A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1991 (Debrecen, 1993)

Néprajz - V. Szathmáry Ibolya: Der Debrecener Perlenkranz

Ibolya V. Szathmári DER DEBRECENER PERLENKRANZ Bei den ungarischen Frauentrachten darf párta (dt. etwa: Jungfernkranz) zu den wertwollsten Kopfsch­muck gezählt werden. Glöech einer Krone verzierte er den Kopf der Frau schon seit Alters her, dabei hatte er nicht die Aufgabe, den Kopf zu bedecken oder zu schützen. Das Tragen dieses Kranzes kann auf dem ge­samten Gebiet des historischen Ungarn nachgewiesen werden. Was seine Gestalt, seine Form und die Art und Weise seiner Verwendung angeht, so kannte man mehrere Typen: der schmale, ringförmige párta wurde oben auf dem Kopf oder waagerecht in die Stirn gerückt getragen, der etwas dreieckartige, sich in der Mitte erhö­hende előpárta (dt. etwa: Vorkranz) wurde ebenfallas auf dem Kopf getragen, während der breite Knoten­párta den Haarkonten der Frau bedeckte. Der Debrecener oder auch Agraffen-Perlenkranz genannte Kranz zählt zum Typ der Ringkränze. Die­sen durften — im Gegensatz zu den beiden anderen Type — nur ledige Mädchen tragen, da er Symbol für "Mädchentum". "Reinheit" und "Jungfräulichkeit" war. Diesen Kranz setzten sich die Mädchen als Zeichen des Erwachsenseins — die reformiert Gläubigen zur Konfirmation — das erste Mal auf, um ihn solange zu tragen, bis ihnen die Haare für die Hochzeit zu einem Knoten hochgesteht wurden. Die Rolle dieser Kränze als Ausdruck der Unbeflecktheit und Jungfräulichkeit ist in Liedern zur Verabschiedung der Braut, in Sprich­wörtern und in Redewendungen lanmt Zeit erhalten geblieben. Das Kränztragen bei den Mädchen blickt auf eine lange historische Vergangenheit zurück. Die Ergebnis­se aus archäologischen Aufdeckungen bringen den Beweis, dass schon in Gräbern aus der Landnahmezeit der den Mädchenkopf umkränzende Schmuck vorhanden war, und von der zeit an dann beständig bis hin zum Ende des 19. Jahrhunderts. Sein beständiges Vorhandensein in Debrecen und Umgebung kann durch gegens­tändliche wie auch schriftliche Dokumente gleichermassen bewiesen werden. Die Kranzformen und Schmuckelemente der verschiedenen Epochen änderten sich je nach den Bedürf­nissen und der Mode der Zeit. Die uns von unseres Gegend als alte steerhalten gebliebenen Kränze stammen aus der Landnahmezeit und Bestehen — ähnlich wie andere Verzierungen an der Kleidung — aus gepressten Metallbeschlägen — aus Silber, vergoldetem Silber, Bronze usw. (Fundmaterials aus Grabaufdeckungen in Sárrétudvari-Hízóföld und Püspökladány). Die Verzierungen an den Kränzen aus dem Mittelalter und aus späteren Zeiten stellen jedoch keineswegs die Nachfolge dieser frühen Kränze da etwa im Verlauf des 14— 15. Jahrhunderts Schmuckelemente aufkamen, die allein für die Kränze typisch waren: so die aus Perlen auf­gestickten Blatt- und Blütenmuster, die drahtartiartigem (Gold, Silber) Metallfäden gefertigten Blumen (Spiralverzierungen), die aus den unterschiedlichsten Edelsteinen, Perlen und Metallfäden aufgebauten, ke­gelförmigen "Agraffen", die Verzierungen aus Spitzennetz und Spitzenborten oder die Metallfadenstickere­ien. In der historischen Entwicklung der Jungfernkränze aus Debrecen bildeten diejenigen, die mit echten kleinen Perlen verziert waren und im 17— 18. Jahrhundert getragen wurden, eine ganz spezifische, sich von den anderen gut abgrenzende Gruppe. Davon hatten wir schon in einer Arbeit geschrieben, hier wird nur die spätere, sog. mit Angraffen verzi­erten Perlenkränze bekanntgemacht. Die Debrecener Kränze, die auch Agraffen oder mit Agraffen verzierte Perlenkränze gennant werden, bekamen ihren Namen nach den Verzierungen. An all ihnen sind Perlenverzierungen, die zentralen Verzie­rungen sind jeweils agraffenfärmig angebracht. Der hierzu gehärende früheste Fund ist fast vällig heil gebli­eben. Er stammt aus einer Ausgrabung beim "Szerep-Csonkatorony" aus dem 16. Jahrhundert im heutigen Bezirk Hajdu-Bihar. Die Kränze, die unter dem Namen Debrecener Agraffen-Perlenkränze bekannt wurden, bilden in Hinb­lick auf ihre Gestalt, ihre Form und ihre Verzierungen eine Einheit. So bestehen sie sämtlichst aus zwei Ha­uptteilen: einem 4—5 cm breiten ringförmigen Reifen in Kopf grosse und einem den oberen Teil des Reifens 223

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