Magyari Márta szerk.: A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 2008-2009 (2010)

IRODALOMTÖRTÉNET - Orosz György: „Elefthériosz és Terasziosz leszálltak a könyv mélységeibe" - Egy régi hitvita zsidók és keresztények közt az európai apokrif irodalomban

„ELEFTHÉRIOSZ ÉS TERASZIOSZ LESZÁLLTAK A KÖNYV MÉLYSÉGEIBE" 189 György Orosz „ELEFTHERIOS UND TERASIOS STIEGEN IN DIE TIEFEN DES BUCHES NIEDER" Ein alter Glaubensstreit zwischen Christen und Juden in der europäischen Apokryphenliteratur In den geistlichen Volksgesängen der orthodoxen Russen findet sich der Freitag in zwei Erscheinungsformen. In den Volksgesängen, die als .Freitag" betitelt sind, erscheint dieser Tag in personifizierter Form als Frau Freitag (Pjatnica), deren Gestalt in gewisser Hinsicht mit der Hauptgöt­tin Moko des von Vladimir Svjatoslavic I. in Kiew errichteten heidnischen Pantheons in Verbindung gebracht werden kann. Der Kult der Frau Freitag, obwohl er manche Züge der vorchristlichen heidnischen Glaubenswelt der Slawen beibehalten hatte, verschmolz ei­gentlich mit der Tradition, die sich um die Person der griechischen Märty­rerin, der Heiligen Paraskeva (,Freitag') herausgebildet hatte. Die Gestalt von Frau Freitag deckt sich aber in manchen Fällen mit der der Hochhei­ligen Gottesgebärerin des Christentums. Ein Teil der sich auf den Freitag beziehenden Verbote (z. B. darf man an diesem Tag nicht aus Asche Lauge sieden, Wäsche waschen und spü­len, das Kind baden) gelangte in die Glaubenswelt des Volkes bei den Russen, aber auch in die geistlichen Volksgesänge, sicherlich aus der Apo­kryphenliteratur. In den russischen geistlichen Volksgesängen und Prosatexten, die den Titel „Von den zwölf Freitagen" tragen, lernen wir den Freitag in einer ganz anderen Rolle kennen. Als Ausgangspunkt für die kultische Vereh­rung der zwölf Freitage diente bei den Russen die apokryphe Schrift „Die Sage von den 12 Freitagen", die überlieferungsgemäß dem Heiligen Kle­mens, einem Römer, zugeschrieben wird. Unter den zahlreichen Schriften, die unter seinem Namen erhalten sind, gilt nur eine einzige als authen­tisch: der „Brief an die Korinther". Die apokryphe Schrift „Die Sage von den 12 Freitagen" des Heiligen Klemens, deren religiös-kultureller Hinter­grund der römische Katholizismus war, verbreitete sich überall in Europa. Die Texte der Klemens-Gruppe kommen als Varianten auch in französi­scher, provenzalischer, lateinischer, griechischer, deutscher, ungarndeut­scher, italienischer, englischer und ungarischer Sprache vor . Die Sage von den zwölf Freitagen des Jahres hat aber auch einen an­deren Typ. Das ist die Eleftherios-Gruppe. Diese Bezeichnung beruht da­rauf, dass der Liste der Freitage ein einleitender Teil vorangeht, der den Glaubensstreit zwischen dem Christen Eleftherios (Elefterie, Jelevferij, Jelferij) und dem Juden Terasios (Terasie, Tarasie, Tarsej, Tarasij, Taras­ka) beschreibt. Die russischen geistlichen Volksgesänge gehören zu der Klemens­Gruppe, aber auch ein Teil der Prosatexte zählt dazu. Den indirekten west­lichen Ursprung der Volksgesänge und der Sagen verrät auch die Tatsache, dass der Name des Papstes Klemens aus Rom in ihnen oft erhalten blieb. In der altrussischen Literatur waren auch die Sagen von den zwölf Frei­tagen der Eleftherios-Gruppe vertreten. Das Vorhandensein des Elefthe­rios-Typs bei den Rumänen bezeugen manche Textvarianten, und erfin­det sich in Ungarn bei den Rumänen auch heute noch. Die in den verschiedenen europäischen Sprachen vorhandenen Text­varianten der Eleftherios-Gruppe sind auf eine byzantinische apokryphe Geschichte zurückzuführen, deren Hauptinhalt folgendes ist: wie erwarb sich der Christ Eleftherios das Geheimnis der zwölf Freitage von Malho, dem Sohn des jüdischen Glaubensstreiters, der Terasios heißt. Die Elefthe­rios-Geschichte byzantinischen Ursprungs überschritt die Grenzen der sla­wischen Länder und überhaupt der Orthodoxie, und gelangte nach dem katholischen Deutschland. Hier diente sie im Mittelalter für Hans Rosen­plüt (XV. Jh.) als Grundlage für das Verfassen eines Fastnachtspieles („Ein disputaz eins freiheits mit eim Juden").

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