A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1992-1993 (Debrecen, 1994)
Történelem - Töll László: Armbrüste im Déri-Museum
László Toll ARMBRÜSTE IM DERI-MUSEUM Im Déri-Museum ist eine bedeutende Waffensammlung aus dem Mittelalter zu finden, in der die Armbrüste eine hervorragende Gruppe bilden. Die Armbrust selbst ist ein auf Säule befestigter Bogen, bei dem der linke Arm des Menschen, der den Bogen hält, durch einen Schaft, die rechte I land, die die Sehne spannt und hält, durch ein in den Schaft eingebauten Schloß ersetzt wurde. Diese Konstruktion hatte zum Ziel, die Kraft des Bogens von der physischen Kraft des Menschen unabhängig zu machen. Diese Prinzip wurde in Europa zuerst im 4 Jh. v. Chr. von den Griechen verwendet, seitdem war die Kriegsführung von dieser Waffe bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts begleitet. Die Waffe hatte viele Vorteile: der Armbrustbolzen flog weiter als der Pfeil des Bogenschützen, der Bolzen hatte sogar eine größere Durchschlagskraft, sodaß die Waffe für geharnischtes Ziel viel gefährlicher war. Infolge des gewehrartigen Zielen kam der Bolzen mit mehr Sicherheit ins Ziel. Wegen des bedeutenden Gewichts, der niedrigen Feurgeschwindigkcit, der schweren Handlichkeit und nicht zulezt wegen ihrer Kostbarkeit konnte diese Waffe nie das Schlachtfeld beherrschen. Sie war dann sehr gut verwendbar, wenn man nicht zu manövrieren brauchte, wie z.B.: bei der Verteidigung oder Belagerung eines Burgs. Die Armbrust wurde zur Jagd allgemein benützt und war sehr beliebt. I lohe Schußgenauigkeit und gute Geschoßwirkung machten sie dafür geeignet. Die Armbrüste im Déri-Museum gehören zu den Jagdwaffen. Die zwei ältesten haben Hornschichtbogen und stammen aus dem lezten Drittel des 15. Jahrhunderts. Sie wurden wahrscheinlich in Nagyszeben, in Siebenbürgen angefertigt. (Bild Nr.8., Nr.13.) Das Röntgenbild dieser bogen zeigt, daß die Materialkenntnis und die Kunstfertigkeit der alten Meister wirklich bewundernswert sind. Das imposanteste Stück der Sammlung ist eine Armbrust mit Stahlbogen, die in der Mitte des 16. Jahrhunderts in Antwerpen gemacht wurde, um große Wilde wie Bär, Büffel zu erlegen. (Bild Nr. 20) Nach den Ergebnissen des Computers brauchte man für die Spannung so große Kraft, als würde man 600 Kg. aufheben, und der Armbrustbolzen flog weiter als 400 Meter. Aus dergleichen Zeit stammt eine ähnliche, kaum kleinere Armbrust (Bild Nr. 27), deren deutsche Winde und Sehne auch zurückgeblieben sind. Diese Waffe war auch für Wildjagd geignet. Zu dieser Gruppe gehört eine dritte Armbrust mit Stahlbogen, die "der jüngere Bruder" der oben beschriebenen zwei "Riesen" ist. Ihre Sehne und ihre Zahnstangenwinde sind auch vorhanden, ihre Besonderheit steht aber darin, daß ihr Schaft mit peinlich geritzter Knocheneinlage dekoriert ist. So dürfte diese Armbrust zu den Schmuckwaffen gezählt werden. (Bild Nr. 29. 30.) Die Abzugsvorrichtungen der drei oben genannten Armbrüste sind mit technischer Bravour angefertigt. Jede hat ein Sicherungs- und Beschleunigungsmechanismus. Für die große Übesetzung ist charakteristisch, daß die Sehne, die im Falle der größten Armbrust mit mehr als eine halbe Tonne Kraft belastet war, konnte mit dem Abzug einer kaum 1 cm Stange leicht ausgelöst werden. (Bild Nr. 34. 35.) Das späteste Stück in der Sammlung ist eine Scheibenarmbrust mit barockschem Einfluß aus deutschem Gebiet. Sie hat Stahlbogen und als Spannungshilfe diente Hebelspanner mit Geißfuß. (Bild Nr. 32. 33.) Die Waffe dürfte am Ende des 17. Jahrhunderts angefertigt haben, sie läßt sich schwer datieren, denn solche Armbrüste wurden 150 Jahre lang in großäer Menge produziert. Diese Waffe mit interessanter und ziemlich rätselhafter Geschichte hat in unseren Tagen Renaissance — hauptsächlich als Jagd — und Scheibenwaffe. Sie sieht aber nur von Außen wie ihre Ahnen aus, ihr Material und Mechanismus sind schon Produkte einer modernen Zeit. 163