A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 2006 (Debrecen, 2007)

Irodalomtörténet - Orosz György: „Koldus képében Krisztus jár miköztünk”. A koldusmesterség szakrális megalapozottsága a keresztény vallásban

100 OROSZ GYÖRGY 1996 Nézzetek rám szemetekkel, hallgassatok fületekkel. Nyíregyháza, 88 pp. 1996 Das also sind die Freitage. Apokryphen, geistliche Volksgesänge. In: Studia Slavica Savariensia 1-2. Szombathely, 37-41. 1997 Égi levelek. Isten és a pápák üzenete. Nyíregyháza, 83 pp. 1998 Az Ádám siralmai orosz vallásos népénekekről. In: Néprajzi Látó­határ VII. i-2. sz. 58-60. 2002 A Mélységek könyve című orosz egyházi népénekekről. In: Mik­rokozmosz - makrokozmosz. Vallásetnológiai fogalmak tudo­mányközi megközelítésben. Szerkesztette: Pócs Éva. Budapest, 78-89. 2003 Énekes vándor koldusok a régi Oroszországban. In: Imádságos as­szony. Tanulmányok Erdélyi Zsuzsanna tiszteletére. Szerkesztette: Czövek Judit. Budapest, 217-240. 2003 Aranyhegyet ne adj te nékik. Krisztus legkisebb testvérei a régi Oroszországban. Nyíregyháza, 61 pp. 2006 Apokrifek, vallásos népénekek az óorosz időkből. In: A debreceni Déri Múzeum Évkönyve 2005. A debreceni Déri Múzeum Kiadvá­nyai LXXVIII. Szerkesztette: Magyari Márta. Debrecen, 391-413. PONOMAREV, A. I. é. n. Pamjatniki drevnerusskoj cerkovno-ucitel'skoj literatury. Vyp. II. Slavjanorusskij prolog, cast' pervaja, sentjabr'-dekabr' RYBNIKOV, P. N. 1909 Pesni. I. Moskva SZÉMÁN ISTVÁN 1926 Az újabb orosz irodalom. Budapest SZENT BIBLIA 1974 Fordította Károli Gáspár. Budapest TOKAREV, SZ. A. (főszerk.) 1988 Mitológiai enciklopédia. I-II. Budapest VARENCOV, V. 1860 Sbornik russkich duchovnych stichov. Sanktpeterburg DEVORAGINEJ. 1990 Legenda Aurea. Békéscsaba A ZARÁNDOK 1989 Oroszból fordította Korzenszky Richárd. Nyíregyháza @ Orosz, György „IN DER GESTALT EINES BETTLERS WANDELT CHRISTUS SELBST MITTEN UNTER UNS HERUM." DIE SAKRALE BEGRÜNDUNG DES BETTELBERUFS IN DER CHRISTLICHEN RELIGION Zur Herausbildung der neuen, christlichen Weltanschauung bei den Kiewer Russen hat - ähnlich wie bei anderen europäischen Völkern ­nicht nur die übersetzte kanonisierte Kirchenliteratur beigetragen, son­dern auch die Apokryphen, die zu breiten sozialen Schichten einen starken Zugang fanden. Die von Byzanz und Bulgarien transplantierten apokry­phen Erzählungen wurden, nachdem sie spezifische lokale Elemente in sich aufgenommen hatten, recht bald ossifiziert. Die apokryphen Schriften nahmen in der altrussischen Literatur eine bedeutende Stelle ein. Ihr Einfluss erstreckte sich auch auf die Folklore und auf deren wich­tigste Gattung, die geistlichen Volksgesänge (duchovnye stichi). Die einstigen Träger dieses heiligen Liedguts, die der kirchlichen Juris­diktion unterlagen, wurden mit den folgenden Namen bezeichnet: kalika/ kaleka, palomnik, strannik/storonnik, piligrim. Der Kern der Bedeutung dieser Wörter ist 'Wanderer, Wallfahrer'. Die Darsteller der geistlichen Volksgesänge aus späteren Zeiten, die singenden Wanderbettler, welche vor der bolschewistischen Oktoberrevolution (1917) noch überall in Russ­land zu sehen waren, können nicht ohne weiteres den ursprünglichen Trä­gern dieser Liedtradition gleichgesetzt werden. Die Pilgerbettler der Kiewer Periode und die singenden Wanderbett­ler der späteren Zeit hatten einen sakralen Beruf. Sie nahmen das Gelöb­nis der Armut auf sich, das entweder nur für die Dauer der Wallfahrt oder für immer gültig war. Im Zeichen der Imitation Christi folgten sie auf Er­den den Spuren des Erlösers. Diese „Christus-Ikonen" baten bei den Mit­christen um Almosen. Auf solche Weise boten sie den Reichen - und im Vergleich mit ihnen galten alle Leute als reich - eine Möglichkeit zum Se­ligwerden. Die pilgernden Bettler hielten ihren Beruf für gar nicht belei­digend. Sie lebten mit dem Bewusstsein, dass sie von Christus berufen sind. Das auserwählte Bettelvolk des Erlösers mahnte die Mitmenschen zur Nächstenliebe und ermöglichte die ständige Reinigung des Gewis­sens durch das Spenden von Almosen. Die singenden Wanderbettler der späteren Zeit (kaliki perechozie) setzten die Tätigkeit der bettelnden Pil­ger der altrussischen Periode fort. Sie alle waren notleidende, meist blin­de oder verkrüppelte Leute. Sowohl die bettelnden, singenden Pilger der altrussischen Periode als auch die wandernden, um Almosen bittenden, singenden Bettler der spä­teren Zeit waren im streng religiösen Sinne gesehen bettelnde Wallfahrer. Sie alle waren die Armen Christi, welche ihm folgten, ihm, der in vollkom­mener Armut lebte, nichts besaß. Ihre Lebensweise gründete sich auf die Anweisungen des Evangeliums. Nach den Lehren der christlichen Kirche stehen die Armen und Besitzlosen Christus näher, als die Besitzenden. Auch die Möglichkeit, selig zu werden, ist nicht in gleichem Maße für die Reichen und die Armen gegeben. Da die Bettler und die Reichen nach der Auffassung der Kirche einan­der gegenseitig bedingten, wollte demzufolge niemand das System des Betteins beseitigen. Aber selbst die Bettler, das auserwählte Volk Chris­ti, wollte seine Notlage nicht loswerden. Sie tauften sich in Christus, sie kleideten sich in Christus. Daraus folgt: einen Bettler zu bewirten, einem Bettler Almosen zu geben bedeutet - Christus selbst zu bewirten, ihm selbst Almosen zu geben. Durch die geistlichen Volksgesänge „Von der Himmelfahrt Jusu Christi" (Pro Voznesenie lisusa Christa) erfahren wir, dass die sakralen Bettler zu diesem geheiligten Leben durch den besonderen Ruf Christi gelangt sind. Sie waren die wandernden Ikonen von Christus, was aus dem ikonischen Prinzip der altrussischen Kultur folgt.

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