A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1988 (Debrecen, 1990)
Művészettörténet - Sz. Kürti Katalin: Das Reformierte Kollegium – Wiege der bildenden Kunst in Debrecen (Eröffnungsansprache zu einer Ausstellung, 31. Október, 1988)
sehr gut!" Auf dieses Vorrecht, auf dies mit Worten Unausdrückbare antwortete der hervorragende Maler Walter Timmling: „Dass Schöne, das wir durch unser Auge oder Ohr erfahren haben, ist stets eine Erinnerung an das paradies." Doch wenn dies so ist, und wir unseren Blick über alle Meisterwerke der bildenden Kunst streifer lassen von den afrikanischen Höhlenzeichnungen bis hin zu Rembrandts „Nachtwache", vom alttestamentarischen Kult bis hin zu Michelangelos „Moses" oder von den Katakombenmosaik der Urchristen bis hin zu Münkácsis „Ecce homo", so stellt sich zu recht die Frage, wo wir uns denn eigentlich befinden, wo unser Platz in dieser unendlich grossen Welt ist was wir hier und jetzt sagen und verstehen wollen, und wie sich die versiegelten Lippen auftun und sprechen werden. Wir wissen sehr wohl dass in unserer Stadt der sog geistig künstlerische Zweig in der Kunst dominierte, denn, hier war die Sprache von Károlyi und Szenei Molnár die Quelle für schöpferische Gedanken bei den Ungarn. Sie waren puritáné Kalvinisten unsere Vorfahren, die in der Kunst des Wortes, in Prosa und Dichtung, in Redekunst und Gemeindemusik ihr Bestes zu geben versuchten, und dies mit der Ehrlichkeit, wie auch Moses zum Volk sprach : „Und was zur Neige geht, davon opfert nichts!" Dies war so, w eil vollkommen beim geistigen Sein angefangen und herrührend aus dem Charakter des gemeinschaftlichen Glaubensbekenntnissen jedermann daran teilhaben konnte. Die Betonung lag hier aber nicht darauf, die Werke weltbekannter Genies zu bewundern, sondern darauf dass, das Gemeinde, die Botschaft in der schönen ungarischen Sprache hört und und versteht, dass die Gemeinde als gleichrangiges Glied des Glaubensbekenntnis im Gemeindegesang spricht. So konnte der bildenden Kunst neben der geistigen Kunst in Debrecen nur eine dienende Rolle zukommen. Ein gutes Beispiel hierfür ist die geschichtliche Zusammenfassung die die Kunsthistorikerin Dr. Katalin Kürti Szöllősi in so brillanter Bündigkeit für unsere Einladung zusammenstellte. Die Kupferstecher standen im Dienst der wissenschftlichen Bildung, die Geografiemappen halfen im Schulunterricht, die Porträtisten regten zur Erinnerung und zum Beispielgeben an, die Marmorstatue von Csokonai hingegen war dazu berufen, das geistige Erbe des stets nach Leben, Bewegung und Entwicklung strebenden Debrecener Bürgers wachzuhalten. Doch auch die derzeitigen Gebäude unserer Stadt in ihrem grandios prunkvollen Äusseren und ihrem reinen weissen, einfachen Inneren spiegeln diese Mentalität treu wider. Sie sind nicht um ihrer selbst oder um den Genuss des Kunstkenners willen solche sondern allein um das so unvergleichlich weigentümliche geistige Erbe der Debrecens zum Ausdruck zu bringen das sich über Jahrhunderte hinweg in sie hineingeimpft hat, das für sein Volk und Vaterland Werte schf und aufwies, das mit den Worten von Imre Révész folgendermassen heisst: ^feuerfest stählte mich das Phönix-Geschick der Stadt, unter der Last zu wachsen, lehrte mich die Hoffnung auf die Palme der Arbeit, seelisch zum Ungarn machte mich die Bibel ...". Debrecen hatte wahrhaftig einen grossen Preis dafür zu zahlen, dass es Debrecen bleiben konnte. Dennoch dürfen wir sagen, dass die Stadt die bildenden Künste nichtverkümmern liess und nicht vernachlässigt, nur in der gegebnen historisch-gesallschaftlichen Situation hat sie sie in einer Angleichung an die Zeit anders bewertet und* ihnen eine andere Bedeutung zugemessen. Ob nun diese Funktion des Anderssein in der Kunstinterpretation der Hauptgrund für die verhältnismässige Armut der Vergangenheit in der bildenden Kunst von Debrecen gewesen sei mag, das wage ich hier nicht zu entscheiden, denn ohne hier missverstanden zu werden, liegt der Reichtum dieser Gegend, unserer Gegend, eben in der Armut, im einfach Puritánén, das im Museum für Kirchenkunst des Kollegiums so rein und treu dargestellt wird. Einst ist gewiss, unsere durch die freigiebige Unterstützung der Debrecener betriebene Schule wurde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zur iege für die hiesigen bildenden Künste, und eben diese Schule wurde gut hundert Jahre darauf zu deren Treibhaus. Vor drei Tagen ist die mehr als 800 Seiten umfassende Monographie zur Kollegiumsgeschichte erschienen, die in ihrer Art ein unvergeichbares Werk der Schulgeschitsliteratur in Ungarn darstellt. Dennoch sind wir uns dessen bewusst, dass die Geschichte des Kollegium noch zahlreicher Teilstudien bedarf, selbst wenn wir das Jahrbuch des Gymnasiums hinzurechnen, welches auf einigen Fachgebieten eine Ergänzung darstellt. Auch ist die Kollegiumgeschichte der bildenden Künste noch 305