A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1989-1990 (Debrecen, 1992)

Muzeológia - Töll László: Japanische Schwerter im Déri-Museum

László Toll JAPANISCHE SCHWERTER IM DÉRI-MUSEUM In der Frigyes-Déri-Sammlung werden sieben japanische Schlagwaffen bewahrt, die zur Gruppe der Schwerter und Dolche gezählt werden dürfen. Bei ihrer genaueren Bestimmung kommen uns ihre Abmessungen, ihre Verzierungen sowie die Form ihrer Klingen zu Hilfe. Schon vor rund tausend Jahren hat sich die für die japanischen Schwerter so charakteristische gebogene Form herausgebildet, die sich auch später nur sehr gering veränderte. Von der Länge her können diese Waffen in drei Gruppen eingeteilt werden, somit befinden sich im Besitz des Museums zwei Langschwerter KATANA, vier Kurzschwerter WAKIZASHI und ein Dolch TANTO. Die peinlich genaue Auserbeitung dieser Schwerter zeigt, dass es sich hierbei um Schmuckwaffen ge­handelt haben muss; ihre Verzierungen sind typisch für die Edo-Ära. Belegt wird dies auch durch den Klingquerschnitt, der zum Typ SHINOGI-ZUKURI (16. Jh.) zählt und hier die späteste Formation bildet. An vier von den sechs Schwertern befindet sich die sog. HAMON-Linie, ein Beweis für die specielle Hitzebehandlung der Schneide. Dieses so besondere Schmiedeverfahren, das aus dem Zusammensch­weissen von Stahlarten mit unterschiedlichem Aschegehalt, das heisst, von unterschiedlicher Härte, be­steht, indem man dem Schwert einen weichen Stahlkern gab, der von Hartstahl umhüllt war. Ebenso hebt die schon erwähnte Schneidenstählung den Wert der Klingen und ist gleichermassen Beweis dafür, dass man seinerzeit den Schwertern neben ihrem Charakter als Schmuckwaffen auch ihre Brauchbarkeit als Kampfwerkzeuge erhalten wollte. Als die wertvollsten Exemplare der Sammlung dürften die KATANA -und die WAKIZASHI­Schwerter gelten, die sowohl in ihren Abmessungen als auch in ihrer äusseren Gestalt miteinander über­einstimmen, dass heisst, die von vornherein als Paar angefertigt wurden. Anhand ihrer HAMON-Linie und ihrer Verzierungen lassen sie sich auf das 18. Jahrhundert datieren. Die übrigen Waffen stammen wahrscheinlich aus dem 19. Jahrhundert, davon ist eins KATANA; und von der Qualität seiner Klinge her zu urteilen, handelt es sich hier um ein Massenprodukt. Den Holzgriff bedeckten zumeist Haifischhaut mit einer geflochtenen Schnur aus roter Seide oder gelackte Pflanzenfasern, die eine rutschsichere Oberfläche abgaben. Die leicht geschwungene Gestalt der Klingen ermöglichte es, diese Waffen sowohl als Schwert wie auch als Säbel zu benutzen. Dank des lange Griffes verteilte sich das Gewicht gleichmässig und die Waffe Hess sich leicht handhaben. Die Schiede war in allen Fällen aus Holz, und zwar aus zwei Teilen und gelackt. Die Klinge des Dol­ches, welche kein HAMON besass, war in ihrem Querschnitt dreieckig. Hierbei handelt es sich um eine ty­pische Waffe zur Selbstverteidigung. Von der Verzierung ausgehend, kann angenommen werden, dass dieser Dolch mehrfach umgearbeitet wurde. Die Gestaltung der japanischen Waffen spiegelt eine derartige ästhetische Harmonie wider, in der sich funktionelle Volkommenheit mit dem Waffencharakter des Schwerter auf einzigartige Weise verei­nen. 533

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