­dition geriet. Den fremden Ursprung annehmend untersuche ich, woher und wann Bacchus' Figur in die Tokajer Weingegend kam. Hat man die Figur von den fremden Ansiedlern übernommen oder ist sie gleich mit den Fremden zusammen zu einem Teil der ungarischen Tradition geworden? Wenn man eine fremde Herkunft annimmt, so muss man mit dem Vorkommen mehrerer Bräuche, Brauchmotive rechnen. Dafür gibt der Weinlese-Brauch­kreis in der Tokajer Weingegend mehrere Beispiele. Auf die Frage, ob Bacchus irr der Tokajer Weingegend zur Grundschicht der Traditions­kreise des Weinbaus gehört, gehe ich von einer negativen Angabe aus. Im Traditionskreis des ungarischen Weinbaus treffen wir eine Bacchus-Gestalt nicht - ausgenommen die To­kajer Weingegend. Wenn in der Zone ungarischer Weinkulturen mit ähnlich grosser Vergan­genheit wie die Tokajer, die Gestalt von Bacchus nicht auftaucht, so z. B. nicht einmal in Pannonién, wo der römische Einfluss doch auf der Hand liegt, so können wir mit Recht annehmen, dass sie bei der Entstehung der kollektiven Brauchtradition des Weinbaus auch in der Tokajer Weingegend nicht erschienen ist, dass sie also in der ehemaligen Grund­schicht nicht vorkam. Wenn der betreffende Brauch zur Tradition einer engeren Gemeinschaft gehört, sucht der Forscher mit Recht nach den Faktoren, durch die der Brauch zum Bestandteil der Tradition wurde. Ist der untersuchte Brauch, bzw. das Brauchmotiv nicht infolge der inne­ren Entwicklung der Tradition, des gegebenen Brauchkreises zustandegekommen, so wen­det sich die Aufmerksamkeit zur Vermittlung, zur Übernahme. Die Gestalt von Bacchus ist in den Bräuchen des Weinbaus in der Tokajer Weingegend nur ein Teil, nur eine Er­scheinung, die eine Beziehung mit den anderen, auch hinsichtlich der Parallelen und so auch der Herkunft voraussetzt. Unter den Weinbau-Bräuchen in der Tokajer Weingegend untersuche ich die sich auf einem Rad drehenden Puppen. An das Rad eines Pferdewagens bindet man zwei, einander die Hand fassende Puppen, von denen eine ein Männer-, die andere ein Frauen­kleid trägt. Während des Fahrens berührt ein Rand des horizontal liegendes Rades den Boden, zur gleichen Zeit hebt sich der andere hoch - und umgekehrt; so erwecken die an das Rad gebundenen Puppen den Eindruck eines sich herumdrehenden tanzenden Paares. Parallelen finden wir auf dem ungarischen Sprachgebiet nur verstreut. Ich stelle in dieser Hinsicht fest: wo die Puppen auf ungarischem Sprachgebiet vorkommen, sind sie in der Tradition der deutschen Ansiedler, bzw. in der von diesen übernommenen ungarischen Tra­dition bekannt. Einige Beispiele zeigen, dass die sich auf Rädern drehenden Puppen auch in der Tradition der am Randgebiet lebenden Slawen bekannt sind. Aufgrund meiner Unter­suchungen betone ich, dass der in der Tradition der Deutschen unter dem Namen Hansel und Cretel bekannte Brauch in die ungarische Tradition eindrang, so auch in den Weinlese­aufzug in der Tokajer Weingegend. Eine sehenswerte Erscheinung des Brauchkreises im Weinbau in der Tokajer Wein­gegend ist der Fassbindertanz, der in der ungarischen Volkstradition anderswo nicht be­kannt ist. Auf dem deutschen Sprachgebiet ist dagegen der Fassbindertanz ausserordent­lich weit bekannt. In einer sehr frühen, aus dem Jahre 1464 stammenden Aufzeichnung aus München wird dieser Tanz bereits erwähnt. Die fremde Beziehung des Fassbindertanzes in der Tokajer Weingegend wird durch die deutschen Parallelen überzeugend bewiesen. Die

Next

/
Thumbnails
Contents