A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1989-1990 (Debrecen, 1992)

Művelődéstörténet - Tóth Béla: Die Rolle des Erasmus in der reformierten Schule Ungarns

Béla Tóth DIE ROLLE DES ERASMUS IN DER REFORMIERTEN SCHULE UNGARNS Das Wirken des Erasmus in Europa Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts bedeutete die Entfaltung der Neuzeit, die Renaissance, den Anbeginn der Reformation. Mit seinem scharf kritisieren­den Geist durchbrach er den dichten Nebel des Mittelalters, den Nebel verhornter Vorurteile, kurzsichti­ger Machteinflüsse, schkolastischer Rückständigkeit und dogmatischer Erstarrtheit, und strebte danach, die Menschen stattdessen auf dem kürzesten Weg und in der einfachsten Weise der Wahrheit, dem wah­ren frischen Leben, der echten Wissenschaft zuzuführen. Als Muster dienten ihm das klassische Altertum, die griechische und lateinische Literatur und die ursprüngliche Biblische Christenheit. Das heisst, er deck­te von neuem die Quellen der Kultur für das Europa der Neuzeit auf, und wurde zum Mitbegründer des sogenannten christlichen Humanismus der Neuzeit, in dem er dann Nachfolger, wie Ramus, Morus, Me­lanchthon und andere hatte. Durch seine Bibelkritik hingegen wurde er zu einem der Auslöser der Refor­mation. Durch seinen regen Geist, seine flinke Feder und seine ausgezeichnetes Latein entstand eine lange Reihe literarischer Werke von grosser Wirkung, die dann über den Buchdruck in langen Serien von Ve­röffentlichungen in ganz Europa erschienen, um dann wiederum über die Schulen und Bibliotheken in die Hände der Leser, Wissenschjaftler und Schüler zu gelangen; dies vor allem über die protestantischen (reformierten) Schulen, die in ihm von Anfant an einen Verbündeten und eine Stütze gesehen hatten. Seine Wirkung, die im Anfang mehr politischer Art war (Verkündung einer Vereinigung gegen die Türken), kam auch im Ungarn zu Beginn des 16. Jahrhunderts zur Geltung: Anschliessend daran ersche­int sie Beginn der Entfaltung protestantischer Schulen und Kollegien auch in diesen, und zwar in Form von „Lehrbüchern" und anderen Veröffentlichungen. Zuerst erschienen seine Werke in Brassó (Her­mannstadt) (1539) unter der Betreuung von János Honterus, später dann gleich drei in Debrecen (Civili­tas, morum, Dicta Graciae sapientum, Libellus elegantissimus qui incsribitur Cato, 1589-91). Hierauf folgte dann eine lange Reihe von Veröffentlichungen und Übersetzungen seiner Werke sowohl in Debre­cen als auch in ganz Ungarn, besonders aber in den Städten, wo es eine Druckerei gab. Als letztes erschien Colloquia in Debrecen, 1701. Seine Wirkung reichte noch hin bis zu Csokonai, und sogar über ihn hinaus. Diese Wirkung war ausserordentüch vielseitig und nahm ihre Rolle über die Verbreitung eines zivili­sierten, moralischen Verhaltens hinaus in der Herausbildung kritischen Geistes und eines guten lateini­schen stils ein. In der Verbreitung einzelner Kunstgattungen, wie zum Beispiel der des dramatischen Dia­logs, erstreckte sich dies anhand siener Briefe usw. auch auf das Erscheinen und die Praktizierung der Korrespondenzkunst, einer Gattung, die derzeit grosse Bedeutung in Ungarn besass. Seinen 450. Todestag beging auch die Ungarische Akademie der Wissenschaften in Form einer Ge­denksitzung mit einer Vortragsreihe, in deren Rahmen auch die vorliegende Studie verlesen wurde (22. August 1986). 449

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