A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1986 (Debrecen, 1987)

Irodalomtörténet, Művelődéstörténet - Csejtei István: Das Rezeptbüchlein des Debrecener Cnirurgen József Csokonai

István Csejtei DAS REZEPTBÜCHLEIN DES DEBRECENER CHIRURGEN JÓZSEF CSOKONAI Die handschriftliche Rezpetsammlung — mit ihren erhalten gebliebenen 78 Seiten — stammt aus den 70er und 80er Jahren des 18. Jahrhunderts und enthält vorwiegend die Rezepte von István Hatvani, István Weszprémi und József Csapó, den bekannten Ärzten, sowie die Vorschriften des Apothekers Sámuel Kazai. Am Schluss des Büchleins hat jemand mit der Unterschrift dr. Gombos in Székelyhíd während der Jahre 1815—1821 einige Rezepte eingetragen. In den 153 Rezepten, die mit alchimistischen Zeichen und nach dem seinerzeit in der ärztlich-apothekerlichen Praxis verwendeten Gewichtssystem zusammengestellt sind, befinden sich 134 „simplicia" und 192 „composita", was insgesamt mehr als 1000 verschiedenen Grundstoffen entspricht. Die Nomenklatur der so reichen „materia medica" und die Vorschriften weisen auf die Anwendung des Dispensatorium Pharma­ceuticum Austriaco-Viennense (1729), der Iaxa Pharmaceutica Posoniensis (1745), des Dispensato­rium Medico-Pharmaceuticum Pragense (1739) sowie der Pharmacopoea Austraiaco-Provincialis (1774) hin. Ausser der Lesung des —teils ungarischen, teils lateinischen — Textes dieser 153 Rezepte wurden auch eine Studie und eine eingehende Erklärung zu dem 200 Jahre alten Rezeptbüchlein an­gefertigt. Auf einzelnen Rezepten bemerkte der Chirurg Csokonai — neben den Arzneimitteln — noch: — die die Arznei verordnenden Ärzte (Hatvani, Weszprémi und Csapó, haben in der Schweiz und in Holland studiert, Ärzte — Doktoren von grossem Wissen, hervorragende Persönlichkeiten der ungarischen Geisteswelt im 18. Jahrhundert); — die Krankheit, für welche die Arznei verordnet wurde (Petécs: Typhus mit Ausschlag; Schnupfensprossen: pocken- oder pestartiger Ausschlag; Erysipelas; Phtysis; Morbus gallicus; Ruhr; verschiedene Unfälle usw.); — die Art der Verabreichung bzw. Behandlung (muskatnussgross, ein Löffel, eine Tasse voll, zwischen zwei Tüchern auf die Milzgeschwulst, Aderlass usw.); — den Namen des Patienten (für meinen Sohn Mihály; für meinen Herrn Schwager Mihály Diószegi; für die Frau des Herrn Oberrichters Lajos Domokos; für Pastoren, Handwerker, Händler, Beamte, Schüler usw.) ; — die Form der Arznei (Balsamum vulnerarium, Cataplasma, Clysma, Epithema, Fomentatio, Synapismus, Haustus, Linctus, Injectio ad vulnera, Liquor usw.) ; — das Datum der damaligen Sitte gemäss (z. B. 3-a. 9bris, 1776 = tertia novembris, 1776); — den Namen des Apothekers (vor allem Sámuel Kazai, Provisor der „Stadtapotheke", dann ab 1773 deren Besitzer, den im ganzen Land bekannten Buch- und Kunstsammler und Antal Zeinin­ger, den Besitzer der im Jahre 1772 gegründeten Apotheke „Arany Egyszarvú" — dt.: Goldenes Einhorn -); den Preis der Arzneimittel, und zwar nicht stückweise, sondern in einer Summe (z. B. Taxa apud Dominium Kazai 7 Rhf. 40 xr. = 7 rheinische Forint und 40 Kreuzer). Besonderes Interesse haben unter den auf den Rezepten vorkommenden Arzneimitteln zwei unga­rische Mittel verdient. Hiervon war das eine das „Pulvis Pannonicus Ruber" nach der Taxa Phar­maceutica Posoniensis laut Torkos das sog. „Ungarisches Rotes Pulver", das einst ein sog. geheimes Mittel, ein „secretum" war und sich bei jeder schweren Krankheit als von ausgezeichneter Wirkung erwies. Das andere war das in ganz Europa bekannte und weit und breit angewendete „Aqua Reginae Hungáriáé" (Wasser der Ungarischen Königin), ein durch Destillation aus Rosmarinblüten gewon­nenes, alkoholisches, aromatisches medizinisches Wasser. Einer „Legende" zufolge, die bei den Forschungen zu István Weszprémi bekannt wurde, soll die ungarische Königin Elisabeth, Frau des im 14. Jahrhundert regierenden Karl Robert, Mutter des ungarischen Königs Ludwig d. Gr., dieses eigenhändig in Latein in ihr Brevier eingetragen haben. Das Präparat wurde im Laufe der Zeit in sämtliche ausländischen Arzneibücher aufgenommen. Umso eigentümlicher erscheint es, dass das Wasser der Ungarischen Königin einigen Medizinhistorikern zufolge in Ungarn selbst nicht bekannt gewesen sein soll und auch nicht angewendet wurde. Einzige Ausnahme bildete hier Debrecen, wo 517

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