A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1986 (Debrecen, 1987)

Muzeológia - Nagy László: Asiatische Bogen in Déri-Museum

László Nagy ASIATISCHE BOGEN IM DÉRI-MUSEUM Die Grundlage für die vorliegende Studie lieferte eine komplexe Untersuchung der türkischen persischen und japanischen Bogen im Déri-Museum. Hierbei wurde besondere Betonung auf die Geheimnisse um die Anfertigung und Konstruktion der Bogen gelegt. Im weiteren wurde auch ihr Platz in den gegebenen Kulturen umrissen. Alle drei Bogen gehören zur Gruppe der zusammen­gesetzten Reflexbogen, doch von der Konstruktion und vom Aufbau her sind sie verschieden. Die türkischen und persischen Bogen bilden drei Schichten: sie bestehen aus hölzernen, knöchernen und hernigen Teilen. Diese Fertigungstechnik lebte vom 16. Jahrhundert v.u.Z. bis zur Mitte des ver­gangenen Jahrhunderts ununterbrochen, wenn auch immer wieder in andere geographischen Re­gionen. Am auffallendsten war ihre Anfertigung bei den berittenen Nomadenvölkern zu beobachten. Jedes sich des Reflexbogens bedienende Volk bildete die für sich zweckmässigste Form entsprechend seinen Traditionen heraus. Von der Konstruktion her sind sich diese Bogen gleich. Abweichungen zeigen sich in den Proportionen zwischen den Krümmungen der Arme und den starren Teilen sowie in den Abmessungen. Die türkischen und die persischen Bogen unterscheiden sich in ihren Krümmungen voneinander. Beim Studium der Bogen fällt immer wieder auf, wie sich diese im un­garischen Bogengebrauch gleichen. In Ermangelung an gegenständlichen Erinnerungen wird in Darstellungen gezeigt, wie die ungarische Bogenanfertigung aus der Zeit der Landnahme bis zu Beginn des 16. Jahrhunderts unverändert fortgelebt hat. Das türkisch-persische Bogenschiessen mit allem, was dazugehört — Köcherformen, Bogenringe, Waffenarsenal — zeigt eine unmittelbare Verbindung mit dem Bogengebrauch bei den Steppenvölkern. Das japanische Bogenschiessen hingegen steht in vieler Hinsicht für sich allein da. So bilden die Konstruktion der Bogen, ihre asymmetrische Aufteilung sowie der gesamte Kult um sie geradezu eine Insel in dieser geographischen Region. Auch bei der Verwendung von Bambus stiessen wir auf eine alleinstehende Methode. Da die Literatur nicht auf diese eingeht, mussten die verwendeten Bambusarten im Verlauf der Forschungsarbeiten herausgefunden werden. Und eben der besondere Aufbau des Bambus verleiht den japanischen Bogen ihre ungewöhnliche Stärke. Unter Rücksicht­nahme auf ihre berittenen Kämpfe versuchte ich, eine praktische und funktionelle Erklärung dafür zu liefern, warum die langen japanischen Bogen asymmetrisch wurden (der Griff liegt auf einem Drittel der Länge). Bei vielen Völkern tauchen die das Bogenschiessen umrahmenden kultischen Bräuche, wie z. B. das Vertreiben des Bösen und der Krankheiten, auf. Und auch auf diesem Gebiet sind die japanischen Überlieferungen besonders reichhaltig. In spezifischer Weise vereint sich dies innerhalb des Sen-Buddhismus und auch in der Anschauungsweise des modernen Japaners. Anhand dieser musealen Gegenstände kann es uns gelingen, dem Geist der Vergangenheit sowohl in Europa als auch in Asien näherzutreten. 556

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