A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1995-1996 (Debrecen, 1998)

Néprajz - Vajda Mária: Das Hinlegen der Braut als ein wichtiger Brauch bei alten Hochzeiten

Mária Vajda DAS HINLEGEN DER BRAUT ALS EIN WICHTIGER BRAUCH BEI ALTEN HOCHZEITEN Die erste Nacht nach der Hochzeit - wenn das junge Paar erstmals zusammenschiäft und in sexuelle Verbindung gerät, - wird in der Literatur der Volkskunde unter verschiedenen Namen angeführt: Zusammenschlafen, eheliches Zusammenschlafen, Hinlegen, das Hinlegen der Braut, die Hochzeitsnacht. Unter Verwendung von Daten der schon früher verstreut erschienenen Fachliteratur, sowie durch eigene Sammlung ist die vorliegende Arbeit entstanden, sie ist ein Versuch, die ungari­schen Traditionen zu diesem Themenkreis zusammenzufassen. Nach altem Recht war das Zusammenschlafen ein wichtiger Beweis für die Gültigkeit der Ehe, deshalb galt die Zeremonie der Hochzeit bei den jungen Leuten nicht als Privatangele­genheit, sondern als ein, mit großer Sorgfalt vorbereitetes, beobachtetes und von der Gesellschaft kontrolliertes, wichtiges Ereignis. Es kamen örtliche Bräuche hinzu, ernste und witzige Äuße­rungen, die das Ereignis begleiteten, aber auch Aberglauben. Die Braut und der Bräutigam wurden - in Begleitung eines Teils der Hochzeitsgäste - von den Amtsträgern der Hochzeit, mit charakteristischen Zeremonien im Hochzeitshaus, in einem verschließbaren Raum, einer Kammer, in Mangel dessen oft auf dem Boden oder eben im Stall hingelegt, wo man sie für einige Stunden allein ließ, damit das Zusammenschlafen erfolgen kann. Das Hinlegen der Braut wurde oft von einem Kerzentanz eingeleitet, das junge Paar wurde zum Hochzeitsbett begleitet. Vor dem Hinlegen wurde die Braut vom Zeichen ihrer Jungfräulich­keit befreit: es wurde ihr der Jungfernkranz abgenommen. Früher wurde dieser mit dem Schwert von ihrem Kopf abgeschnitten, an manchen Orten wurde noch in unserem Jahrhundert das Schwert des Zeremoniemeisters dazu verwendet. Daraufhin entkleideten die nächsten Angehöri­gen öffentlich das junge Paar, oder sie blieben so lange dort, bis das Paar entkleidet war, mit magischen Handlungen wurden sie dann zu Bett gebracht und zugedeckt. Die Braut mußte zahlreiche symbolische Taten ausführen, die erkennen ließen, daß die Frau die Vorherrschaft des Mannes anerkennt, aber heimlich führte sie solche Verfahren durch, die ihre eigene Herrschaft in der Ehe sicherten. Ein wichtiges Moment des Zusammenschlafens war die zeremonielle Vorbereitung des Brautbettes (Hochzeitsbett, Schlafgemach), dessen Austattung immer die ganze Mitgift der Frau darstellte. Die Eheschließung, vor allem aber die Hochzeitsnacht, die als erlaubter und erwarteter Beginn des sexuellen Lebens galt, bot die Möglichkeit zum Zusammensein des jungen Paares, zu der Liebe. Eines der Hauptziele der Eheschließung ist der Kindersegen, besonders die Sicherung des männlichen Nachfolgers. Als Fruchtbarkeitszauber und zum Vertreiben von bösen Geistern wurden Heilkräuter, die mit magischem Glauben verbunden waren, in das Hochzeitsbett gelegt; dem gleichen Zweck dienten auch die magischen Handlungen des jungen Paares und des Hochzeitsvolkes. 351

Next

/
Thumbnails
Contents