A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1988 (Debrecen, 1990)

Művészettörténet - Masits László: Eine authentische Darstellung von Ferenc Kölcsey

László Masits EINE AUTHENTISCHE DARSTELLUNG VON FERENC KÖLCSEY Mehrere zeitgenössische Gemälde und Grafiken stellen die Gestalt des klas sischen ungarischen Schriftstellers Ferenc Kölcsey (1790—1838) dar. Darunter stösst man immer wieder auf weniger gelungene, sogar selbstwillig vorgestellte und demnach fehlerhafte Porträts. Meine Aufgabe besteht darin, die Darstellungsüber­lieferungen glaubhaft zu machen und meinen Möglichkeiten entspechend, eine künstlerische Wertordnung zu schaffen. Zu Lebzeiten des Künstlers traten zahlreiche Faktoren auf, die das Porträ tieren von Personen aus dem öffentlichen Leben erschwerten. In Ungarn existierte im ersten Viertel des vergangenen Jahrhunderts weder ein Schule für bildende Künste noch eine Galerie. Da es dem um seine nationale Unabhängigkeit kämpfen­den Volk immer wieder an den notwendigen Mitteln fehlte, konnten Ausländische Künstler nur in Ausnahmefällen beauftragt werden. Weitverbreitet war auch die Grund für seine Einsamkeit gewesen sein. In verschiedenen Schriften seiner Zeit­Ansicht, dass das Porträt eines Mannes unwürdig sei. Kölcsey hatte auf einem Auge sein Augenlicht verloren. Dies mag auch ein genossen wird von seinem auffallenden Äusseren und seinem etwas excentrischen Verhalten bei öffentlichen Auftritten berichtet. Da Kölcsey selber nie über d!en Verlust der Sehkraft auf einem Auge schrieb, wird' diese Tatsache auch heute noch vielfach angezweifelt, und es wird darum gestritten, ob es sich um das linke oder um das rechte Auge handelte. In dem 1963 erechienent Ungarischen Literatur lexikon hat der Verfasser des Artikels über Kölcsey durch die Veröffentlichung eines seitenverkehrten Fotos eines Gemäldes von Kölcsey leider eine Fehlinfor­mation gegeben. Somit dangt diese Frage auf eine unbedingte Klärung. Meiner Meinung nach widersprechen auch mehrere unbestreitbare Tatsachen den Be­hauptungen, die in dieser Frage Unsicherheit auslösten. Als erstes wäre hier der Brief über die Verletzung zu nennen, welche Kölcsey im Alter von 42 Jahren erlitt. Weiterhin die unmissverständlich auf die rechtsseitige Erblindung des Di­chters hinweisende Scrift eines Zeitgenossen und Literaturhistorikers. Und als letzte Tatsache dient das Gemälde des österreichischen Malers Anton Einsle (1801—1871), auf dem er 1835 den auf dem linken Auge sehenden Kölcsey verewigte. Hier stellt der Künstler den Dichter in der für jene Zeit charakteristichen klassizistichen Auffassung, in der beim ungarischen Adel so beliebten Tracht auf der Höhe seines Lebens dar. Als Porträtist für mehrere ungarische Adlige tat Anton Einsle auch hier sei­nem Auftrag genüge. Doch kann er all den Ansprüchen nicht restlos nachgekommen sein, die diejenigen an die Proträtirkunst stellten, welche gleichzeitig sein geis­tiges Leben steuerten. Ganz objektiv gesehen, hat Einsle zu den Porträtisten ge­hört, die kaum überdurchschnittliches leisteten. Die wahre Bedeutung seines Ge­mäldes soll hier aber nicht verschwiegen werden. So machten sich mehrere Maler und Bildhauer die ikonographischen und Kleidungselemente seines Werke zukutze. Die Nachwelt sollte all denen nur dankbar sein, die an der Verewigung der Ges­talt Ferenc Kölcseys beteiligt waren und sein Porträt den nachfolgenden Genera­tionen erhalten haben. 325

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