Nyakas Miklós szerk.: Hajdúsági Múzeum Évkönyve 4. (Hajdúböszörmény, 1980)

TÖRTÉNELEM — GESCHICHTE - Angaben zur Demographie und zur Besitzgeschichte von Böszörmény und Umgebung im 16. Jahrhundert

György Módy ANGABEN ZUR DEMOGRAPHIE UND ZUR BESITZGESCHICHTE VON BÖSZÖRMÉNY UND UMGEBUNG IM 16. JAHRHUNDERT In der vorliegenden Studie wird die Migration der südslawischen Bevölkerung anhand von Dokumenten aus dem 15.—16. Jahrhundert in elf mittelalterlichen Sied­lungen untersucht, die sich im mittleren Gebiet des ehemaligen Komitats Szabolcs befanden. Der Verfasser kommt zu der Feststellung, daß eine bedeutende Mehrheit der fremden Leibeigenennamen, die in den zur Verfügung stehenden Quellen und in anderen Konskriptionen aus der Zeit von 1549 bis 1608 entdeckt werden konnten, südslawischen Ursprungs sind. Zu eben dieser Bevölkerung zugehörig nennt er auch die Mehrheit jener Leibeigenen mit ungarischem Familiennamen, die man in dem hier untersuchten Zeitabschnitt als Raizen (rasciani) bezeichnete. Es konnte auch bewiesen werden, daß diese südslawische Bevölkerung — die als Rácz bezeichneten Serben und die als Tót bezeichneten Slowenen —• in drei aufeinander folgen­den Wellen in die hier erforschten Siedlungen kamen. Die erste Besiedelung, welche zahlenmäßig die geringste war, erfolgte zwischen 1411 und 1430, als dieses Gebiet als Teilstück der Debrecener Herrschaft unter die Landesherrschaft der serbischen Des­poten István Lazarevics und später György Brankovics gehörte. Diese erste südsla­wische Gruppe assimilierte sich recht schnell in der rein ungarischen Umgebung, ein Großteil ihrer Familiennamen wurde ebenfalls ungarisch, denn in jenem Jahrhundert hatte sich das System der Familiennamen bei den Leibeigenen in Ungarn noch nicht stabilisiert. Ihre Religion behielten sie jedoch bei — und deshalb konnte 1565 die Aufzeichnung über sie gemacht werden, daß sie aufgrund des Privilegs von König Zsigmond den Zehnten nicht zu zahlen brauchten. Die zweite, weitaus stärkere Mig­ration der Südslawen gelangte in den 1540-er Jahren in diese Gegend, und zwar als eine planmäßige gutsherrliche Ansiedelung aus den südlicheren Komitaten des da­maligen Ungarn. Es ist nachgewiesen, daß diese Südslawen bei ihrer Ansiedelung in eigenständigen Teilen der Dörfer wohnten, werden doch sowohl 1540 als auch 1589 beispielsweise getrennt für sich Magyar-Böszörmény und Rácz-Böszörmény ge­nannt. Wahrscheinlich hat sich diese zweite südslawische Bevölkerungswelle auch rasch verungarisiert, so gibt die Bezeichnung „rasciani" aus Quellen vom Ende des 16. Jahrhunderts nur einen Hinweis auf Glaubensunterschiede. Die dritte südsla­wische Welle erreichte diese Gegend um 1570. Die meisten der Ansiedler waren Hir­ten, die sich aus den durch die Türken besetzten Gebieten immer mehr nach Norden verzogen. Für nur kurze Zeit blieben sie in der Gemark der ungarischen Dörfer woh­nen. Dies ist eine Erklärung dafür, daß man in einer Steuerkonskription aus dem Jahre 1572, die von den Türken stammte, in erster Linie in Dorog, aber auch in meh­reren kleineren Nachbardörferen auf eine vorwiegend südslawische Bevölkerung stößt, die gerade eingetroffen war, dann aber in keiner ungarischen Konskription — weder aus dem gleichen, noch aus späteren Jahren — aufzufinden ist. Es ist anzunehmen, daß in der türkischen Steuerliste alle eben dort ansässigen Südslawen aus den hier genannten Dörfern erfaßt wurden, während sich die ungarischen Listen nur auf die ursprünglich Einwohnerschaft beschränkten. Ein Teil dieser dritten Welle blieb in den untersuchten elf Siedlungen ansässig und vermehrte die ursprünglich südslawi­sche und der orthodoxen Kirche angehörige Leibeigenenbevölkerung. Iihre Assimi­lisierung setzte erst zu Beginn des 17. Jahrhunderts ein. 177

Next

/
Thumbnails
Contents