Nyakas Miklós szerk.: Hajdúsági Múzeum Évkönyve 6. (Hajdúböszörmény, 1987)

TÖRTÉNELEM — GESCHICHTE - Die Lage der Hajdú-Stádte von Szabolcs nach dem Fall von Várad im Spiegelbild der Schriften an den Hauptkapitän von Kassa, 1668

Miklós Nyakas DIE LAGE DER HAJDÜ-STÄDTE VON SZABOLCS NACH DEM FALL VON VÁRAD IM SPIEGELBILD DER SCHRIFTEN AN DEN HAUPTKAPITÄN VON KASSA. 1668 Die erfolglosen Unternehmungen des siebenbürgischen Fürsten György Rákóczi II., sich den polnischen Thron anzueignen, brachten nichts weiter ein als den Rachefeldzug des türkischen Reiches und in Folge dessen dann den Sturz und später den Tod des vom Schicksal so schlecht be­bachten Fürsten (1660). Den härtesten Schlag dieses türkischen Kriegszuges brachte aber der Sturz von Várad, denn er beeinflusste auch das Geschick der umliegenden Landesteile grundlegend; so auch das der Hajdü-Städte des ehemaligen Komitats Szabolcs, welche bis zum letzten Augenblick treu zu György Rákóczi II. gehalten hatten. Die Türken waren jedoch fest darauf versessen, die Komitate Szabolcs und Szatmár einzu­nehmen. Von diesem Plan konnten sie erst durch den Friedensabschluß von Vasvár (1664) abge­bracht werden. Doch unabhängig hiervor fielen die Türken von Várad in den nachfolgenden Jahren immer wieder in dies Gebiet ein, sodaß die Lage hier eher als halbe Friedens- und halbe Kriegssitua­tion bezeichnet werden konnte. Als Militärgelände gesehen zählten die Hajdü-Städte von Szabolcs nicht zur Komitatsverwal­tung, sondern sie waren unmittelbar dem Hauptkapitän von Oberungarn unterstellt, welcher seinen Sitz in Kassa hatte. Was jedoch die alltäglichen Dinge anging, hatten diese Städte ihre engesten Verbindungen mit dem Grenzfestungskapitän aus dem nahegelegenen Kálló, und zwar vor allem in Bezug auf Verteidigungsfragen. Die militärische Schlagkraft der Hajdu-Städte war zu jener Zeit längst nicht mehr die wie zuvor (erste Hälfte des 17. Jahrhunderts), bei der Begleichung von Lokal­konflikten, vor allem, wenn es darum ging, die Türken zu beobachten und im Auge zu behalten, konnte und musste man jedoch auch weiterhin auf sie rechnen. Auch die ungarischen Grenzfestungssoldaten brachen immer wieder in die unter türkischer Kontrolle stehenden Gebiete ein, teils, um die Abgaben aus den Lehnsdörfern für die Ungarn ein­zutreiben und teils, um geflüchtete Leibeigene zurückzuholen. Doch meistens ging es auch den Grenzfestungssoldaten nur darum, Beutezüge für sich selbst zu veranstalten, denn es war damals all­gemein bekannt, wie niedrig ihr Sold und wie gross ihr Elend waren. An diesen Beutezügen beteiligten sich oftmals auch die Bürger aus den Hajdü-Städten. Und obgleich der Hauptkapitän von Kassa sich aus Angst um den Frieden zwischen den Staaten hiergegen verwehrte, konnte er nur wenig dagegen unternehmen. Häufig kam es auch zu Zusammenstössen zwischen den türkischen und den ungarischen Beutezüglern, denn man konnte praktisch nie wissen, wann wer auf welche Unter­nehmung ging. Somit machte es sich für die Hajdu-Städte notwendig, ständig Informationen zu sammeln und das allgemeine Geschehen zu verfolgen. Hierzu bauten sie eine ausserordentlich wirk­sam funktionierende Informations- und Alarmkette aus, die ihren Anfang vom Innern der türkischen Besatzer aus nahm und als ersten den Hajdú-Vitezen von Szoboszló in die Hände gelangte, welche dann die Leute in Böszörmény benachrichtigten. Dann lief der Alarm über zwei, beziehungsweise drei Ketten weiter, um dann über den Kapitän von Kálló rasch in Kassa einzutreffen. In Gefahrensituatio­nen sammelte sich das bewaffnete Volk der Hajdu-Städte. Die Einwohner der Hajdu-Städte standen in ständigen Wirtschaftsbeziehungen zu dem Haupt­kapitän von Kassa. Manchmal bezeugten sie ihm ihre Anerkennung durch kleinere oder grössere Geschenke, dann wieder Hessen sie ihm umfangreiche Geldsummen zukommen. Wie es sich zeigte, war der Hauptkapitän von Kassa sehr an dem blühenden Rinderexport interessiert, und auch hier unterstützten ihn die Hajdü-Städte, und zwar als Rinderhalter und auch -händler. Der Kriegsstuhl des Hauptkapitäns von Kassa stellte jenes Forum dar, wo die Hajdu-Städte Berufung einlegen und Kontrollen ausüben konnten. So wendeten sich die Städte in einzelnen Kon­fliktfällen hierher, obgleich sie alle inneren Angelegenheiten unter sich ausmachten. Dem Haupt­kapitän von Kassa wurden nur die Sachen vorgelegt, in Folge derer der Bürger irgendeiner Hajdü­Stadt mit anderen Städten oder Komitaten in Zwiespalt geraten war. Ihre Amtsvertreten wählten die Hajdü-Städte selber, die Wahl des ersten Mannes in der Stadt, des Obersten oder des Kapitäns, musste jedoch zur Bekräftigung nach Kassa gemeldet werden. Im 55

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