A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1997-1998 (Debrecen, 1999)

Művelődés- és irodalomtörténet - Lakner Lajos: Literarischer Kult, Gesellschaft, Museum

Lajos Lakner LITERARISCHER KULT, GESELLSCHAFT, MUSEUM Im lezten Jahrzehnt wurde in der ungarischen Literaturwissenschaft die Forschung von literarischen Kulten lebhafter. Der Autor deutet den literarischen Kult im Licht der bisherigen Forschungen als eine gesellschaftliche Erscheinung, versuchend die bisherigen Forschungs­ergebnisse mit literarischem Anspruch zu summieren. Seine Grundfrage: was für eine Funktion hat der Literarische Kult in der Gesellschaft, genauer: wie und wozu verwenden ihn die Gemeinschaften nicht nur literarischer, sondern auch anderer gesellschaftlicher Untersysteme, und dessen führende Persönlichkeiten. Seine Antwort erschließt er dem Problem der individuellen und gesellschaftlichen Selbstauslegung und Selbstdarstellung entlang, und so kommt er zur Frage der ideologischen und Legitimationsbestrebungen der Gesellschaft. Während der Darstellung der Antwort vergleicht er den literarischen Kult mit den in der Lebenswelt abspielenden Prozessen ausführlich, analysiert die die literarischen Kulte beherrschende rhetorische Redeweise, geht auf die Ähnlichkeit und auf die Unterschiede des kultischen Literaturverstehens und des literarischen Kanons ein. Danach weist die Studie auf die Zusammenhänge zwischen dem literarischen Kult und der Ideologie hin. Der letzte Abschnitt analysiert, was für eine Literaturverstehensweise die literarische Ausstellungen, Gedenkorten von den Besuchern verlangen, weiterhin was für eine Rolle die Museen in dem literarischen Kult und im Ganzen der literarischen Kommunikation spielen. In der Hauptströmung des Gedankenganges stehen die literarischen Relikvien und ihre Wirkungen. Mit dem Vergleich der beiden Ausstellungen (1909, 1948) des Petofi-Hauses prägen sich zwei Ausstellungstypen ab. Der eine weist eher auf die Autentizität der Reliquien hin, der andere stellt die Gegenstände unter einem didaktischen ikonologischen Programm unter, dabei will er neue, zunächst politisch-ideologische Reliquien schaffen. Am Ende schaut der Autor den als Folgen der postsemiotischen Subjekt-Deutungen auftauchenden „Tod des Autors"-Theorien entgegen, was die Wiederüberlegung der Funktion der literarischen Ausstellungen und Ge­denkorten braucht. In ihrem Zentrum steht ja das schaffende Subjekt, in der französischen Revolution zur Welt kommende „grosser Mensch", die postsemiotischen Subjekt-Auffassungen berichten jedoch über das Verschwinden des suverenen Subjekts, über seine Dezentralisierung. Nach der Meinung von Wolfgang Barthel und Susanna Lange-Greve scheint die mehrdeutige literarische Ausstellung gegen die Literaturausstellung als ein zur Beseitigung dieses Problems geeignetes Medium zu sein. 554

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