Nyakas Miklós szerk.: Hajdúsági Múzeum Évkönyve 6. (Hajdúböszörmény, 1987)

NÉPRAJZ — VOLKSKUNDE - „Wer's nicht glaubt, mag selbst nachsehen..." (Glaubensvorstellungen aus Hajdúnánás)

Gizella Makóidi „WER'S NICHT GLAUBT, MAG SELBST NACHSEHEN. .." /GLAUBENSVORSTELLUNGEN AUS HAJDÚNÁNÁS/ Die Welt der Glaubensvorstellungen, die sich in den volkstümlichen Erfahrungen bewahrt hat, wirkt bis auf den heutigen Tag. Sie ist in Ungarn egal, wo anzutreffen. So erzählt man Hajdúnánás auch heute noch von einzelnen „Persönlichkeiten" wunderliche, aber erlebte „glaubwürdige" Ge­schichten. Die individuelle Gestalt dieser Personen erfährt jedoch sowohl in den Balladen wie auch in den GlaubensvorStellungen eine Typisierung. Typisch für unsere Nationalkultur sind auch diese Gestalten und die Betyarengeschichten geworden und in der Landschaft Hajdúság — ihrer umfang­reichen Viehhaltung wegen — die ,,weisen" Hirten und die Kutscher sowie ihre weiblichen Ent­sprechungen die Wehfrauen und Hexen und die Überbleibsel der einstigen Schamanen (ung. : táltos). Ihre Handlungen weisen die Typen von der Tierheilung angefangen über den „Wechselbalg" hin bis zur „Behexung von Kühen" usw. auf. Die Art und Weise des Schutzes gegen diese kann in den Bräuchen zu namhaften Tagen, wie z. B. auch in den volkstümlich parapsychologischen Erscheinungen bei der Berührung mit übernatürlichen Kräften beobachtet werden. Glücklicherweise bleibt uns der Vergleich durch die Tatsache, dass diese Themen auch in den fünfziger Jahren in Hajdúnánás gesammelt wurden. So hatten die Ethnographen hier das Glück, unter anderem auch noch persönlich mit jenem Hirten sprechen zu können, über den die Informanten schon seit mehr als 40 Jahren Geschichten zu erzählen wissen. Zwei Wochen lang lag der alte Tömöri im Scheintod (ung.: tetszhalott), wie dies ein Arzt feststellte. Ob ihm nun in dieser Zeit das Wissen zu Teil wurde wie einem Schamanen, oder ob es aus einem geheimnisvollen Buche stammt, das er noch von einem älteren Wahrsager (ung. : vajákos) bekommen hatte, das lässt sich hier nicht sagen, denn die meisten meinen eben, dass man dafür geboren sein müsste. Bei den einzelnen Elementen des Wandels zum Schamanen weist Vilmos Diószegi nach, dass es sich hier um ein ungarisches ethnisches Spezifikum handelt, dass der Auserwählte sich das Wissen nicht aus Büchern aneignet wie die Gestalten der fahrenden Schüler bei den umliegenden Völkern. In einem Gespräch mit seinem nun selbst schon betagten Sohne vervollständigt Tömöri dieses Bild, der anscheinend die Realität der Geschichten verneinen möchte, dann aber das von seinem Vater geerbte gehimnisvolle Buch schreckenerfüllt am Sterbebett ins Feuer wirft. Als Erbe aus dem Orient gehört es zum Wissen dieser unserer „weisen Leute", dass sie sich verstecken und verbergen mussten, (ung. : rejtezés, révülés), wie es ja auch unserer Geschichte und unserem Schicksal anhaftet, dass man diese Leute in den letzten tausend Jahren verbergen musste. Verwandte verheimlic hen und verneinen es engeweiht zu sein. Selbst die Informanten sprechen meist nur von den alten unter ihnen. Fragt man sie nach den heute noch lebenden, so wehren sie lächelnd ab : „Besser ist, wir nennen die nicht beim Namen." 201

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