A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1994 (Debrecen, 1996)
Művelődéstörténet, irodalomtörténet - Szabadi István: Schweizerisch-ungarische Beziehungen im Spiegel der Biographie von István Veress
István Szabadi SCHWEIZERISCH-UNGARISCHE BEZIEHUNGEN IM SPIEGEL DER BIOGRAPHIE VON ISTVÁN VERESS (1871—1943) Von regelmäßigen Beziehungen zwischen der Schweiz und Ungarn darf eigentlich erst seit der Zeit der Reformation gesprochen werden, und auch in den darauffolgenden Jahrhunderten waren diese vom protestantismus geprägt. Das uns berührende Kapitel in der Verquickung zwischen den Kulturen dieser beiden Völker nahm seinen Anfang in den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, als nämlich die im 18. Jahrhundert gewaltsam unterdrückten Beziehungen der reformierten Kirche Ungarns zur Schweiz wieder aufblühten, was mit anderen Worten hieß, daß es immer häufiger zu Peregrinationen ungarischer Studenten in die Schweiz kam. Schon seit dem 16. Jahrhundert stellte Basel, genauer gesagt, die theologische Fakultät seiner Universität, ein Zentrum der schweizerisch —ungarischen Beziehungen dar. An dieser Universität immatrikulierten sich zu Beginn der wiederauflebenden Beziehungen im Jahre 1852 zwei ungarische Studenten. Und in den darauffolgenden insgesamt fünfzig Jahren, genauer gesagt bis 1897, bot das Theologische Alumnat 67 Studenten aus Ungarn und Siebenbürgen eine Heimstatt. In den Jahren 1897/98 lebte hier auch István Veress, der spätere Direktor des Lehrerbildungsinstitutes des Debrecener Reformierten Kollegiums. István Sályi Veress wurde 1871 in Dengeleg als Sohn eines der reformierten Kirche angehörenden Schulmeisters geboren. Er besuchte die Schule in Debrecen am Reformierten Kollegium und wurde 1897 zum Seelsorger geweiht. Nach dem einen Jahr in Basel arbeitete er in Bethlen als Erzieher in der Familie Bethlen. Ab 1900 war in Rév und ab 1906 in Bihardiószeg als Seelsorger tätig, um danach in Wien den Titel eiens Doktors der Theologie und in Kolozsvár (Klausenburg) den Titel eines Doktors der Philosophie zu erlangen. Im Jahre 1913 wurde er Direktor des Debrecener Lehrerbildungsinstitutes. Dieses Amt hielt er bis 1937 inne. István Veress verstarb 1943. Die Bindungen des Seelsorgers und Lehrers István Veress zur Schweiz spielten von drei Aspekten her in seinem Leben eine wichtige Rolle: 1. vervollständigte er sein Wissen als Student in Basel, 2. ließ er sich die sort erworbenen Kenntnisse in seiner späteren wissenschaftlichen Laufbahn bei der Erforschung der schweizerisch —ungarischen Beziehungen — und hier vor allem der protestantischen Kirche — zugute kommen, 3. nutzte er — aufgrund persönlicher und institutioneller Beziehungen — als Direktor die Erfahrungen aus der schweizerischen Lehrerbildung. All dies stellen wir unter Einbeziehung neuer Quellen in den Einzelheiten der handschriftlichen Biographie von István Veress dar. (Die Biographie ist in der Großen Bibliothek des Kirchendistrikts jenseits der Theiß unter dem Manuskriptvermerk R 6168 aufzufinden.) Wie stark die schweizerischen Bindungen István Veress' waren, beweist nicht zuletzt seine tiefe Freundschaft zu den Schweizer Seelsorgern Arnold Frauenfelder und Johannes Arnstein, von der auch in seinem Lebenslauf die Rede ist. Nach seinem Tode 1943 erwog man auch die Herausgabe seiner umfangreichen Biographie im Druck. Seine ehemaligen Schüler entschlossen sich, die für die Veröffentlichung notwendige Summe zusammenzutragen. Zu einer Ausgabe ist es aber bis heute nicht gekommen. Doch der Forschung ist dieses lokal- wie auch zeitgeschichtlich nicht uninteressante Dokument schon zugänglich geworden, in welchem auch wir — geleitet von allein einem, dafür aber umso lehrreicheren Aspekt — gelesen haben. 374