A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1999 (Debrecen, 2000)

Néprajz - Ujváry Zoltán: Die Processe des Sándor Rózsa

Zoltán Ujváry DIE PROZESSE DES SÁNDOR RÓZSA Sándor Rózsa gehört zu den bekanntesten Gestalten der ungarischen Betyarenwelt (betyár: ungefähr: Gesetzloser, Bandit). Sein Name ist als der des berühmten Betyars des 19. Jahrhunderts erhalten geblieben. Eine große Zahl von Geschichten über seine Taten und Handlungen ist in der Volkstradition und in Werken bedeutender ungarischer Autoren überliefert worden. Die Volks­tradition hat einen reichen Sagenschatz um seine Gestalt gewoben, die Kunstdichtung stellte ihn als eine idealisierte, charakteristische Figur des Volkshelden dar. Zeitgenössische Zeitungen berichteten über die Prozesse des Sándor Rózsa, einige veröffentlich­ten detaillierte Beschreibungen und Berichte über den Hergang der Verhandlungen. Aus den Repor­tagen der verschiedenen Blätter kann man das Strafregister von Sándor Rózsa und seiner Komplizen gut zusammenstellen. Von den zwei großen Prozesse sind Dokumente erhalten geblieben. Die Qu­elle, die sich auf seine erste Verurteilung bezieht, ist das Material der Verhandlung von 1859. Dieses gewährt uns auch Daten über seine Taten nach seiner Flucht. Nacn dem Freiheitskampf betrat er wieder den Pfad des Verbrechens. Damals wurde sein Name als der eines bekannten Verbrechers schon landesweit bekannt. So kann man verstehen, dass sowohl sein erster als auch sein späterer, zweiter Prozess auf großes Interesse stießen. Über den ersten geben wir eine kurze Zusam­menfassung durch Anführen der Tatsachen, einen detaillierten, auch die Stimmung des Prozesses gut wiedergebenden, zeitgenössischen Bericht über die Verhandlung von 1872 veröffentlichen wir im Anhang in voller Länge. Beim ersten Mal, im Jahr 1859, wurde Sándor Rózsa zum Tode verurteilt, später wurde das Strafmaß in lebenslange Haft umgewandelt. 1868 wurde er begnadigt, aber er konnte sich seiner Freiheit nicht lange erfreuen, noch im selben Jahr wurde er verdächtigt, sich an einer vorsätzlichen Straftat, dem Abmontieren von Eisenbahnschienen, beteiligt zu haben. Mit Hilfe einer List wurde er gefangen genommen und 1872 wieder zum Tod verurteilt. Auch dieses Urteil wurde in lebenslange Haft umgewandelt. Er starb 1878 im Gefängnis von Szamosújvár. Auf Grund der Prozessschriften kann man im Gegensatz zur romantischen Verklärung fest­stellen, dass Sándor Rózsa ein gemeiner Verbrecher war, er mordete, raubte, plante und führte eine Reihe von Straftaten aus. 271

Next

/
Thumbnails
Contents