A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1988 (Debrecen, 1990)
Történelem - Varga Gyula: Angaben zur Geschichte der Debrecener Tischlerzunft und zu volkstümlichen Möbel
Gyula Varga ANGABEN ZUR GESCHICHTE DER DEBRECENER TISCHLERZUNFT UND ZU VOLKSTUMLICHEN MÖBELN Die Debrecener Tischlerzunft tat sich im Jahre 1620 zusammen. Ihr erster Zunftbrief wurde vom damaligen Obersten Richter der Stadt bestätigt. Die letzte Schmuckurkunde der Zunft wurde von Kaiser Franz I. im Jahre 1821 sanktioniert. Schon während des 17. Jahrhunderts wirkte die Zunft entsperchend den für die königlichen Freistädte charakteristischen Formen. Die Zahl der Meister bewegte sich im allgemeinen zwischen 20 und 40. Was die eingezahlten Steuern und die Ländereien, die sich in Händer der Zunftmeister befanden, anging, zählte die Zunft zu den mittelmössig oder sogar gut bemittelten Zünften. Sie fertigten im 17. Jahrhundert vor allejm bemalte Truhen, truhenartige Tische, Stühle, Bänke, Wiegen und Särge an. Aufgrund einiger uns bis heute erhalten v gebliebener Gegenstände kann gesagt werden, dass diese Arbeiten von hohem meisterlichen Können und von einer guten Kenntnis um die derzeitigen Möbelstile in Europa und Ungarn zeugen. An den Arbeiten sind besonders die Stilmerkmale der Renaissance zu bemerken. Noch in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde in der Zunft die „Blumenmalerei" beibehalten, doch ab Mitte des Jahrhunderts bekamen die polierten und mit Intarsien geschmückten Möbel aus Hartholz immer mehr Vorrang. Denjenigen, die der Zunft beitreten wollten, wurde das Zeichnen 1752 als Regel vorgeschrieben und nach 1768 dann sogar zur Pflicht gemacht. Die vortrefflichen Stück Papier und eine in natürlicher Grösse, auf einer „Tafel", einem kleineren Stück Papier und eine in natürlicher Grösse, auf einer „Tafel". Von dieser Zeit an wurden die volkstümlichen bemalten Möbelstücke, vor allem die mit Blumenmustern für niederer gehalten und meistens nur von den ärmeren Handwerkern angefertigt. Es kam zu einer Differenzierung im Handwerk: viele der Handwerker gingen dazu über, die heute als „Kunstmöbel" benannten Möbel anzufertigen oder zu reparieren, während andere lieber Gebäudezubehör wie Taren, Fensterrahmen, Holztreppen oder verzierte Tonwege anfertigten. Eigentümlicherweise wuchs gerade zu der Zeit in bäuerlichen Kreisen der Gefallen an den mit Blumenmustern bemalten Möbelstücken. Im Jahre 1826 verbot die Zunftversammlung ihren Mitgliedern bei Androhung von Strafe das Blumenmalen. Aus eben diesem Grunde taten sich ländliche Tischlerzentren in der Umgebung von Debrecen hervor, die ursprünglich dem Debrecener Stil gefogt waren, dann aber mehr oder weniger eigenständige Züge annahmen. Unter diesen verdient vor allem Hajdúböszörmény an Interesse, wo es im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts gang und gäbe war, auch Särge mit Blumenmustern zu verzieren. Beachtenswert sind ausserdem die Arbeiten der damaligen Meister aus Hajdúszoboszló, Derecske, und Püspökladány. Natürlich nahm während des 19. Jahrhunderts der Bedarf an derlei Möbelstücken so sehr zu, dass sich auch vielfach Pfuscher mit der Herstellung von bemalten Möbelstücken, den sog. Tulpentruhen, Betten, Wiegen, Bänken und ähnlichem ihr Geld verdienten Zu jener Zeit stellten die besser situierten Tischler von Debrecen auch schon Schränke, Sekretäre, Tische Stühle und Schreibschränke in einem de!m europäischen Niveau nachhkommenden Empirer, Rokoko- oder Biedermeierstil her. Dennoch verlor dieser Handwerkszweig zum Ende des 19. Jahrhunderts hin an Prestige. Während im 17. und 18. Jahrhundert das Handwerk hier noch stilbestimmend war, konnte es ab Ende des 18. Jahrhunderts — wenn auch mit etwas eigenem Geschmack — die verschiedenen Moderichtungen nur verfolgen. Nachdem im Jahre 1907 in Debrecen eine Möbelfabrik gegründet worden war, ging das hiesige Tischlerhandwerk dem Verfall entgegen. 262